Besuch bei der Bürger-Energie
Ministerpräsident Kretschmann verspricht Bewegung im Bürokratieabbau
Bodman-Ludwigshafen. Vom insektenschonenden Mähen über die Zukunft von Biogas bis hin zum deutschen Bürokratie-Dschungel: Der Themen gab es viele beim Besuch von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der Bürger-Energie Bodensee. Der Grünen-Politiker machte im Zuge seiner Sommertour Halt auf dem Solarpark Mooshof und sprach mit Vertretern der Genossenschaft über das Projekt und die Herausforderungen, vor dem dieses steht.
"Wir sind aktiv unterwegs im Landkreis und darüber hinaus", sagte Andreas Klatt, Vorstand der Bürger-Energie Bodensee. Eines der größten Hindernisse sei die Bürokratie. "Wir würden gerne mehr investieren", sagte er. "Wir haben eine lange Warteliste." Doch durch die Bürokratie verzögern sich Projekte. Die Kritik stieß bei Ministerpräsident Kretschmann auf offene Ohren: "Da sind wir dran" versprach er. So sei die Genehmigungszeit bei Windparks bereits mehr als halbiert worden. "Das nehmen wir sehr ernst." Die Bürokratie müsse auf ein sinnvolles Maß gebracht werden.
Interesse zeigte Winfried Kretschmann daran, wie die Pläne für den Solarpark Mooshof in der Bevölkerung aufgenommen wurden und ob es großen Widerstand gegeben habe. Dieser sei damals groß gewesen, räumte Andreas Klatt ein. "Man hat sich vorgestellt, man verspiegelt die ganze Gegend." Durch das Prinzip der Genossenschaft habe sich die Stimmung aber umgekehrt und die Leute wollten beteiligt sein.
Neue Wege beim Biogas
Über das Thema Flächennutzung kam das Gespräch zudem zu der Frage, wie es mit Biogas weitergehen soll. Für eine vollständige Abkehr zugunsten von Solarparks sprach sich zwar keiner aus. Ministerpräsident Kretschmann machte aber seine Überzeugung deutlich, dass es Veränderungen brauche. "Mais zu verstromen, ist eine Sackgasse", sagte er. "Davon müssen wir wegkommen." Stattdessen sollten Abfälle genutzt werden. "Mit dem Biogas müssen wir uns neu aufstellen." Gleichzeitig machte er aber auch klar, dass dies Schritt für Schritt geschehen müsse und für Landwirte hier ein gewisser Bestandsschutz bestehe.
Generell gab es vom Landeschef für die Bürger-Energie viele Worte des Lobes und der Anerkennung: "Das war eine echte Pionierleistung", sage er. Es sei der richtige Weg, um Akzeptanz bei den Bürgern zu schaffen und deren Beteiligung zu ermöglichen. Ein "Projekt der Bürgerschaft", das Zuversicht ausstrahle. Er zeigte sich überrascht, dass nicht immer mehr Genossen zusammengebracht werden, was sich auf die Anteile des Einzelnen auswirken würde. Stattdessen wird ein Wachstum über neue Projekte angestrebt und so ein Nutzen für den einzelnen Menschen. "Es ist ein gutes Nachahmprojekt" und Bund und Land sollten daran arbeiten, dass es mit solchen Projekten vorangehen kann, fasste der Ministerpräsident zusammen.
Autor:Tobias Lange aus Singen |
Kommentare