Wirtschaftliche Herausforderungen und Perspektiven
Graf von Bodman zieht Bilanz beim Neujahrsempfang

Im Vordergrund von links: Maria Claudia von und zu Bodman, Christoph Stolz (Bürgermeister), Jürgen Beirer (Vorsitzender der CDU Bodman-Ludwigshafen) und Johannes von und zu Bodman. | Foto: Anja Kurz
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Bodman-Ludwigshafen. Zum Neujahrsempfang auf Gut Bodman begrüßte Graf Johannes von Bodman am Donnerstag, 18. Januar, seine Gäste. Wie es bei einem Betrieb nicht anders zu erwarten ist, der maßgeblich auf Land- und Forstwirtschaft aufbaut, schnitt er auch gleich zu Beginn das Thema der Bauernproteste an. 

Dass "das Wenige", also die Einsparungen der Ampelregierung bei der Landwirtschaft, gereicht habe, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. "Das zeigt den Ärger der Bauern, darüber, dass sie Subventionsempfänger sind", betonte Graf Bodman, "weil sie sonst am Weltmarkt nicht konkurrenzfähig sind." Per se sprach sich Graf von Bodman für die hohen Standards im Land aus, allerdings würden viele Kunden die daraus folgenden höheren Preise nicht akzeptieren. Mit einem Selbstversorgungsgrad bei Lebensmitteln von unter 100 Prozent sei Deutschland letztlich auch auf Importe angewiesen. "Das ist vergleichbar mit dem Gas aus Russland", findet er. 
Dass den Landwirten aus der Bevölkerung zusätzlicher Rückhalt auf der Straße gegeben werde, begründet er mit der einem generellen Gefühl der Unzufriedenheit mit der derzeitigen Ampelregierung. In diesem Kontext äußerte sich Graf von Bodman positiv über das von Bürgermeister Christoph Stolz angestoßene strategische Leitbild.

Ein Jahr mit wirtschaftlichen Einschnitten

Es folgte eine Bilanz des vergangenen Jahres aus dem Betrieb. Die Obsternte sei aufgrund von Frost, Hagel, sowie langer nasser wie auch trockener Perioden deutlich geringer ausgefallen, mit 2.600 Tonnen an Äpfeln, statt noch fast 4.500 Tonnen im Rekordjahr 2022. Profitiert habe man laut Graf von Bodman von den guten Preisen für Tafeläpfel, die 1.000 Tonnen der diesjährigen Ernte ausmachten. Dabei betonte er: "Unsere motivierten Mitarbeiter sind das größte Pfund, das wir haben." Künftig sei das Ziel im Bereich Saftobst "Menge auf die Bäume" zu bekommen.
Beim Forst stellte Sturmtief Poly im Juli einen klaren Einschnitt dar. Johannes von Bodman berichtete, dass dieser Sturm einen Jahresertrag an Holz umgeschlagen habe. Das habe man - immerhin sehr schnell - für einen 30 Prozent geringeren Preis verkauft, als Holz einer regulären Ernte. Auch hier habe man sich auf die Mitarbeiter und auf die kurzfristig angereisten polnischen Saisonarbeiter verlassen können, lobte er. Denn um beispielsweise einen Ungezieferbefall zu vermeiden, musste das Sturmholz schnell aus dem Wald geholt werden. Für dieses Jahr anstehend sei eine Zehn-Jahres-Planung mit Fokus auf den Klimawandel.
Auch die Waldruh habe sich in den vergangenen 13 Jahren zu einem wichtigen Unternehmenszweig entwickelt, hob Graf von Bodman hervor. Mit diesem Konzept sei man unter anderem auch beratend tätig.

Mehr über die Waldruh und Johannes von Bodman gibt es hier nachzulesen:

„Dem Tod einen Platz geben“

Im Bereich Häuser und Immobilien dreht und drehte sich zuletzt viel um den Stockacher Ortsteil Espasingen. Beim Spittelsberger Hof wurde 2023 das Bauernhaus ausgebaut, die Baugenehmigung für das Forsthaus, in dem drei Wohneinheiten entstehen sollen, liege schon vor. Auch beim Schlossareal geht es voran, sehr zur Freude von Johannes von Bodman: "Das Schloss ersteht wieder auf." Vermehrt seien dort Handwerker zu sehen, 2023 habe man sich unter "schwierigen Gegebenheiten" um die Erschließung des Areals gekümmert.
Zuletzt gab es noch einen Einblick in das Projekt Mooshof, wenn es bei dem geplanten Erlebnisbauernhof auch nur langsam vorangehe. Die zuvor definierten Ziele seien beim "Zielabweichungsverfahren" zusammengestrichen worden, berichtet Johannes von Bodman. Nichtsdestotrotz bezeichnet er den Mooshof als ein Herzensprojekt, um Landwirtschaft erlebbar zu machen. 

Mit dem ehemaligen Angestellten Berthold Senger, der Mitte Dezember 2023 verstorben war, wurde an diesem Abend auch den Toten gedacht. 50 Jahre habe Senger als Waldfacharbeiter bei den Bodmans gearbeitet, wofür er das Ehrenzeichen des Hauses verliehen bekommen hatte. Graf von Bodman erinnerte an Senger als einen beliebten und fleißigen Kollegen.

Johannes von Bodman überreicht Reiner Bickel das Ehrenzeichen des Hauses. | Foto: Anja Kurz
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Für seine lange Tätigkeit im Betrieb bekam am Donnerstag Reiner Bickel das Ehrenzeichen des Hauses verliehen. In 30 Jahren als Betriebsleiter Forst habe er "zig verschiedene Themen" gehandhabt, so Johannes von Bodman. Auch im Namen seines Vaters, Graf Wilderich von Bodman, dankte er ihm für sein Engagement. Bickel geht 2024 in die vorgezogene Rente, habe zuletzt noch mitgeholfen, mit Rebecca Göttel eine Nachfolge zu organisieren.

Dank für eine "hervorragend aufgebaute Infrastruktur"

Ein anderes "Dankeschön" gab es für Altbürgermeister Matthias Weckbach. Auch er habe viel für den Betrieb geleistet, betonte Johannes von Bodman. So könnten beide Ortsteile der Doppelgemeinde von einer sehr guten Infrastruktur zehren, beispielhaft hob er die Ortskernsanierungen hervor. Das bezeichnete er als eine "unglaubliche Leistung", für die Weckbach kein Ehrenzeichen bekam, denn - trotz sehr vertrauensvoller Zusammenarbeit - "ein Mitarbeiter warst du wirklich nicht". Stattdessen wurde ihm die goldene Medaille "Maria Bodmanorum" verliehen, angelehnt an das Marienbild des Klosters Frauenberg. 

von links: Graf Wilderich von Bodman, Matthias Weckbach (Altbürgermeister) und Graf Johannes von Bodman | Foto: Anja Kurz
  • von links: Graf Wilderich von Bodman, Matthias Weckbach (Altbürgermeister) und Graf Johannes von Bodman
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Als prägend im letzten Jahr nahm Bodman auch den Wahlkampf wahr. Das hohe Niveau und die Anständigkeit der Kandidaten sei "beispielgebend weit über die Gemeinde hinaus", attestierte Johannes von Bodman. Das Ende fand er dann mit einem "Aufruf zum Donnerstag", indem er zur Kandidatur bei den Kommunalwahlen appellierte. Es brauche einen tatkräftigen, vielfältigen und guten Gemeinderat.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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