Interview mit David Knezevic
David Knezevic: »Jeder Punkt kann entscheidend sein«

David Knezevic, Spieler beim HSG Konstanz | Foto: Peter Pisa
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Konstanz. David Knezevic, am Montag 21 Jahre alt geworden, wechselte im Sommer 2020 aus der A-Jugend von Frisch Auf Göppingen zur HSG Konstanz. Dort spielt der zwei Meter große ehemalige deutsche Jugend-Nationalspieler im linken Rückraum. Knezevic studiert an der mit der HSG kooperierenden Exzellenzuniversität Konstanz Psychologie. Im Interview mit Andreas Joas spricht er über ein paar fehlende Zentimeter beim ersten Punktgewinn, das Heimspiel am Freitag 20 Uhr in der Schänzle-Hölle gegen Lübeck, große Spannung in der 2. Bundesliga und seine Vorbilder.

David, zuletzt hattet ihr, ganz ungewohnt, zwei spielfreie Wochenenden. Hat die Pause gutgetan oder hättet ihr nach dem ersten Punktgewinn gegen Dresden gerne weitergespielt?

Für den Körper hat die Pause schon ganz gutgetan. Allerdings haben wir uns auch gesagt, dass es interessant gewesen wäre, jetzt weiterzuspielen, nachdem wir den ersten Punkt geholt und dadurch ein besseres Gefühl haben. Wir haben die letzten zwei Wochen ganz normal trainiert und konnten am letzten Wochenende individuelle Einheiten zuhause absolvieren. Ich war so bei meiner Familie in Göppingen.

Wie war bei dir die Gefühlslage, nachdem der erste Punkt in dieser Saison feststand? Wärst du ein, zwei Zentimeter größer, hättest du den letzten Pass wahrscheinlich abfangen können.

Ich bin in der letzten Aktion zurückgesprintet und wollte mir den Pass zum Gegenstoß greifen. Ich dachte, ich würde ihn in die Hände bekommen. Im Sprung habe ich jedoch gemerkt, dass eine Kleinigkeit fehlt. Im ersten Moment danach habe ich mich etwas geärgert, weil wir über das ganze Spiel gesehen die bessere Mannschaft waren und der Ausgleich in letzter Sekunde fiel. Allerdings kann Dresden auch Handball spielen. Wir können deshalb auch mit dem einen Punkt zufrieden sein.

In der spielfreien Zeit gab es den kurzfristigen Abgang von Peter Schramm zu vermelden. Wie hast du diesen aufgenommen und wie gehst du mit der wachsenden Verantwortung um?

Ich glaube, und ich denke ich spreche hier auch für Lars (Michelberger, Anm. d. Red.), dass wir einfach dort weitermachen wollen, wo wir vor der Pause aufgehört haben. Wir sind bereit für spannende Aufgaben, vorne wie hinten, und freuen uns darauf.

Was konntet ihr aus dem Punktgewinn mitnehmen?

Ich denke man kann davon sprechen, dass wir in der Liga angekommen sind. Der Punkt gegen Dresden kam nicht irgendwie durch Glück zustande, sondern weil wir guten Handball gespielt haben. Er war für das Selbstbewusstsein sehr gut. Umso interessanter wäre es gewesen, direkt nachlegen zu können…

Was hat euch in den ersten Spielen noch gehemmt?

Da kamen einige Sachen zusammen. Vor allem haben wir uns einen zu großen Kopf gemacht. Für ganz viele Spieler war die 2. Bundesliga eine neue Erfahrung oder aber sie stehen nun in einer anderen Rolle – so wie ich. Anders als vor zwei Jahren. In Coburg hatten wir uns viel vorgenommen, sind dann aber schwach gestartet. Dadurch hat das Selbstvertrauen gefehlt. So passiert es im Sport, dass man manchmal eine zeitlang so performt.

In der Tabelle, die über den Auf- und Abstieg entscheiden wird, liegen neben einer ganzen Reihe von Clubs auch die sehr erfahrenen und ambitionierten Teams Hagen, Essen und Lübeck lediglich einen bis zwei Punkte vor der HSG.

Das spricht für die Stärke und Breite der 2. Bundesliga. Man weiß in keinem Spiel, wer gegen wen gewinnt. Sowohl im Abstiegskampf als auch oben deutet sich ein ganz spannendes Rennen bis zum allerletzten Spieltag an. Jeder Punkt kann entscheidend sein, jeder einzelne ist sehr, sehr wichtig. Das haben wir vor zwei Jahren gesehen, als am Ende nur ein einziger Zähler zum Klassenerhalt gefehlt hat. 30 Spiele liegen noch vor uns. Das nächste wollen wir gewinnen, dann wieder das nächste.

Also: Wie wollt ihr das nächste Heimspiel am Freitag gegen Lübeck gewinnen?

Das wird ein Kampf über 60 Minuten, auch wenn wir vielleicht mit fünf Toren in Führung oder zurückliegen sollten. An uns zu glauben ist wichtig. Wir haben gezeigt, dass wir mithalten können, dessen müssen wir uns bewusst sein. Dann erwarte ich ein interessantes Spiel gegen eine Mannschaft mit sehr guten Einzelspielern auf jeder Position.

Nach dem Spiel suchst du stets den Kontakt zu deinem Vater Aleksandar, ehemaliger jugoslawischer Nationalspieler, um das Geschehene zu verarbeiten und einzuordnen?

(lacht) Nachdem ich mit dem Trainer und den Mitspielern gesprochen habe, ist mein Vater die nächste Anlaufstelle auf der Tribüne oder im Bus per Telefon. Er ist ein Vorbild für mich und es ist mir wichtig, was er sieht und was er meint. Er hat von der Tribüne aus oder vor dem TV noch einmal eine andere Perspektive. Wir sehen uns oft die Spiele nochmal an und versuchen gemeinsam herauszuholen, was geht.

Ein zweites Vorbild ist für dich Tennisspieler Novak Djokovic. Was fasziniert dich an ihm?

Er ist einfach ein Mentalitätsmonster. Egal, wie es steht, egal in welcher Situation er sich befindet: Er steht immer wieder auf und lässt sich nichts anmerken.

Autor:

Andreas Joas aus Konstanz

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