Kunstausstellung in der Villa Bosch
Stefanie Scheurell und Robert Ritter laden ein zum nächtlichen Spaziergang

Stefanie Scheurell und Robert Ritter stellen derzeit in der Villa Bosch in Radolfzell aus. | Foto: Tobias Lange
  • Stefanie Scheurell und Robert Ritter stellen derzeit in der Villa Bosch in Radolfzell aus.
  • Foto: Tobias Lange
  • hochgeladen von Tobias Lange

Radolfzell. Eine spannende Ausstellung zweier Künstler ist derzeit in der Villa Bosch in Radolfzell zu sehen. Unter dem Titel „Promenade nocturne“ - Nachtspaziergang - zeigen Stefanie Scheurell und Robert Ritter noch bis zum 27. April Beispiele aus ihrem künstlerischen Werken.

Wer sich die Werke von Robert Ritter anschaut, findet eigentlich zwei Welten: Die eine aufmunternd, mit der Aufforderung, zu träumen, die andere stürmisch und zerstörerisch. "Meine Arbeit ist sehr heterogen", sagt der Künstler über seine Werke. Er wolle mit den verschiedenen Polen zum Nachdenken über die Malerei anregen. Dazu gehört dann auch, dass er Teile seiner Bilder mit einer Schleifmaschine zerstört.

Er fragt: "Wenn ich ein Bild zerreiße, ist es dann auch Malerei?" Gehört die Wand, die durch die entstandenen Löcher sichtbar wird, zum Kunstwerk? "Mich interessiert, wo die Malerei beginnt", so der Maler. Dabei lässt er gerne auch Plakate im öffentlichen Raum hängen und wartet ab, was passiert. Wird es beschädigt? Oder übermalt? "Damit passiert etwas", sagt Robert Ritter. Und das wird dann Teil der Kunst.

"Was sind wir?"

Eine andere Herangehensweise hat Stefanie Scheurell bei ihren Werken. Sie arbeitet mit fertigen Bildern und trägt mit Schleifschwamm und Skalpell Schicht für Schicht ab. Damit setzt sie einerseits ein Zeichen für Nachhaltigkeit. Sie arbeitet mit Material, das schon da ist. Es ist aber auch in gewisser Weise ein Symbol für Genügsamkeit und Sparsamkeit. "Reduzieren, statt Anhäufen", erklärt die Künstlerin.

Durch ihre Arbeit nimmt sie den abgebildeten Menschen andererseits aber auch ein Stück weit die Identität. Diese will sie in ihren Werken hinterfragen. Ebenso die Werte der Gesellschaft. "Was wollen wir sein?", fragt Stefanie Scheurell. "Und was sind wir?"

Ein besonderes Objekt in ihrem Teil der Ausstellung geht zudem der Frage der Geldverteilung nach: "Wer bekommt was?" Insbesondere geht es ihr dabei um das System in der Kunstwelt, in dem ausstellende Künstler oftmals nicht für Ausstellungen bezahlt werden. Auf diesen Missstand und die Initiative Ausstellungsvergütung, die sich für Veränderungen einsetzt, macht sie aufmerksam. Mit einer Spendenbox, in die Besucher Geld einwerfen können. "Es ist gleichzeitig Funktion und Objekt", erklärt die Künstlerin.

"Es ist eine besondere Ausstellung zweier außergewöhnlicher Künstler", meint dann auch Bürgermeister Monika Laule bei ihrem Grußwort zur Ausstellungseröffnung. "Gemeinsam fordern sie uns heraus, neue Perspektiven einzunehmen. Sie bereichern unser kulturelles Leben."

Die Ausstellung "Promenade nocturne" kann bis Sonntag, 27. April, besucht werden. Die Öffnungszeiten der Villa Bosch sind Mittwoch bis Sonntag, jeweils von 14 bis 17.30 Uhr.

Autor:

Tobias Lange aus Singen

4 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.