Energieprofi lockte das Profil an
Tobias Hagenmeyer wird neuer Stadtwerke-Chef in Radolfzell

Bei der Vorstellung des neuen Geschäftsführers der Stadtwerke Radolfzell: OB Simon Gröger, Tobias Hagenmeyer,  Betriebsratsvorsitzende Alexandra Hintereck, der aktuelle kommissarische Geschäftsführer Joachim Kania und der Leiter des Bereichs Anlagen und Netze, Lars Kießling. | Foto: swb-Bild: Oliver Fiedler
  • Bei der Vorstellung des neuen Geschäftsführers der Stadtwerke Radolfzell: OB Simon Gröger, Tobias Hagenmeyer, Betriebsratsvorsitzende Alexandra Hintereck, der aktuelle kommissarische Geschäftsführer Joachim Kania und der Leiter des Bereichs Anlagen und Netze, Lars Kießling.
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Radolfzell. Die Stadtwerke haben zum 1. Januar 2023 einen neuen Geschäftsführer. Tobias Hagenmeyer (52), der aktuell noch Geschäftsführer der Stadtwerke Walldürn im Neckar-Odenwald-Kreis ist, wird dann die Nachfolge von Andreas Reinhard antreten, der, für viele überraschend, zum 1. Juli eine neue Herausforderung in seiner alten Heimat angenommen hatte.

Die Stadtwerke Radolfzell seien sehr modern und zukunftsorientiert aufgestellt als „Ökoenergieanbieter“ mit den Energiedörfern Möggingen und Liggeringen und hätten schon sehr früh Projekte initiiert, die bei anderen Stadtwerken gerade erst aufschlagen würden. Auch die Stadt Radolfzell sei diesbezüglich durch den neuen OB Simon Gröger schon sehr weit, was den Klimaschutz beträfe, so Hagenmeyer bei einer Vorstellung am Montag, die im Anschluss an eine Betriebsversammlung durchgeführt wurde. „So gewaltig das Thema ist, so viele Chancen bietet es“, machte er seinen Willen deutlich, den konsequent eingeschlagenen Kurs der Radolfzeller Stadtwerke weiterzuführen und auch die Rolle als Dienstleister und Anbieter von moderner Mobilität fortzusetzen. Bereits jetzt steht Hagenmeyer im engen Kontakt mit Joachim Kania und Udo Rothmund, die derzeit die kommissarische Geschäftsführung übernommen haben, in wöchentlichen Videokonferenzen aufgrund der aktuellen Lage.

Wie OB Simon Gröger sagte, hätte die Findungskommission insgesamt 70 Einzelgespräche im Vorfeld der Entscheidung geführt, die final im Gemeinderat am 26. Juli beschlossen wurde, nachdem der Aufsichtsrat eine Woche zuvor seine Entscheidung getroffen hatte. Zehn BewerberInnen seien in die engere Wahl gekommen, zwei davon dann in die entscheidende Sitzung. Die Stadtwerke Radolfzell werden zu 51 Prozent von der Stadt, zu 49 Prozent von der Thüga gehalten. Für OB Simon Gröger ist mit der Entscheidung auch ein wichtiges Signal an die Belegschaft wie an die Kunden verbunden, dass der eingeschlagene Kurs auch in den aktuell doch herausfordernden Zeiten fortgesetzt werde. Die Stadtwerke seien ein kompetenter Partner für die Stadt. Ein wichtiger Faktor sei für den neuen Geschäftsführer auch die Mitarbeitergewinnung, was die Betriebsratsvorsitzende Alexandra Hintereck als wichtiges Signal wertete, das bei seiner Vorstellung zuvor auch bei den Mitarbeitenden sehr gut angekommen sei.

Tobias Hagenmeyer hat durchaus Verbindungen zur Region. Er studierte bis 1997 an der Uni Konstanz Volkswirtschaften, ging dann zur EnBW, wo er zeitweise auch in Paris bei der EDF als Projektleiter für die Optimierung energiewirtschaftlicher Prozesse tätig war. Bis 2018 war er dann bei der EnBW im Bereich Risikomanagement tätig, bevor er sich entschlossen habe, für die „zweite Hälfte“ seines Berufslebens in die Leitung eines kommunalen Energieversorgers zu wechseln. Eine Übergangswohnung für den Start in Radolfzell habe er durch seine Schwester, die nach ihrem Studium in Konstanz hier am See blieb, auch schon gefunden.

Herausfordernde Zeiten – aber vorerst kein Preisschub

Die aktuellen Zeiten sprachen schon vor dem Angriff Putins auf die Ukraine von Herausforderungen und gravierenden Preissteigerungen. Wie Joachim Kania im Mediengespräch vermittelte, habe man schon im Frühjahr einen Krisenstab gebildet, um sich auch auf die „Worst-Case“-Szenarien vorzubereiten. Aus aktueller Sicht sei die Gasversorgung gesichert, aber man wisse nicht, wie sich das Thema weiterentwickle. Im Bereich Strom habe man schon vor 36 Monaten erste Tranchen für diesen Winter gekauft, bevor sich die Preisspirale nach oben zu drehen begann. Deshalb werde man jetzt zum Oktober erst mal auf eine Preisanpassung für die Kunden verzichten, aber gegebenenfalls nachziehen müssen. Denn es gehe gerade weniger um die Frage, ob die Kunden versorgt werden könnten, sondern ob sie sich die Versorgung noch leisten könnten. Deshalb setze man derzeit auch viel auf Kundeninformation auf vielen Kanälen, um Ratschläge zum Energiesparen zu geben. Im Bereich der „kritischen Infrastruktur“ – etwa für die Kliniken – bereite man Lösungen vor, bei denen auch Heizöl genutzt werden könnte, wenn „das Gas weg wäre“. „Die Stadtwerke sollen hier ein verlässlicher Partner sein und bleiben“, machte OB Gröger dazu deutlich. „Berlin hat uns mit seinen Entscheidungen in den letzten Wochen nichts Gutes getan“, kritisierte Hagenmeyer die aktuelle Politik. Die Stadtwerke ständen nun voll im Forderungsrisiko, denn letztlich wolle man in der aktuellen Lage niemandem den Strom oder das Gas abstellen. Mit ihrem derzeitigen Kurs gehen die Radolfzeller Stadtwerke denn auch gewaltig in Vorleistung.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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