Gute besuchtes Kunstfestival der Baugenossenschaft Hegau
Die 24 Stunden des »Richtfestes«

»Richtfest« der Baugenossenschaft Hegau  | Foto: Beim »Richtfest« der Baugenossenschaft Hegau gab es in der Gustav Troll Straße an allen Ecken und Enden etwas zu bewundern. Vor allem zu fortgeschrittener Stunde begeisterten die Licht-Kunstwerke. swb-Bild: uj
  • »Richtfest« der Baugenossenschaft Hegau
  • Foto: Beim »Richtfest« der Baugenossenschaft Hegau gab es in der Gustav Troll Straße an allen Ecken und Enden etwas zu bewundern. Vor allem zu fortgeschrittener Stunde begeisterten die Licht-Kunstwerke. swb-Bild: uj
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Radolfzell. Am Abend steht Julia Ihls, Literatur-Kunst-Medien-Studentin und Mitverantwortliche für die Umsetzung des Kunstprojektes, vor einer Stahlbetonwand im Haus 1 der insgesamt drei Häuser und schaut auf ein Plakat. Als sie sich umdreht, blicken ihre Augen stolz in diesem kahlen Raum umher. Zahlreiche Gäste schlendern gerade durch den Raum und betrachten sich die ausgestellten Fotografien. Obwohl Ihls den ganzen Tag auf den Beinen war, sieht man ihr keine Müdigkeit an. Leidenschaftlich beginnt sie, dem WOCHENBLATT über das Projekt zu erzählen, zum Beispiel über die 22 teilnehmenden jungen Künstler und deren Projekte oder über Axel Nieburg, der von der Baugenossenschaft auf die Künstler zugekommen war, um dieses Kunstprojekt anzuregen. Es solle eine Art Anschlussprojekt an das in Singen stattgefundene »Arte Romeias«-Projekt sein, solle sich aber nicht wiederholen, sondern etwas komplett Neues darstellen, erzählte sie. Wohl einzigartig sei es daher, in einem Rohbau ein derartiges Kunstprojekt zu starten. Kunst in einem Rohbau, in noch nicht bewohnten Räumen erzeuge Visionen und letztendlich eine Aufbruchstimmung. Lachen musste Ihls auf die Frage, wie denn das geklappt habe, als die Künstler und die Bauhandwerker aufeinandertrafen. »Das war in der Tat eine Herausforderung«, berichtete sie. »Tatsächlich war zum Teil Unverständnis seitens der Arbeiter zu spüren gewesen. Denn deren Aufwand für die Vorbereitung war riesig.« Und dieser Aufwand nur für einen einzigen Tag habe doch verwundert. Aber auch die Künstler hätten erst die Lebensrealität auf einer Baustelle lernen müssen. »Wir sind zusammengekommen, es gab den erforderlichen Dialog, wir bauten gegenseitiges Verständnis auf und zum Schluss haben wir uns alle richtig gut verstanden«, berichtete sie.
Das Programm am Abend war vollgepackt mit Highlights. Noch während Ihls erzählte, brachte sich der Fanfarenzug der Froschenzunft in Stellung. Über alle drei Geschosse positionierten sich die Musikerinnen und Musiker in den Fenstern. Das Besondere dieses Projektes: Sie konnten sich nicht sehen, sie hatten lediglich freien Blick zu ihrem Dirigenten. Das Projekt begeisterte die Anwesenden derart, dass sie nach den drei gespielten Stücken lautstark eine Zugabe einforderten. Im Anschluss daran startete die Band »Lightbox« auf der großen Bühne im Innenhof, zunächst nur mit Sologesang, später mit E-Gitarre und Schlagzeug. Um 21 Uhr sollte eigentlich das Event »Derrick« beginnen, musste aber verschoben werden, da die Zuschauer »Lightbox« nicht von der Bühne gehen lassen wollten. Indes füllte sich der oberste Balkon von »Haus 1«, um das Spektakel um den großen Kran am »Haus 3« genießen zu können. 21.15 Uhr war es soweit, Axel Nieburg kündigte das Projekt an: »Unser Kran macht jetzt Krangymnastik«. In der Tat begann der riesige Oberdreherkran mit Dehnübungen. Zunächst langsam und vorsichtig begann er bei nun einbrechender Dunkelheit ein Bungee-Jumping-Seil zu dehnen und in verschiedene Winkel zu bringen. An dem Seil angebrachte Tonabnehmer übertrugen die entstandenen röhrenden und stöhnenden Geräusche, die stark an Geräusche aus der Stahlverarbeitungsindustrie erinnerten. Oder an die schmerzverzerrten Geräusche sportlich Untrainierter, die das erste Mal kräftige Dehnübungen machen. Das würde passen, denn der Kran wird nicht allzu oft Yogaübungen machen.
Ralf Ritter, Mitverantwortlicher des Projekts von der Baugenossenschaft erzählte indes von den großen Herausforderungen der aufwändig installierten Baustellenabsicherung. Die vielen Besucher konnten sich auf dem Gelände sicher fühlen. Doch trotz des Stresses und der Mehrarbeit hätte Ritter mit seinem Team im Büro auch sehr viel Spaß gehabt.
In der Dunkelheit kamen nun die vielen Lichtinstallationen in den Gebäuden voll zur Geltung, die sich die Zuschauer immer und immer wieder interessiert anschauten oder wie im Falle der beiden Performances »TW,WMCT« von David Nägeli und Tobias Rüetschi oder »Betonmeerfahrt« von David Leutkart auch anhörten. Vor der großen Preisverleihung durch Axel Nieburg fand das große Finale mit einer Jonglier- und Feuershow statt, die für richtig gute Laune beim Publikum sorgte.

- Matthias Güntert

Autor:

Redaktion aus Singen

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