Mahnwache zum Jahrestag des Ukrainekriegs
"Ein Spiegelbild unseres Verhaltens"
Engen. Vor einem Jahr, am 24. Februar, startete der russische Angriff auf die Ukraine. Noch immer dauert er an und so initiierte Thomas Jochim zu diesem ersten Jahrestag des Krieges am Freitag auf dem Schillerplatz in Engen eine Mahnwache zu diesem Anlass.
Gemeinsames Innehalten
Dabei betonte der Organisator schon in seinen ersten Worten und nach einer Einstimmung auf seiner Gitarre, dass er „sehr gerührt“ sei von den Personen, die anwesend seien. Doch wolle er sich – auch ohne von ihm zuvor erdachtes Konzept hinter der Mahnwache – auf die Sache konzentrieren: den Krieg, dessen Lage er im weiteren als „erschütternd“ beschreibt. Nichtsdestotrotz sei es wichtig, innezuhalten, still zu sein und darüber nachzudenken. Um dem Raum zu geben, habe er bewusst zwei Stunden für die Aktion angesetzt. Denn oftmals erscheine die Realität des Krieges trotz oder gerade wegen der Berichterstattung in den gängigen Medien weit weg: „Ich kann mir diese Realität besser im Inneren vorstellen.“
Für den bekennenden Friedens- und Klimaaktivisten sind auch die Zusammenhänge der diversen Katastrophen unserer Zeit deutlich, denn die Erde leide unter den Auswirkungen unseres Handelns gegen sie, beispielsweise durch die fossile oder nukleare Energiegewinnung. „Der Krieg, der jetzt herrscht, ist ein Spiegelbild von unserem Verhalten“, betont Jochim. Außerdem unterstreicht er, dass auch die Waffen, die im Krieg verwendet werden, meist fossiler oder gar nuklearer Natur seien. Seiner Ansicht nach hätte man schon seit dem Jahr 2014 und der Annexion der Krim anders mit diesem Krieg umgehen und statt Waffen Material zum Aufbau von Wind- und Solarkraftwerken in die Ukraine bringen können. Dadurch wäre man unabhängiger geworden von fossiler und nuklearer Energie aus Russland, wie auch aus den USA.
Lügen und Verrohung
Dabei steht für ihn auch fest, dass „viel auf beiden Seiten gelogen wird“, denn das sei im Krieg immer der Fall. Man gewöhne sich an das Schießen, die Soldaten im Gefecht und auch die Beobachter. Diese „Verrohung“, so Thomas Jochim weiter, dürfe im 21. Jahrhundert nicht mehr sein. Dabei stellt er jedoch auch klar, dass es für den Einzelnen keinen Weg gebe, dies zu verhindern: „Wir können nichts mehr fordern und die Politiker nicht umdrehen.“ Doch könne jeder seinen Teil dazu beitragen, „das Menschsein annehmen“ und dadurch reifen, denn so könne man auch keinem anderen mehr Gewalt zufügen.
„Der Krieg wird nicht über den Endsieg beendet“, so die Auffassung des Aktivisten, „sondern über Verhandlungen.“
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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