15 Jahre Ateliergemeinschaft Mahler/Müller-Harter im Schützenturm

Kunst in all ihren Facetten

Engen. Dicke Mauern, einen wunderschönen Blick in den Hegau und eine Vielzahl an Malutensilien – Gerhard Mahler und Manfred Müller-Harter haben im malerischen Schützenturm hinter dem Engener Rathaus eine kleine aber feine Oase für Künstler geschaffen. Dort, wo einst das Einwohnermeldeamt zuhause war, besteht seit 15 Jahren die Ateliergemeinschaft Mahler/Müller-Harter. Eine Künstler-Ehe, die gut funktioniert. Der freie Architekt Gerhard Mahler studierte Malerei mit den Schwerpunkten Grafik und Zeichenkunst in Kiel, das Schaffen von Lehrer Manfred Müller-Harter ist vor allem durch die vielen Jahre in Südamerika und durch die Pigmente, die er selbst herstellt, geprägt.

Über je ein eigenes Refugium sowie einen Veranstaltungsraum im Obergeschoss stehen den beiden Künstlern im idyllischen Schützenturm derzeit zur Verfügung, ein Raum soll im kommenden Jahr für künstlerisches Arbeiten im audiovisuellen Bereich herhalten. »Gemeinsam sollen hier Filmbilder entstehen«, antizipiert Gerhard Mahler. Einen Überblick über seine Arbeit finden Interessierte auf der Homepage www.mahler-engen.de

»Wir sind 2004 hier eingezogen, da stand der Schützenturm lange leer«, erinnert sich Müller-Harter. Damals waren die beiden Künstler auf der Suche nach einem passenden Ort um der Kunst in all seinen Formen eine Plattform zu bieten, auch Nischenkunst. »Es war uns ein Anliegen, das Kulturprogramm in Engen zu beleben«, so Müller-Harter weiter.

Umso erfreulicher, dass auch die Gemeinde dieses Anliegen unterstützt und den Schützenturm in die erfahrenen Händen der beiden Künstler legte. Das Obergeschoss wurde in Eigenregie zu einem multifunktionellen Raum umgebaut, in dem bis zu 60 Leute Platz finden.

Anfangs als offene Kunstwerkstatt gedacht, in der Zeichenkurse und Ausstellungen – eigene wie auch von Gastkünstlern aus der Region wie auch aus dem Ausland – angeboten wurden, hat sich bald ein ganz eigenes Konzept, »Aktion im Turm«, entwickelt, welches sich herumgesprochen hat. Gemeinsam mit dem ungarischen Künstler Karol Borbely sind Großdrucke mit Straßenwalzen entstanden, Tablaspieler Florian Schiertz ist regelmäßig im Türmle zu Gast. »Wir bekommen viele Anfragen, ob wir noch Kapazitäten frei haben«, freut sich Müller-Harter.

Und das ist kaum überraschend: vom Open-Air Kino im Sommer vor dem Türmchen bis hin zu Lesungen, Konzerten oder Workshops ist hier alles geboten, was das künstlerische Herz höher schlagen lässt. Die beeindruckende Schwarzlichtinstallation im Rahmen des Lichterabends ist vielen noch in Erinnerung geblieben und das Kunstereignis »Engener Equinox« 2012 fand sogar überregionalen Anklang.

»Ein Schwerpunkt, den wir haben, ist die Lyrik. Wir haben daraus szenische Lesungen gemacht. Highlights sind »The Canterbury Tales«, »Deutschland – Ein Wintermärchen«, »1001 Nacht – die Vorgeschichte« oder russische Lyrik«, berichtet Müller-Harter. Und auch der Lesekreis, der sich einmal im Monat trifft, ist eine feste Größe im Türmle: 2020 wird die Lesegemeinschaft, die seit zwölf Jahren besteht, ihr 100. Buch lesen. Doch damit nicht genug: Die Ateliergemeinschaft bietet bereits zum achten Mal die Kurzfilmtage unter der Schirmherrschaft der Stadt Engen an.

Es ist unumstritten: in dem malerischen Türmchen hinter dem Engener Rathaus hat sich ein kleiner Kulturtreffpunkt entwickelt, der offen, inspirierend und kreativ ist und jeden willkommen heißt.

- Graziella Verchio