Eröffnungskonzert der Sommerakademie
Grusel und Ekstase im Milchwerk

Die Dozierenden der Sommerakademie entzündeten beim Eröffnungskonzert ein Feuerwerk an Emotionen (von links: Anke Dill, Florian Wiek, Gustav Rivinius).  | Foto: Patrik Silberling
  • Die Dozierenden der Sommerakademie entzündeten beim Eröffnungskonzert ein Feuerwerk an Emotionen (von links: Anke Dill, Florian Wiek, Gustav Rivinius).
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Radolfzell. Mit Leidenschaft, Grusel und zarter Melancholie verzauberte das Ensemble die gut gefüllten Reihen im Milchwerk. Am Dienstag, 30. Juli, startete die diesjährige Radolfzeller Sommerakademie. Und feierte mit einem grandiosen Eröffnungskonzert zugleich ihr 30-jähriges Jubiläum. Bürgermeisterin Monika Laule begrüßte die Gäste und bedankte sich unter anderem bei der Messmer Stiftung und dem Förderverein Freundeskreis der Sommerakademie Radolfzell für ihre Unterstützung. „Besonders freue ich mich darüber, dass wir dieses Mal Studierende mit neun verschiedenen Nationalitäten bei uns haben“, betonte Laule. Diese Art der Völkerverständigung sei gerade heute wichtiger denn je.

Florian Wiek neu am Klavier

Wie jedes Jahr kommen bei der Sommerakademie Musikstudierende aus unterschiedlichen Ländern nach Radolfzell, um eine Woche lang den Unterricht in der Meisterklasse renommierter Dozentinnen und Dozenten zu besuchen. Seit dem 2. August und noch bis zum Donnerstag, 8. August, können die Fortschritte der Studierenden jeden Abend im Hof der Teggingerschule bei freiem Eintritt belauscht werden. Das Abschlusskonzert findet am 7. August im Milchwerk statt.
Beim Eröffnungskonzert zeigten allerdings die Dozierenden selbst ihr Können. Neben Anke Dill an der Violine und Gustav Rivinius am Violoncello ist Florian Wiek am Klavier neu dabei. Dieses Jahr startete die Sommerakademie mit drei der bekanntesten Klaviertrios. „Es sind drei Meisterwerke, die aber unterschiedlicher nicht sein könnten“, betonte Gustav Rivinius.

Grusel-Kammermusik

Zum Einstieg spielte das Ensemble gleich die eindrücklichste der drei Kompositionen: Ludwig van Beethovens „Geistertrio“. Der erste Satz begann wild und stürmisch. Und schnell war klar, dass die drei Musizierenden nicht nur wahre Koryphäen auf ihrem Gebiet sind, sondern sie auch hervorragend miteinander harmonieren. Entgegen dem Beinamen von Opus 70/1 war zunächst aber noch nichts Geisterhaftes zu hören. Doch dies änderte sich im zweiten Satz, der langsam und traurig anfing. Mit schaurigen Tremolos, krassen dynamischen Kontrasten und geschickt integrierter Disharmonie breitete sich eine gruslige Stimmung im Milchwerk aus. Zeitweise steigerte sich die geisterhafte Verzweiflung bis zur Raserei. Aber mit dem dritten Satz kam die Lösung und das Schaurige verwandelte sich in übermütige Freude und Verspieltheit.
Auch das im Anschluss gespielte Klaviertrio in e-Moll von Dimitri Schostakowitsch begeisterte, schlug allerdings noch viel schrillere Töne an. Auf einen leisen, kargen Anfang mit tiefen Klaviertönen und dem Stakkato der Streicher folgte laute Leidenschaft, auf das ironisch klingende Allegro das mächtige, gravitätische Largo. Das chaotische Poltern des letzten Satzes endete schließlich in leiser Harmonie.
Nach so vielen Eindrücken konnten sich die Gäste in der folgenden Pause kurz sammeln, bevor mit dem Klaviertrio d-Moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy der Abend beschlossen wurde. Viele dynamische Wechsel prägten die fulminante Eröffnung des Stücks. Eine schöne, melancholische Melodie durchzog den zweiten, ruhigeren Satz, bevor das Scherzo Verspieltheit und Leichtigkeit brachte. In wilder Ekstase endete schließlich das Stück und den drei Musikern hallte donnernder Applaus entgegen.

Autor:

Patrik Silberling aus Singen

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