Holocaust-Gedenken der Jungen Union in Radolfzell
"Ein Zufluchtsort, wo ich mich sicher fühlen kann"

Der CDU-Kreisvorsitzende Levin Eisenmann betonte die Gedenkveranstaltung im Eingangsbereich des Radolfzeller Münsters als "Auftrag an uns alle".  | Foto: Philipp Findling
2Bilder
  • Der CDU-Kreisvorsitzende Levin Eisenmann betonte die Gedenkveranstaltung im Eingangsbereich des Radolfzeller Münsters als "Auftrag an uns alle".
  • Foto: Philipp Findling
  • hochgeladen von Philipp Findling

Radolfzell. Zum mittlerweile neunten Mal schon lud die Junge Union im Kreis Konstanz am 27. Januar zu einem Gedenken an die Opfer des Holocaust. Dabei war mit dem Eingangsbereich des Radolfzeller Münsters ein ganz besonderer Ort gewählt worden, wie sich herausstellen sollte.

"Dieses Gedenken ist nicht nur eine Erinnerung an die Vergangenheit. Es ist ein Auftrag an uns alle", betonte der CDU-Kreisvorsitzende Levin Eisenmann zu Beginn. Antisemitismus kenne ihm zufolge keine politische Legitimation, keine kulturelle Rechtfertigung und keine ideologische Entschuldigung. "Unsere Aufgabe ist es, ihn in jeder Form klar zu benennen, entschieden zu bekämpfen und jüdisches Leben zu schützen." Für ihn zeige auch die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen, wie real und gefährlich antisemitischer Hass nach wie vor sei.

Unsere Geschichte, verdeutlichte Eisenmann, verpflichte uns, wachsam zu sein – nicht nur gegenüber alten Formen des Hasses, sondern auch gegenüber neuen. "Lassen Sie uns entschlossen für eine Zukunft eintreten, in der Antisemitismus keinen Platz hat und jüdisches Leben in Deutschland blühen kann", so der CDU-Kreisvorsitzende.

Juden im Mittelalter hoch angesehen

Im Folgenden ging Historiker Christof Stadler kurz auf das Radolfzeller Fragment eines Babylonischen Talmud, eine umfassende Sammlung jüdischer Schriften, ein. Ein Fund, den man Ende des 19. Jahrhunderts im Pfarrarchiv machte. Hierbei handle es sich ihm zufolge um den ältesten Nachweis jüdischen Lebens in Radolfzell von Mitte des 14. Jahrhunderts. "Juden waren im Mittelalter hoch angesehen, gerieten danach aber immer mehr ins Abseits", erzählte Stadler. Viele Talmuds, so der Historiker, wurden ab Anfang des 14. Jahrhunderts konfisziert und verbrannt, so unter anderem auch am jüdischen Neujahrsfest. "Aus einigen Talmuds wurden zudem angeblich die antichristlichen Stellen entfernt", erklärte Christof Stadler, der somit auf die Seltenheit dieser Fragmente hinwies.

Neue Formen des Gedenkens entwickeln

Zu guter Letzt kam noch Hausherr Pfarrer Heinz Vogel zu Wort. Dabei bezeichnete er den Eingangsbereich des Münsters als besonderen Raum sowie als "Zufluchtsort, wo ich mich sicher fühlen kann". In diesem Raum werde man laut Vogel an das Eigentliche erinnert. "Hier sind wir Mensch und haben eine Garantie, dass es einen Schutzraum gibt, wo mein Leben sicher ist."

Pfarrer Vogel erinnerte auch an die zahlreichen Jüdinnen und Juden, die kaum richtige Zufluchtsorte hatten. Er sprach denjenigen Mut aus, die damals in den Luftschutzräumen in den Kellern überlebten. Räume wie der Eingangsbereich seien für ihn "ansteckend", um für das Leben und die Würde des Menschen einzustehen. "Dabei ist es", so Vogel abschließend, "vor allem die Aufgabe der jungen Generation, die Gedenken wach zu halten und zugleich neue Formen des Gedenkens zu entwickeln."

Der CDU-Kreisvorsitzende Levin Eisenmann betonte die Gedenkveranstaltung im Eingangsbereich des Radolfzeller Münsters als "Auftrag an uns alle".  | Foto: Philipp Findling
Foto: Philipp Findling
Autor:

Philipp Findling aus Singen

4 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.