Gerd Nefzer zu Gast im Engener Kornhaus
Vom Landwirt zum zweifachen Oscar-Preisträger

Gerd Nefzer (Mitte), gemeinsam mit Bürgermeister Frank Harsch und Moderatorin Isabel Meier-Lang sowie seinen beiden Oscars. | Foto: Philipp Findling
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Engen. Ein Stück Hollywood-Glanz schwebte am Donnerstag, 11. Juli durch das Engener Kornhaus. Mit dem Spezialeffektkünstler Gerd Nefzer konnte nämlich ein zweifacher Oscar-Preisträger im Hegau begrüßt werden.

"Stirb Langsam", "In 80 Tagen um die Welt", "James Bond - Der Hauch des Todes" oder auch "Die unendliche Geschichte 3" - die Liste von Filmen, bei denen Gerd Nefzer seine Finger im Spiel hatte, ist lang. Dabei war sein Besuch gleichzeitig auch eine Premiere eines neuen Kulturformats im Kornhaus: den Engener Stadtgesprächen. "Wir möchten hiermit vor allem die Sensibilität für dieses Gebäude erhöhen", erklärte Bürgermeister Frank Harsch den "Gründungsmitgliedern". Der Kontakt zu Nefzer selbst bestehe schon länger, so haben Harsch ihn bereits während seiner Amtszeit in Braunsbach kennengelernt.
"Ich würde einen Liebesfilm drehen", sagte der Bürgermeister gegenüber Moderatorin Isabel Meier-Lang, bevor sie gemeinsam mit dem zweifachen Oscar-Preisträger in das erste Stadtgespräch einstieg. Hierbei gab der Spezialeffektkünstler aus Schwäbisch Hall einen sehr intimen wie spannenden Einblick in sein bisheriges Schaffen, das auch vom steten technischen Wandel durch Computeranimation und LED-Studios geprägt war.

Oscar-Gewinn keine Erfolgsgarantie

Als gelernter Agrartechniker musste auch er sich erstmal einen Namen machen, gestand Nefzer zu Beginn. Dabei sei es vor allem aufgrund der Versicherungen, die ein Film mit sich bringe, nicht gerade günstig. Vor allem, wenn es um die Sicherheit der SchauspielerInnen gehe, könne selbst die kleinste Verletzung das Aus in Hollywood bedeuten. "Es ist ein Wimpernschlag von Hero to Zero" verdeutlichte Nefzer diesbezüglich.
Die Technik selbst habe er sich vor allem von seinem Schwager, der in der Filmrequisitenfirma seines Vaters arbeitete, abgeschaut. "Damals ging er nach Wien und hatte dort Spezialeffekte gelernt, woraus er mir sehr viel beibrachte", erzählte Nefzer. Die Anforderungen, die man heute als Spezialeffektkünstler in Hollywood mitbringen müsse, sind von Film zu Film unterschiedlich. Je nach Altersfreigabe müsse beispielsweise ein Waffenschuss immer anders aussehen. "Generell ist bei vielen Produzenten die schwäbische Sparsamkeit gern gesehen, um ja nicht die Produktionskosten zu überziehen." Auch sei ein Oscar-Gewinn keine Garantie dafür, eine erfolgreiche Karriere zu haben, so gehen ihm zufolge nicht wenige Preisträger nach ihrer Auszeichnung schnell unter.

Agrartechnik-Expertise am Set

Im Folgenden zeigte Nefzer anhand seiner beiden Oscar-prämierten Arbeiten an "Dune" und "Blade Runner 2049", wie genau der Schaffensprozess eines Spezialeffekts im Film abläuft. Allgemein seien Spezialeffektkünstler oft für "physikalische" Effekte wie Regen, Wind, Sturm oder ähnliches zuständig. Dabei konnte Gerd Nefzer auch auf seine Kenntnisse als Agrartechniker zurückgreifen. Zum einen, als er bei "Dune" den Sturz eines Libellenhelikopters so drehte, indem er das Fluggerät mit einem Traktor über ein Feld, welches zum Großteil mit Dinkelspelzen bedeckt war, zog. Zum anderen bei der Inszenierung eines Flugautos in "Blade Runner 2049", wo er die Gastanks kurzerhand an Abrissbagger anbaute. "Da kam der Landwirt in mir hervor", scherzte Nefzer.
Im selben Film kam auch die "Geburt der nackten Replikantin" vor. Die Szene, die ihn in seiner Karriere bisher am meisten forderte, da Regisseur Denis Villeneuve die Vakumierung unbedingt auch mit der Darstellerin drehen wollte. "Sie musste sozusagen 15 Sekunden die Luft anhalten, bevor sie aus dem Plastiksack glitt", erläuterte Nefzer. "Ein Arbeitstag am Set bedeuten gerade einmal zehn Sekunden im Film vielleicht", so Nefzer über den Aufwand in seinem Metier. Dabei entstehen am Ende Bilder, die es wert sind, gesehen zu werden. "Geht ins Kino!", ermutigte er die Gäste im Kornhaus. "Hierfür sind solche Bilder gemacht."

Ein Oscar von "Spiderman"

Im Weiteren kam Gerd Nefzer auf den Prozess seiner Oscar-Nominierung zu sprechen. "Hierfür musste ich der Jury zunächst eine Vorlage schicken, worin ich auch meinen Job ein bisschen erklären musste." In der Vorauswahl angekommen, musste er bestimmte Szenen vorlegen. Anhand dessen wurden schließlich die Künstler in der Kategorie nominiert. "Ich selbst wusste nicht, von wem ich da den Oscar bekam", gestand Nefzer über seine erste Auszeichnung im Jahr 2018. "Erst als ich mich schlau machte, war mir klar, dass mir Tom Holland, also Spiderman höchstselbst, den Preis überreichte."
Im Anschluss an das Gespräch trug sich Gerd Nefzer noch in das Goldene Buch der Stadt Engen ein, um danach noch für Gespräche sowie Bilder mit den Gästen und den mitgebrachten Oscars bereitzustehen.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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