Bürgermeisterwahl Tengen 2023
Zweiter Wahlgang in Tengen notwendig
Tengen. Es hat nicht ganz gereicht für Sven Müller: Bei der Bürgermeisterwahl in Tengen verpasste der 27-jährige Kandidat aus Welschingen mit 47,09 Prozent der abgegebenen Stimmen (1.013 Stimmen) nach vorläufigen Angaben die absolute Mehrheit nur knapp. Nun wird ein zweiter Wahlgang am 19. März notwendig. Die Wahlbeteiligung in Tengen lag bei 58,05 Prozent (2.214 WählerInnen), ungültig waren 63 Stimmen. Vor acht Jahren, als Marian Schreier mit überwältigender Mehrheit gewählt wurde, betrug die Wahlbeteiligung noch über 70 Prozent.
Stärkster Konkurrent von Sven Müller war die sogenannte „Freie Zeile“, wo die WählerInnen einen anderen Namen aufführen konnten, als den der Kandidaten: 708 WählerInnen nutzten diese Protestzeile, um zu signalisieren, dass sie keinen der Kandidaten als neuen Bürgermeister der Randenstadt wünschten. Das sind knapp 33 Prozent der Stimmen. „Das gab es wohl noch nie“, kommentierte Marian Schreier diese hohe Zahl an Protestwählern. Auch Johannes Moser, Vorsitzender des Gemeindetags Baden-Württemberg, Kreisverband Konstanz, bezeichnete diese Art der Stimmabgabe als „außergewöhnlich“, möchte sie aber nicht überbewerten: „Wir haben auch ungewöhnliche Zeiten.“ Er hofft, dass die Kandidaten ihre zweite Chance bei einer weiteren geplanten Vorstellung nutzen und ihr Profil noch schärfen werden.
Die weiteren Kandidaten landeten abgeschlagen auf den Plätzen: Die meisten Stimmen holte noch André Schmal mit 9,90 Prozent (213 Stimmen). Der Verwaltungsfachmann aus Weiterdingen hatte allerdings seine Kandidatur bereits zurückgezogen und stand gar nicht mehr zur Wahl. Dahinter platzierten sich Katja Wosiewicz mit 7,67 Prozent (165 Stimmen), Heiko Strauß mit 2,05 Prozent (44 Stimmen) und Markus Bauermeister mit0,37 Prozent (8 Stimmen).
Sven Müller wird auf jeden Fall in der zweiten Runde antreten, versicherte er gegenüber dem WOCHENBLATT, ebenso Heiko Strauß und auch Markus Baumeister.
Zur Verkündung des Wahlergebnisses hatten sich zahlreiche BürgerInnen der Stadt und ihrer Ortsteile in der Randenhalle eingefunden und verfolgten gespannt die Auszählung, darunter auch Altbürgermeister Helmut Groß und der Tengener Ehrenbürger und Unternehmer Hans-Peter Stihl. Landrat Zeno Danner, die Bundestagsabgeordneten Dr. Lina Seitzl und Andreas Jung sowie einige Bürgermeister der Nachbargemeinden waren direkt von der Bürgermeisterwahl in Rielasingen nach Tengen gekommen, um eventuell einem neuen Kollegen gratulieren zu können. Denn während der Stimmenauszählung lag Sven Müller teilweise mit 53 Prozent der Stimmen knapp über der absoluten Mehrheit – dann wäre er neuer Tengener Schultes gewesen. Doch am Ende reichte es ihm nicht, sodass die Stadtkapelle unverrichteter Dinge ihre Instrumente zusammenpackte und die Besucher nach und nach die Halle verließen. Denn, so Marian Schreier, „ohne eindeutiges Ergebnis wird auch nicht angestoßen.“
Besonders viele Stimmen heimste Müller in den Tengener Ortsteilen Weil (66 Prozent), Wiechs (60 Prozent) und Watterdingen (knapp 58 Prozent) ein. In der Stadt Tengen erreichte der junge Kandidat allerdings nur 33,74 Prozent der Stimmen – dort füllten aber 43,76 Prozent der WählerInnen die freie Zeile mit einem Alternativnamen aus.
Diese hohe Zahl an Protestwählern zeichnete sich bereits im Vorfeld der Wahl ab, nachdem die drei Kandidaten und die Kandidatin in der offiziellen Vorstellung wenig Zustimmung der Bürgerschaft gefunden hatten.
Zur Neuwahl am 19. März können sich noch weitere Kandidaten für die Nachfolge von Marian Schreier melden – die Bewerbungsfrist endet am Mittwoch, 8. März, um 18 Uhr. Zudem ist eine weitere Kandidatenvorstellung am 13. März, 19 Uhr, in der Randenhalle geplant.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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