Kunstverein wagt Rauminstallation
"Expressiv" setzt Markstein in der Villa Bosch

Ganze Türme aus Keramik zeigt der Bildhauer Stephan Hasslinger in der Ausstellung "Expressiv" beim Kunstverein Radolfzell in der Villa Bosch seit letztem Freitag. | Foto: Oliver Fiedler
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  • Ganze Türme aus Keramik zeigt der Bildhauer Stephan Hasslinger in der Ausstellung "Expressiv" beim Kunstverein Radolfzell in der Villa Bosch seit letztem Freitag.
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Radolfzell. Dem Kunstverein Radolfzell ist mit einem Ausstellungsthema "Expressiv" und den daran beteiligten Künstlern Stephan Hasslinger und Michael Thümmrich, die beide im Freiburger Raum arbeitenein besonderer Coup gelungen. Denn die oft großformatigen Arbeiten und Keramikskulpturen prägen das ohnehin schon spezielle Raumgefüge der Villa Bosch mit seinen vielen "Durchblicken" auf eine ganz besondere Weise und laden hier zur Entdeckung wahrhaftig neuer Dimensionen ein. 

Allerdings war diese Ausstellung auch durchaus eine Herausforderung, wie der Vorsitzende des Kunstvereins, Dr. Wolff Voltmer in seiner Begrüßung gestand und noch kurz vor der Ausstellung sei nicht so ganz klar gewesen, dass hier diese Schau in der Präsentation vollendet werden könne. Dazu konnte er zum einen dem Bildhauer und Mitglied Alexander Weinmann mit seiner "Ameise" danken, die es ermöglichte, die bis zu drei Meter hohen und natürlich fragilen Keramikskulpturen hier an den richtigen Platz zu bringen. Auch zwei jungen Damen aus dem Irak dankte er, die hier über das "Café Connect" der Radolfzeller Jugendarbeit zum Projekt gestoßen waren und die eine wichtige Mithilfe geleistet hatten, für diese imposante Schau. Wie groß das Interesse der Besucher an den Arbeiten dieser beiden Künstler ist, zeigte schon der Andrang zur Vernissage, bei dem der zentrale Raum längst nicht mehr ausreichte.

"Gestrickte Keramik"

Dr. Antje Lechleiter aus Freiburg stellte die beiden Künstler als Laudatorin vor, die ja neben einem sehr originären Werk auch einen besonderen Weg beschritten, bis sie bei ihrem aktuellen Kunstschaffen angekommen sind. Denn Stephan Hasslinger war ganz am Anfang Steinbildhauer, der sich über Metall der Keramik zuwendete, die er inzwischen regelrecht "strickt", um darauf Wandobjekte oder gar Stelen zu formen, die sich bis in eine Höhe von drei Metern strecken. Und trotz des so mineralischen Materials wirken sie erstaunlich luftig, bieten Ein- und Durchblicke, erinnern zuweilen an Stoff oder Gewebtes und sind als Körper Abbild einer Idee, die hier strategisch und auch unter den Gesichtspunkten der Statik umgesetzt werden. Dabei muss wirklich nicht alles groß sein, denn überraschende Kontraste bieten hier auch filigranere und kleinere Arbeiten, die an den Wänden angebracht sind und die eins gemeinsam haben: Es gibt sie als Vorlage aus der Natur nicht, hier ist ein Erfinder neuer Dinge an der Arbeit. Und das ist klasse.

Abstrakte Schichten

Michael Thümmrich aus Bad Krozingen breitet großformatige Bildteppiche auf Papier oder ungrundierter Leinwand vor den Betrachtern aus, und das meist in einem Format, welches gerade noch an die Wände der Villa Bosch passt. Dass er seine Wurzeln im Zeichnen hat und im grafischen Bereich arbeitet, ist den Arbeiten schnell anzusehen. Sie sind von Symbolen übersät, wobei es ihm ein "Kreuz" besonders angetan zu haben scheint, das wie ein Pflaster über Kreuz wirkt. In diese wilden Oberflächen kann man sich hier förmlich mit den Augen eingraben, zwischen die Ebenen dieser abstrakten Welt dinglicher Vorbilder vergraben - und gern die Zeit vergessen. Eine schöne Welt der geistigen Erfindungen ist das.
Die Ausstellung "Expressiv" des Kunstverein Radolfzell in der Villa Bosch wird hier noch bis zum 9. Juni gezeigt.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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