Filmvorführung im Universum-Kino Radolfzell
„Carl Diez –Ich bleibe“
Radolfzell. Am Mittwoch, dem 9. November zeigt das Universum-Kino in Zusammenarbeit mit der Initiative Stolpersteine Radolfzell und dem Stadtarchiv Radolfzell den Film „Carl Diez –Ich bleibe“. Der Filmemacher Dieter Stadtfeld erzählt in der 2020 veröffentlichten Dokumentation die spannende Lebensgeschichte des Politikers Carl Diez (1877-1969), der lange Jahre in Radolfzell lebte und über viele Jahrzehnte die deutsche Politik aktiv in unterschiedlichen Funktionen mitgestaltet hat. Die Sondervorstellung des 85-minütigen Films findet um 19:30 Uhr im Universum-Kino Radolfzell statt. Der Eintritt ist frei.
Ein Leben in Demokratie und Diktatur
Von 1912 bis zur Ausschaltung aller Parteien durch die Nationalsozialisten 1933 war Carl Diez aus Radolfzell als Abgeordneter des Wahlkreises Konstanz für die Zentrumspartei Mitglied des Reichstages und an der Gestaltung der ersten deutschen Demokratie, der Weimarer Republik, beteiligt. Bei der Ermordung seines Parteifreundes Erzberger am 26. August 1921 durch reaktionäre Kräfte wurde er schwer verletzt. Als gelernter Landwirt war Carl Diez in Berlin vorwiegend in den landwirtschaftlichen Ausschüssen des Reichstages tätig und wirkte an der diesbezüglichen Gesetzgebung mit. Im heimischen Südbaden war er in den Vorständen mehrerer landwirtschaftlicher Genossenschaften und Banken aktiv, war unter anderem Mitbegründer der Radolfzeller Obstbaugenossenschaft.
Als unbeugsamer Vertreter seiner christlichen und demokratischen Gesinnung wurde er zum Feindbild der an die Macht strebenden Nationalsozialisten. Das bekam auch seine Familie im heimischen Radolfzell zu spüren. Hier kümmerte sich vor allem seine Frau Stefanie um den landwirtschaftlichen Betrieb und die große Familie mit neun Kindern. Bereits 1933 wurde Carl Diez erstmals verhaftet. Danach wanderten zwei der Töchter nach Südamerika aus; eine weitere Tochter wurde später mit ihm zusammen verhaftet. Bei seiner dritten Verhaftung durch die Nazis entging er nur knapp der Deportation ins KZ Dachau.Nach dem Krieg war Carl Diez weiter politisch aktiv. Auch nun setzte er sich immer wieder zwischen die Stühle und scheute sich nicht, für seine moralischen Prinzipien auch gegen Widerstand aus seinem eigenen Umfeld einzutreten. Carl Diez bleibt, weil er Spuren hinterlässt und weil er auch angesichts von Bedrohungen nicht von seiner Position gewichen ist. Der Film ist einerseits eine Biographie dieser beeindruckenden Persönlichkeit und andererseits ein Gang durch die Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus der Sicht von jemandem, der dicht dabei gewesen ist, er zeigt erlebte Geschichte. Nähere Infos zur Veranstaltung gibt es auf der Homepage des Universum-Kinos.
Reinigung der Radolfzeller Stolpersteine
Bereits um 17 Uhr beginnt beim Gurs-Steinauf dem Seetorplatz die öffentliche Reinigung der Radolfzeller Stolpersteine. Stolpersteine-Radolfzellgedenkt dabei aller Opfer des nationalsozialistischen Regimes in Erinnerung an die Reichspogromnacht am 9. November 1938. Dabei werden die Stolpersteine gereinigt und die Verfolgungsgeschichten der Personen vorgetragen, für die 2014, 2015, 2016 und 2020 bisher insgesamt 28 Stolpersteine in Radolfzell verlegt wurden. Weitere Informationen unter www.stolpersteine-radolfzell.de.
Autor:Presseinfo aus Singen |
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