OB Dr. Jörg Schmidt fordert »regional zu denken«

»seemaxx«: Der Ton wird rauer

Radolfzell (gü). Die Debatte um die geplante Erweiterung des »seemaxx«-Factory Outlet Centers in Radolfzell nimmt an Fahrt auf und der Ton zwischen den Nachbarstädten Radolfzell und Konstanz wird rauer. Bei der »seemaxx«-Erweiterung bleiben Oberbürgermeister Dr. Jörg Schmidt und seine Verwaltung hartnäckig: »Wir verlangen nichts Unkeusches. Die Erweiterung des »seemaxx« Factory Outlet Centers ist eine Riesenchance, den Einzelhandelsstandort Radolfzell besser zu positionieren. Unser Ziel kann es in dieser Angelegenheit nur sein, einen regionalen Konsens mit den umliegenden Städten zu erzielen«, schickte OB Schmidt jüngst ein klares Signal an die Nachbarstadt Konstanz.
Die Reaktion aus Konstant folgte auf dem Fuß. In einer öffentlichen Presseerklärung aus dem Konstanzer Rathaus war unter der Woche zu vernehmen: »Die öffentlichen Äußerungen von Mitgliedern des Radolfzeller Gemeinderates im Zusammenhang der »seemaxx«-Erweiterungspläne haben bei der Stadt Konstanz Verwunderung und Irritation ausgelöst. Vor allem die Vorwürfe, wonach die Stadt Konstanz Einsprüche gegen die Erweiterung des »seemaxx« erhoben habe und eine weitere Entwicklung blockieren würde sind geeignet, ein falsches Bild in der Öffentlichkeit zu vermitteln«, heißt es in dem Schreiben. Der Stadt Konstanz sei es in ihrer Stellungnahme nicht um einen wettbewerbsfeindlichen Schutz des Einzelhandels in Konstanz vor eventuellen Konkurrenten, sondern um die Einhaltung der Landesplanung mit ihren raumordnungsrechtlichen Grundsätzen, betonte Konstanz Oberbürgermeister, Uli Burchardt. »Vielmehr steht Radolfzell im Konflikt mit dem Landesentwicklungsplan«, so Konstanz Stadtoberhaupt weiter.
Nachdem die Diskussion um eine mögliche Erweiterung des Herstellerverkaufszentrums »seemaxx« aus Konstanz emotionale Züge annahm, meldete sich am Donnerstag der Radolfzeller Oberbürgermeister Dr. Jörg Schmidt in einer neuen Mitteilung nochmals zu Wort: »Ich wünsche mir eine Versachlichung der Diskussion und eine Zurückführung auf den Kern des Themas,« erklärte Schnidt gegenüber der Presse. »Radolfzell stellt in keiner Weise die Rolle des Oberzentrums Konstanz in Frage, nur denken wir, dass auch unsere berechtigten Interessen bei unseren Konstanzer Nachbarn Anerkennung finden sollten.« Vielmehr habe man sich in Radolfzell gemeinsam mit der Betreiberin das Ziel gesetzt, das »seemaxx« zu erweitern, weil man davon überzeugt sei, dass das »FOC« gut für die Stadt Radolfzell und die Region ist – und man niemandem damit weh tue. »Unsere Gutachten und die Prüfgutachten der Nachbarstädte kommen einmütig zu dem Ergebnis, dass für den Einzelhandel in den Nachbarstädten keine Nachteile entstehen. Im Gegenteil: Selbst die Nachbarstädte würden profitieren, niemand fährt nur wegen des »seemaxx« an den Bodensee. Auch unser Regionalverband hat deshalb die Verträglichkeit für die Raumschaft bescheinigt«, so OB Schmidt weiter.
Die Stadt Radolfzell hatte im Frühjahr 2010 beim Regierungspräsidium Freiburg die Anträge für die Erweiterung des »eemaxx« gestellt. Allein, dass das Land dieses Verfahren eingeleitet hat, zeigt, dass die Erweiterung grundsätzlich möglich ist. »Das Land würde nie und nimmer ein Verfahren einleiten, wenn die Erweiterung grundsätzlich und von vorne herein unzulässig wäre. Es würde aber angesichts der bestehenden Rahmenbedingungen die Diskussion erleichtern, wenn sich die Nachbarstädte im Sinne eines regionalen Konsens mit dem Vorhaben einverstanden erklären könnten.«
Die Stadtverwaltung Radolfzell hatte im März 2013 die Vorhabenträgerin aufgefordert, mit der Verkaufsfläche von ursprünglich geplanten 10.000 Quadratmetern auf 9.000 Quadratmeter im Endausbau zurückzugehen und das Gutachten zur Frage der Regionalverträglichkeit überarbeiten zu lassen, um nochmals ein Zeichen in Richtung der Nachbarstädte zu senden.

- Matthias Güntert