Radolfzell hinkt beim Ausbau der Krippenplätze hinterher
Quote verfehlt - Eltern klagen (noch) nicht
Radolfzell/Höri (stm). Ab dem 1. August haben Eltern bundesweit den Rechtsanspruch auf eine Betreuung für Kinder unter drei Jahren. In Radolfzell wird die geforderte Betreuungsquote von 34 Prozent deutlich verfehlt. Wie Bürgermeisterin Monika Laule gegenüber dem WOCHENBLATT erklärte, stünden derzeit lediglich 156 von 240 Plätzen zur Verfügung. Erst im August 2014 könne die geforderte Ausbauquote erreicht werden. Aufgrund des Feedbacks der zuständigen Träger rechnet Laule dennoch »mit keiner großen Klagewelle«. Grund für diesen Optimismus könnte beispielsweise in den Anmeldezahlen der im Ende 2013 eröffnete Kinderkrippe in der Nordstadt liegen. Derzeit sind laut Stadtverwaltung erst 21 Plätze der 30 vorhandenen Plätze fest vergeben.
Ebenfalls ein Ganztagsbetreuungsangebot wird die U3-Gruppe beim Kindergarten Markelfingen bieten, zu der der Baubeschluss vorliege. Damit wäre bis Ende 2013 ein Platzangebot für 200 U-3-Kinder geschaffen worden, betont Laule. Zusätzlich ist das Kinderhaus Möggingen als Neubau geplant, wo 18 Plätze ab Ende 2014 bereitstehen sollen. Gerade das Kinderhaus Möggingen zeige, wie sich der Entscheidungsprozess verlangsamt habe, erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Lumbe der Laule zustimmte, dass die Gründe für die Verzögerungen vielfältig seien. Lumbe glaubt auch den Verlautbarungen der Bürgermeisterin, dass der tatsächliche Bedarf an Kleinkinderplätzen derzeit erfüllt werde und nicht der »willkürlich vorgegebenen« Quote« entspreche.Besonders die von den Eltern geforderte Flexibilität stelle die Gemeinde vor große Herausforderungen, so Laule. Ein praktikabeles Modell sei Platz-Sharing.
Zudem hob Bürgermeisterin Laule die positiven Rahmenbedingungen der Kinderbetreuung in Radolfzell hervor: Seit Jahren habe sich das Tagesmütter-Modell (40 Plätze) bewährt. Eltern haben ferner das Wahlrecht, zwischen Tagesmutter und stationärer Betreuung. Stolz ist Laule auf die familienfreundlichen Gebührenordnung, die im Herbst 2014 vereinheitlicht werden soll. Sicherlich wird auch die neue Fachberaterin Annette Hemmie, die am Donnerstag vorgestellt wird, die Koordination der Kindergarten-Anmeldungen weiter optimieren.
Wesentlich positiver beurteilen die Bürgermeister auf der Höri die Betreuungssituation von Kleinkindern in ihren Kommunen. Symptomatisch kommentiert Bürgermeister Uwe Eisch, die Situation in Gaienhofen als »gut«. Alle vorhandenen Krippenplätze seien noch nicht belegt. Zudem stelle die Nachbarschaftshilfe mit 12 Plätzen, eine adäquate Ergänzung dar. In naher Zukunft werde durch die Neukonzeption mit dem Kindergarten in Horn, 20 weitere Krippenplätze zur Verfügung stehen. Auch der Bürgermeister Peter Kessler aus Moos sieht seine Gemeinde gut aufgestellt. Insgesamt verfüge man über 30 U3-Betreuungsplätze, hinzu kommen noch zehn Plätze in der von der Nachbarschaftshilfe organisierten Spielgruppe. Nicht ganz so entspannt ist die Situation der Kleinkindbetreuung in Öhningen, wie Bürgermeister Andreas Schmid betonte. Man habe allen Interessierten von der Warteliste einen Platz in einem Kindergarten zuteilen können. Deshalb rechne er nicht mit Klagen.
Doch dass ein Angebot Bedarf wecke, dessen sind sich alle Bürgermeister gewiss. Sei die Betreuungsquote vor vier Jahren in Moos laut internen Befragungen noch bei rund zehn Prozent gelegen, habe sich diese inzwischen vervielfacht, erklärte Bürgermeister Kessler. Nicht nur deshalb bleibt auch in Zukunft viel zu tun, damit sich Eltern keine Sorgen, um die Betreuung ihrer Kinder machen müssen.
- Stefan Mohr
Autor:Redaktion aus Singen |
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