Frühschoppen der Gerstensäcke
Ab jetzt halten die Doktoren Klinger und Auer Sprechstunde

Unter die Medizinmänner gegangen: Die Doktoren Michael Klinger und Thomas Auer wurden von Christoph Graf - seines Zeichens selber Arzt - in diesen Berufsstand erhoben. | Foto: Tobias Lange
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Gottmadingen. Der Frühschoppen der Gerstensackzunft gehört zur Gottmadinger Fasnet wie das Amen in der Kirche. So versammelte sich am Fasnetmäntig wieder eine bunte Schar von Närrinnen und Narren in der Eichendorff-Halle, um die Fastnacht zu feiern und sich einen Spaß aus aktuellen Geschehnissen zu machen - natürlich alles unter dem Mantel der großen Jubiläumsfeier zum 150-jährigen Bestehen der Gerstensäcke.

Doch waren es die Gäste, denen Zeremonienmeister Christoph Graf Geschenke überreichte. Etwa dem Poppele aus Singen. Dem haben sie das Pferd weggenommen und nun muss er im Cabrio beim Kinderumzug vorneweg fahren. Das konnten die Gerstensäcke natürlich so nicht stehen lassen und spendierten dem Geist vom Hohenkrähen ein neues Ross - wenn auch nur am Stock. "Edel reitet er wieder", kündigte Graf an.

Der Poppele nahm das Geschenk dankbar entgegen, stellte aber klar, dass sein Ross natürlich in seinem Stall auf dem Krähen steht. Dieses habe ihm - weil nicht mehr so fit - gesagt, er solle zu Fuß auf die Fasnet gehen. Also: "Ich gehe ganz, ganz brav, weil rüstiger als Christoph Graf."

Neue Ärzte für das MVZ

Worte des Lobes sprach Christoph Graf für die Herren Bürgermeister Michael Klinger und Thomas Auer aus: "Sie gründeten, mit ganz viel Mumm, ein medizinisches Versorgungszentrum." Allerdings brauche es dafür auch Ärzte. Glücklicherweise handelt es sich bei den beiden Rathauschefs um promovierte Menschen und auf dem Land gelte: "Ein Doktor ist ein Doktor." Sollen also die Bürgermeister künftig Sprechstunde halten. "Im Amt merkt keiner, wenn die dann fehlen."

Die frisch gebackenen Mediziner zeigten gleich, was die Patienten von ihnen zu erwarten hätten. "Wir sind heut Halbgötter in Weiß und wir arbeiten mit ganz viel Fleiß", versprach Bürgermeister Auer. Kollege Klinger ergänzte: "Wir bieten für jeden Kranken etwas an:  ob Magen, Kopf, Darm oder Größenwahn."

Nach dem Frühschoppen gab es den großen Umzug. Bilder davon gibt es hier:

Narren sorgen beim großen Umzug für ordentlich Stimmung

Auch die Gäste aus dem Bundestag erhielten kleine Präsente. So gab es für Lina Seitzl einen Dreizack in den Farben der Ampel - rot, gelb und grün. Christoph Graf beruhigte: Falls es nach der nächsten Wahl anders aussehen sollte, dann überdecke schwarz alles. Die Beschenkte dankte und lobte den Gottmadinger Mut. Denn anderswo werden Politiker mit Mistgabeln vom Bauernhof gejagt. "Hier wird entschieden, die Mistgabel sogar als Geschenk zu überreichen."

Für Ann-Veruschka Jurisch gab es ein Wörterbuch "Alemannisch für Anfänger" und Graf kündigte an, dass es im nächsten Jahr eine Prüfung dazu geben werde. Jurisch, die ihrerseits bei den Liberalen für das Thema Integration verantwortlich ist, erläuterte, was es braucht, um hier in der Region zu wohnen. Dazu gehöre, gut von Handwerksmeistern zu sprechen und sich einen Hund und einen Weihnachtsbaum zu besorgen. Die wichtigste Lektion aber: "Kein Ruck nach braun, das darf nicht sein." Und sie zeigte sich überzeugt: "Wenn wir das geschafft haben, integrieren wir auch die Schwaben."

Als "Umweltpolitiker der ersten Stunde" bekam Andreas Jung eine Tube Kleber - oder zumindest die Papprepräsentation einer solchen - überreicht. Damit kann er sich dann auch als Klimakleber versuchen, denn schließlich sei die CDU nun nicht mehr schwarz, sondern orange wie die Letzte Generation. Davon wollte Jung aber nichts wissen. Er bleibt schwarz. "Black is beautiful", betonte er. Doch er räumte ein: "Das Kleben ist falsch, das Ziel ist richtig. Der Klimaschutz ist wichtig." Sonst wachse hier bald keine einzige Gerste mehr.

Autor:

Tobias Lange aus Singen

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