Einbürgerung im Milchwerk
"Wir sind ein weltoffenes Land"

Landrat Zeno Danner (Dritter von rechts) und MdB Dr. Ann-Veruschka Jurisch (Achte von rechts) feierten gemeinsam mit den "Philianern" des Stadtchors Engen und den übrigen Gästen die Einbürgerung ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger. | Foto: Patrik Silberling
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  • Landrat Zeno Danner (Dritter von rechts) und MdB Dr. Ann-Veruschka Jurisch (Achte von rechts) feierten gemeinsam mit den "Philianern" des Stadtchors Engen und den übrigen Gästen die Einbürgerung ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger.
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Radolfzell. Gelassene und freudige Stimmung herrschte unter den neuen deutschen Staatsangehörigen und den übrigen Gästen im Milchwerk, als zum 15. Mal die feierliche Einbürgerung von ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern stattfand. Rund 1.200 Menschen erhielten im vergangenen Jahr im Landkreis Konstanz die deutsche Staatsbürgerschaft. Mit dem feierlichen Bekenntnis zu unserem Land und der Übergabe der Einbürgerungsurkunde wurden bei der diesjährigen Einbürgerungsfeier weitere Personen durch das Landratsamt Konstanz eingebürgert.

Was bedeutet es, deutsch zu sein?

Nach einer bewegenden musikalischen Eröffnung durch die Jugendabteilung „die Philianer“ des Stadtchors Engen unter der Leitung von Ulrike Brachat stellte Landrat Zeno Danner die alte, wohl nie aussterbende Frage, was es bedeute, deutsch zu sein. „Bedeutet es, weltoffen zu sein? Oder bedeutet es Mülltrennung und Klimaschutz? Oder bedeutet es, Deutsch zu sprechen?“, fragte Danner.

Für ihn gehöre es zum Deutschsein dazu, dass man bestimmte Werte teile. Dazu gehört die Unantastbarkeit der Würde, die Gleichberechtigung der Geschlechter sowie die Religionsfreiheit. „Mit den Rechten, die man durch die Staatsbürgerschaft erlangt“, so Danner, „sind allerdings auch Pflichten und Erwartungen verbunden.“ Für ihn bedeute dies, sich beispielsweise in Vereinen, in der Kommune oder der Nachbarschaft zu engagieren.

Nach einer weiteren musikalischen Einlage trat die Gastrednerin Dr. Ann-Veruschka Jurisch, MdB, ans Rednerpult. „Heute ist vor allem Ihr Tag“, sagte sie an die frisch Eingebürgerten gewandt. „Ihre Reise ist nun ein Stück weit zu Ende. Und wir freuen uns, dass Sie nun dazu gehören.“ Sie wünsche sich von der Bevölkerung die Überzeugung, dass Vielfalt ein Geschenk für uns ist.

Sorgen bereite ihr allerdings eine Polarisierung der Gesellschaft. Deswegen sehe sie es als ihre Verantwortung, die gerade hitzig geführte Migrationsdebatte in der Mitte der Gesellschaft zu halten. Sie wolle Brücken bauen und für ein gutes Miteinander werben. Auch sei es – entgegen vieler Stimmen – nicht einfacher geworden, Deutscher zu werden, sondern schwieriger. „Deutschland ist ein weltoffenes Land“, bekräftigte sie. „Sie alle haben Anerkennung und Respekt für Ihren Mut und Ihre Leistungen verdient. Und Sie sind nun Teil einer Gemeinschaft, die Sie braucht.“

Der ganze Saal klatschte mit

Nach den zwei John Lennon-Hits „Imagine“ und „Give Peace a Chance“ durch „die Philianer“ erfolgte die offizielle Einbürgerung von vier Personen, die stellvertretend für alle Eingebürgerten im Saal stand. Zeno Danner stellte kurz die Erfolgsgeschichte der vier Menschen aus Syrien, Polen und Albanien vor und anschließend erfolgte das feierliche Bekenntnis und die Aushändigung der Einbürgerungsurkunden. Bei der nachfolgenden Chornummer „Oh, Happy Day“ begann sogar der ganze Saal mit den Sängerinnen und Sängern im Takt zu klatschen.

Dr. David Tchakoura hielt im Anschluss eine Rede über seinen Lebensweg, der ihn von seinem Geburtsland Togo nach mehreren Studienaufenthalten 2009 schließlich dauerhaft nach Deutschland führte. Dabei gab er auch zu, dass sein durch Goethe und Kleist geprägtes Deutschland-Bild durch Rassismus schnell Risse zu zeigen begann. Zugleich aber lobte er die oft gescholtene Ausländerbehörde. Bezüglich aktueller Debatten meinte Dr. Tchakoura: „Ich kenne keine deutsche Leitkultur, außer dem Grundgesetz. Lassen Sie uns gemeinsam dieses Leben in Vielfalt gestalten.“

Nach dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne begaben sich alle Anwesenden zum Empfang im Foyer, wo Speisen und Getränke auf sie warteten.

Autor:

Patrik Silberling aus Singen

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