Vortrag der "Naturschutzinitiative" in Radolfzell
"Den Verlust der Artenvielfalt überlebt die Menschheit nicht"

Die Bodenseelandschaft sieht die Naturschutzinitiative e.V. durch die Planung einiger Windräder im Bereich Schiener-Berg beeindrächtigt. | Foto: Hirz/ NI
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  • Die Bodenseelandschaft sieht die Naturschutzinitiative e.V. durch die Planung einiger Windräder im Bereich Schiener-Berg beeindrächtigt.
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Radolfzell. „Die ökologische Krise bedroht das Überleben der Menschheit. Aber es gibt für uns alle viele Möglichkeiten, es zu verhindern und sogar positiv mit Natur eine lebendige Zukunft zu ermöglichen.“ Mit dieser Botschaft eröffnete Dr. Michael Altmoos, Ökologe und wissenschaftlicher Beirat der Naturschutzinitiative e.V. (NI), seinen Vortrag „Chance Natur - Perspektiven für Naturschutz und Biodiversität an Untersee und Schienerberg“ im RIZ in Radolfzell.

„Einige Grad Erderwärmung können unbequem für unsere Nutzungen und sensible Infrastruktur werden, aber das überleben wir - ein Verschwinden der Artenvielfalt jedoch nicht. Das rasante Artensterben entzieht der Menschheit die Lebensgrundlagen und wird zu ihrem Aussterben führen, wenn nicht wirksam gehandelt wird“, so Dr. Altmoos. Der Ökologe und Naturschützer machte aber auch Hoffnung: Wenn – wie in Montreal 2022 international vereinbart – 30 Prozent der Flächen vor Nutzung geschützt würden und der Natur mehr Raum zur Entfaltung gegeben werde, sei die Katastrophe abwendbar.

Bislang jedoch sei die Tendenz eher gegenläufig: Statt die letzten noch vorhandenen Naturräume großflächig und wirksam zu schützen, stünden diese seit neuestem für Infrastruktur und Energieerzeugung zur Disposition. Als Beispiel wurde von ihm der Schienerberg als Teil der aus seiner Draufsicht "weitgehend unverbauten und naturnahen Bodensee-Landschaft" genannt, auf dem jedoch riesige Windenergieanlagen geplant seien.

Dabei nehme die derzeitige Politik die absehbaren Schäden in Natur und Wald der Höri genauso in Kauf wie die erwartbaren Folgen für den Bodensee-Tourismus. Dr. Altmoos plädierte dafür, Anlagen zur Energieerzeugung an schon bestehender Großinfrastruktur zu konzentrieren und weite Naturräume freizulassen; davon gebe es genug, um die für Klima und Mensch so wichtige Biodiversität zu schützen und den Menschen eine lebenswerte Heimat zu erhalten. Es sei für eine naturverträgliche und erfolgreiche Energiewende gar nicht nötig, auf der Höri zu bauen, so die klare Analyse.

Im zweiten Teil seines Vortrags zeigte Dr. Altmoos zahlreiche Möglichkeiten auf, wie auch im Siedlungsraum Artenvielfalt gefördert werden könne. „Wenn man die Ordnungsliebe etwas zurückstellt und stattdessen Bereiche zulässt, wo sich Natur frei entwickeln kann, spart das den Gemeinden Pflegekosten und trägt gleichzeitig zur positiven Entwicklung von Biodiversität und für das Klima bei.“ Hierbei könne auch jeder einzelne mitwirken, indem er in seinem Garten „unordentliche“ Bereiche der natürlichen Entwicklung überlasse. Die ausführlichen Diskussionen der Zuhörer zeigten aus Sicht der Naturschutzinitiative, dass Dr. Altmoos einen Nerv getroffen hatte und die Besucher die zahlreichen Denkanstöße von ihm begeistert aufnahmen.

Quelle: Naturschutzinitiative e.V., Dagmar Hirt

Die Bodenseelandschaft sieht die Naturschutzinitiative e.V. durch die Planung einiger Windräder im Bereich Schiener-Berg beeindrächtigt. | Foto: Hirz/ NI
Auch die weiten der Berglandschaft würde die Naturschutzinitiative lieber von einer Energienutzung ausgeschlossen sehen. Also von Winkraft, wie Photolvoltaik, die mehr als 30 Mal so viel Fläche für die selbe Energieleistung benötigen würde, wie Windkraft. | Foto: Hirt /NI
Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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