Leserbrief
Musikalisch-kulturelle Bildung ist eine tragende Säule

- Foto: Symbolbild
- hochgeladen von Philipp Findling
Zur vorgesehenen Entgelterhöhung bei der Musikschule Radolfzell erreicht uns folgender Leserbrief:
Die vorgesehene Entgelterhöhung, die in der veröffentlichten Vorlage zu lesen ist, ist unverhältnismäßig hoch. Die Konsequenz und Gefahr sehen wir hier, dass Eltern sich gegen den Musikunterricht entscheiden werden, da es die familiäre Haushaltsplanung überfordert.
Radolfzell als Musikstadt hat sich der Pflege von Musik und Kultur verpflichtet und setzt bewusst Schwerpunkte im Bereich kultureller Veranstaltungen. Dies trägt erheblich zum gemeinsamen Erleben von Tradition sowie dem interkulturellen Austausch und ist gelebte Partizipation.
Die verschiedenen Ensembles und Orchester der Stadt und deren Beiträge im öffentlichen Kulturleben sind darüber hinaus Aushängeschilder, Magnet für breite und öffentliche Zielgruppen sowie Gäste aus nah und fern und damit unersetzlich.
Für die Nachhaltigkeit dieser Zielsetzung ist die musikalische Grundausbildung und Nachwuchsförderung durch die Musikschule Radolfzell unerlässlich. Ebenso werden die jungen Musiker der zahlreichen Musikvereine hauptsächlich in Kooperation mit der Musikschule ausgebildet.
Die musikalisch-kulturelle Bildung ist eine tragende Säule mit starker Wirkung auf das gesellschaftliche Zusammenleben in Radolfzell: Sie ist die Grundlage zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts auch in politisch schwierigen Zeiten.
Es ist nachgewiesen, dass Kinder, die schon frühzeitig mit Musik in Kontakt kommen und selbst musizieren, eine verbesserte Konzentration, Aufmerksamkeitsspanne, Gedächtnisleistung und Problemlösungsfähigkeit besitzen. Das gemeinsame Musizieren mit anderen Menschen fördert zudem die Kompetenz zur Kooperation, das Einfühlungsvermögen und lässt das Selbstwertgefühl steigern. Dies wirkt sich positiv auf das gesellschaftliche Miteinander in Radolfzell aus.
Es ist nachvollziehbar, dass Sachzwänge des Haushalts eine Erhöhung erforderlich machen und dass alle Einrichtungen der Stadt Radolfzell gemeinsam mit den Verantwortlichen Lösungen erarbeiten müssen. Dennoch darf dies nicht am schwächsten Glied und dem Potenzial unserer Zukunft angesetzt werden: den Kindern und deren Familien. Eine massive Erhöhung der Entgelte gefährdet die Teilhabe weniger gut situierter Familien, was schlussendlich zu einer Spaltung der Gesellschaft führt (das kann in Zeiten knapper Kassen auch die Zeller Karte mit 50 Prozent Ermäßigung nicht retten).
Bereits im Schuljahr 2021/22 wurden die Entgelte um fünf Prozent und im Folgejahr 2022/23 um weitere zehn Prozent angehoben. Die geplante Anpassung entsprechend dem durch den Elternbeirat bevorzugten Modell von zweimal sechs Prozent, bedeutet damit bereits eine Erhöhung um rund 30 Prozent auf fünf Jahre gerechnet. Eine Erhöhung um gar zweimal zehn Prozent würde sogar eine rund 40-prozentige Steigerung innerhalb von fünf Jahren aufzeigen. Dies ist nicht tragbar.
Die Elternbeiräte sprechen sich für den Entwurf 2 x 6 Prozent aus, um den steigenden Personalkosten entgegenzuwirken.
Radolfzell präsentiert sich musikalisch regelmäßig und ganzjährig und wir vom Elternbeirat finden das soll so bleiben. Wir möchten den kulturellen Bildungsauftrag unterstützen, sehen allerdings die Gefahr, dass bisherige Musikanhänger aufgrund Entgelterhöhungen abspringen werden. Wir wünschen uns, dass die Stadt Radolfzell nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten sucht, die zum Beispiel durch Förderprogramme gegeben sein können. Wir möchten am 18. Februar an der KBS Sitzung teilnehmen und wünschen uns Gehör.
von Ivanka Vogt, Radolfzell
Leserbriefe müssen nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen, sie sind ein Ausdruck der Meinungsfreiheit. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe gegebenenfalls aus Platzgründen zu kürzen.
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare