Hermann Stenner. Hymnen an das Leben
In kurzer Zeit Großes geschaffen

Die "Saxyphones" der Stadtmusik Engen umrahmten die Vernissage der Sonderausstellung Hermann Stenner mit einem schönen Queen-Medley. | Foto: Ute Mucha
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Engen. Er hätte das Zeug für einen deutschen Picasso gehabt, wagte Dr. Velten Wagner, Kulturamtsleiter der Stadt Engen, den hochbegabten Künstler Herrmann Stenner “überbordend und anmaßend“ zu beschreiben, um den schmerzlichen Verlust durch dessen frühen Tod hervorzuheben. „Er hinterlässt ein schwarzes Loch in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts“, bedauert Wagner in seiner Einführung in die neueste Sonderausstellung „Hermann Stenner. Hymnen an das Leben“, die noch bis 2. Juli im Städtischen Museum Engen + Galerie gezeigt wird.

Foto: Ute Mucha

Die gut 80 Werke des „frühreifen Genies“ aus der Sammlung von Prof. Dr. Hermann-Josef Bunte und seiner Frau Renate aus Bielefeld, die in Engen zu bewundern sind, sprechen eine ganz eigene, faszinierende Sprache, so Velten Wagner. Sie bestätigen eindrücklich, welch außergewöhnlich begabter Künstler Herrmann Stenner trotz seiner Jugend bereits war. Wagner wirft die Frage auf, „was wäre gewesen, wenn …. Hermann Stenner mit seinen reifen Werken die Kunstgeschichte bereichert hätte?“ Eine Antwort gibt die Aussage von Willi Baumeister, dass „Stenner einer der besten Maler Deutschlands geworden wäre“. Durch seinen frühen Tod mit 23 Jahren auf einem Schlachtfeld des Ersten Weltkrieges hinterließ der Ausnahmekünstler ein offenes Werk, das den Reichtum an Möglichem erahnen lässt.

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In den fünf Jahren seiner Schaffenszeit malte der Schüler von Adolf Hölzel 280 Gemälde sowie rund 1.700 Aquarelle und Zeichnungen. In dieser Zeitspanne durchlief er eine intensive künstlerische Entwicklung vom Naturalismus bis hin zum Expressionismus. Stenner gehörte einer jungen Generation von Künstlern an, die sich der “Modernen“ zuordneten und die gegen das Althergebrachte rebellierten. Als Farbenkünstler mit Mut zu eigenwilligen Kompositionen formte er Eindrücke um und transformierte sie nach seinem inneren Verständnis. Daraus entstand neben seinem Selbstbildnis die „Auferstehung“, die umrahmt von zwei Porträts seiner Verlobten Klara, in der Apsis die Blicke auf sich zieht. „Dieses Bild hat noch nie so schön gehangen wie hier“, lobte Sammler Hermann-Josef Bunte das Gespür Velten Wagners, die Werke Stenners in den historischen Räumen des ehemaligen Klosters stimmig zu arrangieren.
Landschaftsbilder, Porträts, Stillleben und Skizzen – mit leichter Hand und dennoch präzise, füllte der außergewöhnliche Künstler seine Motive mit Farben als Ausdruck seines inneren Erlebens, wie der Kulturamtsleiter erklärte.
Mit der Sonderausstellung „Hermann Stenner. Hymnen an das Leben“ knüpft die Stadt Engen nahtlos an die früheren Sonderausstellungen an. Bereits 2014 begeisterten die Werke von Paul Schad-Rossa, 2017 folgte Ida Kerkovius und 2020 „Hölle & Paradies. Der deutsche Expressionismus um 1918“.

Engens Museumsleiter Dr. Velten Wagner mit Prof. Dr. Hermann-Josef Bunte, der in über 50 Jahre die Sammlung Bunte mit zahlreichen Stenner-Werken zusammenstellte und dem Engener Museum die Kunstwerke zur Verfügung stellt. | Foto: Ute Mucha
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Für Engens Bürgermeister Johannes Moser ist dieses jüngste kulturelle Glanzlicht auch ein gutes Zeichen für die interkommunale Zusammenarbeit, denn es ist ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Kunsthaus Apolda Avantgarde in Thüringen, wohin die Ausstellung im Anschluss wandern wird. Dort werden die Stenner-Werke zum letzten Mal gezeigt, ehe ein Großteil der Sammlung Bunte versteigert wird, kündigte Hermann-Josef Bunte mit großem Bedauern an, nachdem sich die Hoffnung auf eine bleibende Heimat für seine Sammlung zerschlagen hat.
Deswegen rät der Museumsleiter, „die wahrscheinlich letztmalige Gelegenheit wahrzunehmen, sich im Rahmen der Sammlung Bunte mit diesem wunderbaren Menschen und Künstler Hermann Stenner zu beschäftigen“ und die Ausstellung zu besuchen. Ergänzend wurde von Dr. Velten Wagner und Dr. Andrea Fromm, Kuratorin von Apolda, ein aufwändiger wissenschaftlicher Publikumskatalog zusammengestellt, in dem ganz neue Perspektiven auf das Werk von Hermann Stenner eröffnet werden.

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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