Harmonisches Jubiläum beim »Radolfzeller Kirsch«
OB Staab muss weiter auf Mettnau-Hallen-Schlüssel warten
Radolfzell. Ob Oberbürgermeister Martin Staab den im vergangenen Jahr den symbolisch ausgezahlten Euro für den Erwerb der Mettnau-Halle von Landrat Frank Hämmerle zurückbekommen hatte, war auch nach dem fünften »Radolfzeller Kirsch« nicht in Erfahrung zu bringen. Was zu diesem Zeitpunkt im Aquaturm aber bereits deutlich wurde, war die unmissverständliche Botschaft von OB Staab, der zum ersten Mal alle im Landkreis vertretenen Oberbürgermeister und Bürgermeister zum interkommunalen Austausch einlud, in Richtung Rechtspopulisten - gerade auch mit Hinblick der anstehenden Kommunalwahlen 2019: »Unsere Freiheiten sind in Gefahr, wenn wir unsere Demokratie den Populisten überlassen. Wir müssen Wähler in den kommenden Jahren zurückgewinnen, aber vor allem müssen wir es schaffen, den Populisten den Nährboden zu entziehen und unsere Bürger vor deren Parolen schützen.« Dazu können auch Bürgerbeteiligungen und das Einbeziehen der Bürgerschaft in wichtige politische Entscheidungen helfen. »Wir dürfen in dieser Sache nichts unversucht lassen«, betonte der Radolfzeller Rathauschef. Auch in einigen derzeitigen Gremien im Landkreis habe er verstärk beobachtet, dass Populismus Einzug gehalten habe. Deshalb lautete sein Appell: Zurück zu einer sachlichen und zielgerichteten Diskussion.
Gerade solch eine Diskussion entstehe auch durch den interkommunalen Austausch, der viele landkreisweite Projekte auf den Weg gebracht habe. Staab nannte hierbei exemplarisch den Zusammenschluss zur landkreisweiten Volkshochschule, das Zusammenwirken beim Tourismus, der Austausch der Kommunen und Gemeinden bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise oder die Kooperation der Feuerwehren. Auch beim Hospiz sei man mittlerweile auf einem guten Weg. »Wir haben in den vergangenen Jahren nicht nur geredet. Es braucht eine gute Basis, um auch weiterhin in der Nachbarschaft an einem Strang zu ziehen«, betonte Staab. Projekte dazu gebe es auch in Zukunft genügend: Klima, Gesundheit, Bildung, saubere Luft, Kriminalität und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Einen Kommentar zum Thema Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) verkniff er sich indes. Hintergrund könnten noch immer die Nachwehen sein, die durch die Schließung der Geburtshilfe am Radolfzeller Krankenhaus sein.
Landrat Frank Hämmerle war hinsichtlich des GLKN im Gegensatz zu Staab geradezu in Plauderlaune. Zwar habe man in 2018 keine schwarzen Zahlen schreiben können, doch dies werde sich seiner Einschätzung nach in 2019 wieder ändern. »Wir betreiben hier nachfrageorientierte Gesundheitsangebote auf der Fläche«, antwortete Hämmerle auf die unausgesprochene Kritik von OB Staab. Dafür werde täglich untersucht, welche Angebote der Bürger im gesamten Landkreis braucht, um strategische Entscheidungen zu treffen. Dass der GLKN ein Erfolgsmodell ist, verdeutlichte das Jahr 2017 in dem man laut Hämmerle »dicke fette schwarze Zahlen« schreiben konnte.
Der Landkreis stehe indes vor einem Quantensprung im öffentlichen Nahverkehr. In Zeiten der Digitalisierung werden vor allem die Fahrgäste davon profitieren: Die Tickets per Smartphone kaufen, direkte Infos zu Verspätungen oder geänderten Abfahrtzeiten, klimatisierte, der modernsten Dieselnorm 6 entsprechende Niederflurbusse in denen das surfen im WorldWideWeb jederzeit möglich ist, wird laut Hämmerle die Zukunft sein. An deren Ende soll ein landkreisweiter Mobilitätsverbund stehen, der die Elektromobilität ebenso einschließt wie das Verkehrmittel Fahrrad.
Zu einem von Staab geforderten Eilentscheid in Sachen Mettnau-Halle bezog Hämmerle hingegen keine Stellung. Auch den scherzhaft geforderten Hallenschlüssel rückte er nicht heraus.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare