Richtfest des Neubaus am 3. September
Die Arbeiten am ehemaligen Krone-Areal schreiten weiter voran

Die Zimmerer der Zimmerei Keller: nach dem erfolgten Richtspruch auf einem der drei neuen Wohnhäuser (von links): Simon Hall, Bernd Keller, Lukas Heggenmann, Elias Niederberger und Sebastian Heuser. | Foto: Philipp Findling
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Engen. Das ehemalige Kroneareal im Engener Stadtteil Anselfingen sowie deren zukünftige Nutzung sorgte viele Jahre für großen Gesprächsstoff in der Bevölkerung. Nun konnte am Dienstag, 3. September endlich das Richtfest zum Neubau des Sozialwohnungsbaus gefeiert werden.

Dabei bringt das Projekt selbst nicht nur aufgrund seiner Vergangenheit eine lange Geschichte mit sich, befand sich dort bis 2012 das Gasthaus Krone, welches nach Aufgabe der Inhaber noch im selben Jahr erwarb und nach längerem Leerstand im Jahr 2020 abriss. "Die Brisanz dieser Geschichte habe ich selbst im Rahmen meines Bürgermeister-Wahlkampfs 2023 erfahren dürfen", erläuterte Bürgermeister Frank Harsch. Für ihn handle es sich bei diesem Projekt, das zunächst als Flüchtlingsunterkunft dienen und nach zehn Jahren als mietgünstiger Sozialwohnraum weitergenutzt werden kann, nicht um ein freiwilliges Unterfangen der Stadt Engen, sondern um ein "Pflichtprogramm par excellence". So schaffe man hiermit eine zwingend notwendige Unterbringungsmöglichkeit, da auch innerhalb der Stadtverwaltung dieser bisher fehlende Wohnraum sich zum quälenden Dauerdruck entwickelt habe.

Integration durch die Bevölkerung

Auch wenn die Stadt auf Nachfrage des WOCHENBLATTs derzeit 168 Personen in Gemeinschaftsunterkünften und 330 Menschen in Anschlussunterbringungen untergebracht habe (Stand: 1. Juli 2024), verwies Frank Harsch auf die Verantwortung, die die Stadt hierbei nach wie vor trägt sowie der dabei entstehende, hohe Bürokratieaufwand. "Wir sind als Kommune das letzte Glied in der Kette. Wenn im Bund oder auf EU-Ebene die Probleme der illegalen Massenimmigration nicht gelöst werden, müssen wir auf kommunaler Ebene trotzdem eine Lösung finden." Man wolle mit diesem Gebäude die gesamte Ablauforganisation der Verwaltung besser in den Griff bekommen, um nachhaltig vielleicht auch eine größere Anzahl der dezentralen Unterkunftsmöglichkeiten zu reduzieren. "Integration", so Harsch weiter, "kann niemals vom Rathaus verordnet werden. Dazu brauchen wir Menschen, Vereine oder Freundeskreise aus Anselfingen und Umgebung, die hier konkret weiterhelfen."

Realisierung abhängig von Förderung

Schon seit einiger Zeit hatte man in der Stadtverwaltung die Überlegung für eine Wohnbebauung, erzählte Architekt undStadtbauamtsleiter Matthias Distler. Hatte man zunächst einen Investor an Land gezogen, der einen Neubau mit sozialverträglichen Wohnungen errichten wollte, dieser jedoch sich schnell wieder zurückzog, stellte sich hiernach die Frage, ob die Stadt selbst eine Wohnbebauung an diesem Standort realisieren wolle. "Dies hatte es zuletzt vor gut 30 Jahren gegeben", so der Stadtbauamtsleiter. Gemeinsam mit seiner Kollegin Lucia Jortzik vom Stadtbauamt Engen wurde ein erster Entwurf erarbeitet und Mitte 2022 dem Gemeinderat um den damals noch amtierenden Bürgermeister Johannes Moser vorgestellt, der sich im Rahmen einer Bürgerversammlung im Oktober 2023 bei der Anselfinger Bevölkerung nochmals für das Projekt starkmachte.

Hier gibt es mehr zur Bürgerversammlung im Oktober 2023

"Wir müssen schnelle Integration ermöglichen"

Der Gemeinderat befürwortete den Entwurf, machte die Realisierung jedoch von einer Förderung durch Land oder Bund abhängig. Im September 2022 schließlich hatte der Gemeinderat aufgrund des steigenden Bedarfs an Wohnungen auch für Geflüchtete den Entwurf gebilligt. Mit Gabriele Mandrella erhielt man im April zudem im Bereich Hochbau weitere Unterstützung für die Planung und Ausschreiung des Projekts.

Wohnraum in hoher Qualität

Entstehen werden auf dem 1.822 Quadratmeter großen Grundstück, nach Beginn der Bauarbeiten im Juli 2023, drei identische Wohnhäuser mit insgesamt 27 Wohnungen, davon jeweils sechs Wohnungen mit anderthalb Zimmern à 32 Quadratmeter und drei Wohnungen mit drei Zimmern à 65 Quadratmeter. Zudem wird der am Ende von einer Holzfassade umschlossene Neubau, der Kosten von 4,8 Millionen Euro bei einer Förderung von 1,2 Millionen Euro mit sich bringt, über eine Tiefgarage mit 27 Stellplätzen sowie eine Teilunterkellerung mit den erforderlichen Technik- und Nebenräumen verfügen. "Hierbei sind auch Zugänge ins Treppenhaus vorgesehen, über das alle drei Gebäude erschlossen werden", erklärte Matthias Distler. "Wir werden zudem Räume schaffen, die als Spielfläche für die Kinder sowie als Treffpunkt für die Menschen dienen können."
Die Baustelle, merkte Distler an, sei jedoch auch keine einfache, so wurden bereits die Erdarbeiten aufgrund der völlig unterschiedlichen Beschaffenheit des Untergrundes zur ersten Herausforderung. "Hierbei wurde ein Verbau zum einen Nachbar sowie eine Unterfangung zum anderen erforderlich." Gemeinsam mit der Firma Braun und dem Rohbauer Steudtner & Bantle konnte man eine gute Lösung finden. "Dies ist auch hauptsächlich der Grund, warum wir den Neubau erst Ende Februar 2025 fertigstellen können", erklärte Matthias Distler gegenüber dem WOCHENBLATT. Generell jedoch sei er erfreut, wie schnell und sauber die Arbeiten voranschritten, wurden alle drei Gebäude innerhalb von drei Monaten hochgezogen. Aufgrund dessen könne der Bauplan auch eingehalten werden. "Hier entsteht Wohnraum in sehr hoher Qualität", so der Stadtbauamtsleiter.

Öffentliche Begehung

Nach dem erfolgten Richtspruch durch Simon Hall von der Zimmerei Keller aus Engen luden Matthias Distler, Gabriele Mandrella und Lucia Jortzik zu einer kleinen Führung durch eines der drei Gebäude. Eine weitere Möglichkeit hierzu wird sich laut Bürgermeister Frank Harsch für die Bevölkerung am Dienstag, 17. September, um 18.30 Uhr bieten. Dann nämlich lädt die Stadt zu einer öffentlichen Begehung ein.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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