Die Bewerbungsfrist endet am 6. Februar:
Tengen sucht den Bürgermeister
Tengen. Schon mehrmals schafften es die Bürgermeister der Randenstadt Tengen in die bundesweiten Schlagzeilen: Alt-Bürgermeister Helmut Groß wurde als dienstältester Schultes eine ganze Seite in der Wochenzeitung „Die Zeit“ gewidmet. Sein Nachfolger Marian Schreier ging vor knapp acht Jahren als Deutschlands jüngstes Gemeinde-Oberhaupt durch die Gazetten und sorgte 2020 mit seinem kreativen Wahlkampf und dem mehr als respektablen Ergenis von 36,9 Prozent der Stimmen bei der OB-Wahl in Stuttgart für Furore. Nun wird der Chefsessel im Tengener Rathaus erneut vakant, aber bisher möchte niemand Platz nehmen – drei Wochen vor Ende der Bewerbungsfrist am 6. Februar hat sich noch kein Kandidat gemeldet, die Bürgermeisterwahl ist auf 5. März festgelegt.
Dieser Bewerbermangel bereitet nicht nur der Bürgerschaft und dem amtierenden Rathauschef Schreier Magengrummeln, auch die Gemeinderäte sehen Handlungsbedarf, denn die Zeit wird knapp. Deshalb rühren sie nun kräftig die Werbetrommel, um potenzielle Kandidaten oder Kandidatinnen für eine Bewerbung zu motivieren.
Tengen hat was zu bieten
Schließlich hat Tengen einiges zu bieten und der scheidende Schultes hinterlässt ein gut bestelltes Feld, attestieren ihm die drei Fraktionssprecher des Gemeinderats. Die Flächengemeinde Tengen mit ihren acht Teilorten kann neben reizvollen Landschaften und dem ersten Windpark im Landkreis eine gute Infrastruktur, ein Pflegeheim, eine neue Ortsmitte mit Ärztehaus und Bürgersaal und einen Fünf-Sterne-Campingplatz vorweisen – nicht zu vergessen den Schätzelemarkt als größtes Volksfest der Region, das jedes Jahr Tausende Besucher und manch bundespolitisches Schwergewicht anlockt.
„Tengen hat was – hier gibt es noch viel Potenzial und Gestaltungsspielraum“, ist Albrecht Finsler (CDU) überzeugt. Dazu stimme die Chemie zwischen Gemeinderat und Verwaltung“, ergänzt Michael Grambau (Freie Bürger / SPD), was dem oder der „Neuen“ ein konstruktives Miteinander ermögliche. In Tengen gibt es keine riesigen Baustellen und die Bürgerschaft pflege mit viel bürgerlichem Engagement den Gemeinsinn im Ort, fasst Marian Schreier zusammen. Allein die gemeinsame Sache der drei Fraktionssprecher zeige, dass es den Tengenern um das Wohl der Bürger gehe und man an einem Strang ziehe – ohne parteipolitisches Geplänkel, erklärt Thomas Wezstein (FWV).
Kein Traumjob mehr
Der Mangel an Bewerbern für die Verwaltungsspitze ist kein spezifisch Tengener Problem. Landesweit werden Bürgermeister händeringend gesucht. Schultes zu sein, ist schon längst kein Traumjob mehr. Geeignete Kandidaten winken bei Nachfragen ab - zu lange Arbeitszeiten, oft an sieben Tagen die Woche erreichbar sein und die zunehmenden Anfeindungen, besonders in den sozialen Medien, lassen die Attraktivität des einst begehrten Postens schwinden.
Deswegen gehen manche Kommunen neue Wege und werben via Radio oder sozialen Medien um Kandidaten. Erschwerend kommt hinzu, dass es im Landkreis Konstanz in diesem Jahr noch reizvolle Alternativen für Bürgermeisterinteressenten gibt: Am 5. März wird nicht nur in Tengen ein neues Stadtoberhaupt gewählt, sondern auch in Rielasingen-Worblingen strebt Amtsinhaber Ralf Baumert eine weitere Amtsperiode an. Sieben Wochen später, am 23. April, werden in den beiden attraktiven Seegemeinden Allensbach und Bodman-Ludwigshafen die BürgerInnen zur Wahlurne gerufen. In der Doppelgemeinde verzichtet Matthias Weckbach auf eine erneute Kandidatur, in Allensbach bewirbt sich Stefan Friedrich erneut um seinen Posten.
Keine Spaßbewerber
In Tengen bleibt man aber trotz des engen Zeitfensters zuversichtlich, dass ein „Mister Right“ noch rechtzeitig seine Bewerbung um die Nachfolge von Marian Schreier in den Briefkasten des Rathauses werfen wird. Und man hofft, dass sich nicht nur „Spaß-Kandidaten“ melden, durch die „Bürgermeisterwahlen zu Kasperletheater verkommen“, wie es der Oberbürgermeister von Biberach an der Riß, Norbert Zeidler, einst formulierte. Vielmehr sollten es ernsthafte BewerberInnen sein, die bestenfalls Verwaltungserfahrung haben, aber nicht haben müssen. Die aber vor allem „mit Herzblut den Job als BürgermeisterIn zum Wohle der Tengener Bürgerschaft ausüben möchten“, betont Michael Grambau.
Sollte sich tatsächlich kein Kandidat für das Amt des Bürgermeisters in Tengen bewerben, fände die Wahl dennoch am 5. März statt. Allerdings mit leeren Stimmzetteln, die die Bürger mit wählbaren Kandidaten ausfüllen könnten. Im ersten Wahlgang wären dann mehr als 50 Prozent der Stimmen zum Wahlsieg notwendig, doch im zweiten Wahlgang würde die einfache Mehrheit reichen, um neuer Schultes am Randen zu werden. Und diese Variante birgt alle Möglichkeiten bis hin zum "worst case" in sich, was bedeutet, dass bei mehreren Vorschlägen eine Stimme mehr reichen würde, um neuer Tengener Bürgermeister zu werden. Doch dieses Szenario möchte man sich in Tengen gar nicht vorstellen, zumal eine Bürgermeisterwahl immer wieder für Überraschungen gut ist, wie sich kürzlich in Gaienhofen zeigte. Dort warf vor der zweiten Runde der Verwaltungsfachmann Jürgen Maas seinen Hut in den Ring, ging als Letzter ins Rennen und wurde prompt neuer Bürgermeister der Hörigemeinde.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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