Neujahrsempfang der Grünen
Raus aus der Meinungsblase und hin zu den Menschen
Konstanz. Zuversicht und Selbstkritik - das waren die Kernpunkte des Neujahrsempfangs, zu dem der Grünen-Kreisverband und die Freie Grüne Liste Konstanz kürzlich in den Speichersaal des Konzils eingeladen hatten. Dabei ging es auch darum, wie die Politik das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen kann.
Gastrednerin an diesem Nachmittag war Lena Schwelling, Grünen-Landesvorsitzende und Gemeinderätin in Ulm. Die Zeit verlange auch Selbstkritik, meinte sie. Man müsse sich seitens der Grünen fragen, ob nicht an mancher Stelle der Bogen überspannt wurde und ob sie bei manchen Themen zu schnell unterwegs waren. "Wir gelten als Besserwisser", sagte die Landesvorsitzende. Besserwisser, die die Themen von moralischen Hochs ansprechen. Und da sei auch was dran. Auf diese Weise wirke man auf andere schnell arrogant und eben besserwisserisch.
Keine Politik vom Elfenbeinturm
Die Menschen wollen gehört werden und mitentscheiden und nicht von oben herab regiert werden, zeigte sich Lena Schwelling überzeugt. Deshalb seien die kommenden Kommunalwahlen genau das, was die Grünen jetzt bräuchten: "Kommunalpolitik ist etwas Gemeinsames. Hier wird Politik konkret." Sie sei eine Chance zu zeigen, dass man den Menschen zuhört. "Igeln wir uns nicht ein in eine kleine Blase, die einer Meinung ist", plädierte Schwelling. Hinauszugehen und mit den Menschen zu sprechen - auch mit denen, die anderer Meinung sind - sei "die stärkste Waffe, die wir haben".
Auch beim Umgang mit der AfD sollten neue Wege bestritten werden. Die Diskussion um ein Parteiverbot helfe nicht weiter, zeigte sich die Grünen-Politikerin überzeugt. Stattdessen sollte mit den Menschen in die inhaltliche Diskussion gegangen werden. "Letztlich ist die AfD ein Wutstaubsauger." Die beste Strategie sei deshalb, diese Wut zu entziehen.
Mehr Frauen in die Politik
Bei der anschließenden Talk-Runde ging es dann um wichtige Themen - unter anderem darum, was es braucht, um mehr Frauen und mehr Vielfalt in die Politik zu bringen. Als Negativbeispiel führte Kreisrätin Saskia Frank den Kreistag auf. Unter den 73 Mitgliedern finden sich 17 Frauen - davon elf seitens der Grünen. Für die CDU säßen drei Andreas, aber null Frauen im Gremium. Man müsse "zeigen, dass Frauen dabei sind, dass sie etwas bewirken können", meinte sie.
Auch müssten die Rahmenbedingungen verändert werden, ergänzte Landtagsabgeordnete Dorothea Ehinger. Beispielsweise indem Sitzungen zu Uhrzeiten stattfinden, zu denen es Kinderbetreuung gibt, oder indem man die Betreuung gleich anbietet, damit sich auch junge Frauen mit Kindern beteiligen können. Denn "Wir brauchen diese Mischung."
Autor:Tobias Lange aus Singen |
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