Neue Gehversuche beim Fasnetmäntig-Frühschopen der Gerstensäcke
Bienenschützer und Kanzlerin-Stuhlsäger geben sich die Hand
Gottmadingen. „Allen wohl und niemand weh, wenn da alle machen, is Fasnet wirklich schee“, eröffnet Dr. Christoph Graf den diesjährigen Fasnetmäntig-Frühschoppen. „Respekt und Anstand gegenüber jedem Mensch“, forderte er in der Bütt und konnte gleich zum ersten Sondergast kommen, denn Philipe Rosato kommt seit Jahrzehnten, diesmal eigens aus Italien, und kann am Freitag seinen 90. Geburtstag feiern.
Der „Poppele“ und „12 Trinkfeste“ waren die ersten Gäste auf der Bühne. Es kamen freilich 15 und damit war Graf schon beim „Zählproblem“ der Poppele. Denn in ihrer Poppelezeitung rühmten sie sich, schon 70 Mal beim Gottmadinger Umzug dabei gewesen zu sein, wo es doch eine ausgefallene Fastnacht und ein Gastspiel bei der Narrizella gegeben habe. Zur „Strafe“ gab es ein richtiges Präventionsgeschenk: 11 Kisten Randegger Mineralwasser sollten die Narren nun leer machen, als Preis gab es freilich einen „Gegenwert“ in dunklem Narrenbier zum Sommerfest der Zunft. „Nur wer die Randegger Ottilienquelle ehrt, ist des Gottmadinger Gerstensaftes wert“, so Graf süffisant zur Singener Delegation.
Was es mit den „Grünen Kreuzen“ auf den Feldern auf sich hat, wollte Christoph Graf hier ganz närrisch erklären. Harald Zolg und Stefan Leichenauer, sowie Thomas Körner vom Nabu, und der „Grüne“ Unternehmer Clemens Fleischmann mussten dafür auf die Bühne. Die beiden Bauern sahen einer Welt entgegen, in der die Kühe als CO2 Produzenten abgeschafft werden müssten, und das Gras auf den Weiden künftig von den Veganern abgeweidet werden müssten. „Wenn der letzte Stall ist leer, gibt’s auch keine Schwalben mehr“, sangen sie. Und „Wer die Natur retten will, muss die vor Naturschützern schützen“, meinte Harald Zolg. „Nur hier im Hegau habts in der Hand, wies weiter geht mit unserem Bauernstand“, appellierten die beiden. Thomas Körner redete sich raus, denn er habe das Artenschutz-Volksabstimmung auch nicht erfunden und müsse das wohl mitmachen. Überhaupt gebe es das Höfesterben schon viel länger, die Höfe seien da wohl schon vorsichtshalber gestorben, meinte Körner. Die „Lösung“ aus Sicht der Narren war nach einem kniffeligen Buchstabenrätsel, dass die Grünen Kreuze ab sofort mit Bienenhotels ausgestattet werden müssten – als Beitrag zum Artenschutz.
Gottmadingens Bürgermeister Michael Klinger bekam vorgerechnet, das nach 16 Jahren als Bürgermeister immer noch nicht umgesetzt sei. Noch bei der letzten Wahl habe 2012 unter anderem Versprochen den Bahnhof aufzuwerten, doch ausser dreckigen Aufzüge sei noch nichts passiert und selbst sei neues Haus sei immer noch nicht fertig. Die Narren wollen ihm aber helfen und präsentierte für den anstehenden Wahlkampf gleich vier Klinger-„Dubels“, die schon mal mit kessen Sprüchen auftraten. Aber Klinger lehnte die Unterstützung klar ab und setzte aus Wahlkampf „Marke Klinger“. Zum Beispiel „Fasenacht das ganze Jahr“. Und da will er gar die Busmisere ausnutzen und statt „Klink“ auf Klinger im Bus setzen und die Leute durchs Dorf zu kutschieren. Das könnt‘ dann gar der Landkreis zahlen.
Natürlich durfte Marian Schreier aus Tengen als Aspirant auf den Stuttgarter OB-Sessel bei diesem Frühschoppen nicht fehlen. „Der sei ja das einzige SPD-Erfolgsmodell derzeit und nun von einem Parteiausschlussverfahren bedroht, sinnierte Moderator Christoph Graf. Da sollte sie die Partei sich doch lieber in „Sozietät progressiver Deppen“ umbenannt werden, bevor er einige kniffelige Fragen zum Thema Stuttgart beantworten musste und zur Strafe für jede falsche Antwort zwei Schaumküsse essen. In der Bütt stellte er seinen „Wahlkampf Marke Schreier“ vor. Auf Plakate könne er ja nicht werden, weil die Leute dann meinten, er würde für Kinderschokolade werden. Wenn die SPD ihn nun ausschließen wolle, sei das für ihn schon Bitter, dann würde ihm schon mal die Hälfte der Themen für die Fastnacht fehlen.
MdB Andreas Jung musste in Erinnerung eins Satzes von Günther Oettinger, das er der „künftiger Macher“ seiner Partei sei auf die Bühne. Aber nun müsse er sich was von einen „kleinen Mädle“ vormachen lassen in Sachen Umweltschutz, und er aus der Sicht der Narren einfach zu lieb, um endlich mal Parteivorsitzender zu werden. Schützenhilfe gabs von Merkel-Double Marianne Schätzle,. Wichtig sei, dass man den Umstand, dass man seit der letzten Wahl nicht erreicht habe, nun als Erfolg zu verkaufen. Sie sei schließlich im Kabinett die einzige die Eier habe im Kabinett. Von Christoph Graf bekam er eine Säge überreicht, um mit an ihrem Stuhl zu sägen, aber das lehnte Jung doch sichtbar ab. „Das machen schon genug andere“, meinte er. Die Kanzler-Doppelgängerin nahm Jung dann freilich als Aufhänger, mit dem „Schätzle“ als Duo die Kanzlerwahl gewinnen zu wollen, schließlich gäbe es bei den anderen Parteien auch schon viele Paarungen. Und zur Krise der CDU: bei einer Wahl in Hamburg am Fasnetsonntag fast genau 11,1 Prozent zu bekommen, müsse man erst mal schaffen.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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