Gemeinderat Tengen stimmt für Bürgerentscheid über die Flächenverpachtung für einen zweiten Windpark
Tengener Bürger sollen entscheiden
Tengen. »Die Entscheidung treffen die Bürger«, betonte Bürgermeister Marian Schreier mit Nachdruck, nachdem der Gemeinderat Tengen am Donnerstag Abend einstimmig grünes Licht für den Bürgerentscheid über Verpachtung städtischer Flächen an die Firma Solarcomplex für drei weitere Windkraftanlagen im Gewann »Brand« in Watterdingen gegeben hatte.
Damit wird ein Informations- und Entscheidungsprozess in Gang gebracht, den Bürgermeister Marian Schreier als »maximal demokratisch, dialogorientiert und transparent« bezeichnet und den die Tengener Bürger mit einem Bürgerentscheid am 8. März 2020 abschließen werden.
Dem voraus ging ein Einwand von Ferdinand Nutz, Vorsitzender des BLHV-Ortsvereins Tengen, der die mangelnde Kommunikation der Stadt mit den hiesigen Landwirten kritisierte. »Den Gemeinderäten wurde ein Maulkorb verpasst, das grenzt an Behördenwillkür«, so Nutz. Er befürchtet, dass durch den Bau der Windanlagen weitere Ackerflächen verloren gehen. Diese Art der Politikverdrossenheit ärgerte Schreier massiv: »Es gibt kein weiteres Projekt im Land, das ähnlich demokratisch auf den Weg gebracht wird«, entgegnete er.
Nach ausführlicher Erläuterung über den Prozess und die Beweggründe lenkte Nutz ein und wünscht sich nun einen Dialog zwischen Landwirten und der Stadt über die Zukunft der Landwirtschaft am Randen.
Schreier zeigte im Rahmen der Gemeinderatssitzung den Unterschied zwischen dem angedachten Projekt und dem bestehenden Windpark Verenafohren in Wiechs am Randen auf, den der Gemeinderat allein entschieden hat. »Das Gremium hat die Kompetenz alleine zu entscheiden, doch wir wollen in Watterdingen in den Dialog mit der Bürgerschaft gehen«, erklärte der Verwaltungschef. Ausführlich erläuterte er die Notwendigkeit zum Handeln in Sachen Klimaschutz. Der Klimawandel mit seinen weitreichenden Auswirkungen sei kein abstraktes Phänomen mehr, sondern finde konkret vor Ort statt. Um dies zu erkennen müsse man nur in den Wald gehen, der unter den heißen Sommern in 2018 und 2019 mit einem massiven Käferbefall extrem gelitten habe.
»Es gibt eine Verbindung zwischen der Erderwärmung und dem Sterben des Waldes«, ist Schreier überzeugt. Der Wald sei nicht nur eine wichtige Einnahmequelle für die Stadt sondern man habe auch eine Verpflichtung gegenüber den nachfolgenden Generationen, so Schreier. Die Zeit dränge, mahnte der Bürgermeister und appellierte: »Wir alleine können das Klima nicht retten, aber wir müssen unseren Beitrag dazu leisten«. Dies sei vor Ort nur über die Stromproduktion und die energetische Gebäudesanierung möglich. Schreier verhehlte nicht, dass er aus diesen Gründen Werbung für das Vorhaben in Watterdingen mache, dass den Stromverbrauch von 30.000 Menschen abdecken könnte. Zudem könnte die Stadt von Pachteinnahmen in Höhe von 100.000 bis 140.000 Euro pro Jahr und der Gewerbesteuer profitieren.
Watterdingens Ortsvorsteher Armbruster fügte noch hinzu, dass Niemand »Hurra« schreie, wenn Windräder in der Umgebung aufgestellt werden. Aber der Eingriff in die Natur sei bei der Windkraft noch am verträglichsten gegenüber den Techniken von Solar und Biomasse.
Nach dem »Ja« des Gemeinderats zum Bürgerentscheid folgt als am 10. Dezember die erste Dialogveranstaltung in der Biberhalle in Watterdingen.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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