Verabschiedung von Marian Schreier
Eine letzte Runde auf dem Rad
Tengen. Er würde es immer wieder tun – Bürgermeister von Tengen werden, denn es waren „acht wundervolle Jahre“. Dies waren die Abschiedsworte von Marian Schreier am Freitagabend als „Altbürgermeister“ oder doch lieber als Bürgermeister a.D., wie der 33-Jährige augenzwinkernd korrigierte. Für ihn sei die Zeit in Tengen prägend gewesen. Die Nähe zu den Bürgern, der offene Diskurs und die direkte Rückkopplung machten für ihn die Kommunalpolitik so interessant. Und in Tengen zeichne die Bürgerschaft vor allem ihre Haltung, Dinge selbst in die Hand zu nehmen, aus. „Das Bürgermeisteramt verändert den Blick auf die Welt“, lautet das Fazit Schreiers nach acht Jahren Bürgermeister in Tengen, in denen er viel bewegt hat und viel in Bewegung war, denn Stillstand war und ist seine Sache nicht.
Mit launigen Reden und stehenden Ovationen verabschiedeten Landrat Zeno Danner, Johannes Moser für die Bürgermeisterkollegen, Landtagsabgeordneter Hans-Peter Storz als SPD-Genosse, Dekan Matthias Zimmermann für die Kirchen sowie Adelbert Zeller für die Stadt Tengen und Klaus Lohberger für die örtlichen Vereine gemeinsam mit zahlreichen Gästen den einst jüngsten Bürgermeister Deutschlands, den es vom Randen nach Berlin zog, wo er als Geschäftsführer für Kommunikation und Politik bei der IHK wirken wird.
Eines war allen Festrednern gemein: Sie wertschätzten Schreiers Kreativität, seine brillante Rhetorik und sein Ideenreichtum, sein Fachwissen und seinen unbändigen Willen, etwas zu bewegen. Wie er die Stadt gemeinsam mit ihren BürgerInnen vorangebracht habe, spiegele die Entwicklung von Tengen in den vergangenen acht Jahren wider, fasste Bürgermeisterstellvertreter Adelbert Zeller zusammen. Als Beispiele führte er das genossenschaftliche Ärztehaus, den Windpark Verenafohren, den neuen Bauhof, die Baulandausweisung, die Belebung von Schloss Blumenfeld und das gemeinsam mit der Bürgerschaft entwickelte Leitbild auf.
Auch Landrat Danner würdigte Schreiers Wirken auf kommunaler und auf Kreisebene: „Tengen ist groß geworden in den letzten acht Jahren und den Landkreis hast du geprägt und vorangebracht.“ Auch wenn sein Aktivismus und seine Ideenvielfalt „manchmal etwas anstrengend waren“, sieht Danner gerade diese beiden prägenden Elemente als Basis für Schreiers Erfolgsgeschichte. Und er ist überzeugt: „Von Abschied können wir vielleicht in 40 Jahren reden. Bis dahin werden wir uns immer wieder begegnen.“
Als Finale der Verabschiedung durfte Marian Schreier eine letzte Runde auf einem Fahrrad drehen, mit dem er 2015 als 25-jähriger Jungspund den Bürgermeister-Wahlkampf am Randen begann und die Herzen der Bürgerinnen und Bürger Tengens eroberte – und das als Schwabe, Protestant und mit einem SPD-Parteibuch in einem überwiegend katholisch konservativ geprägten badischen Winkel. Diese spezielle Kombination, gepaart mit dem jugendlichen Alter, stieß auch bei den Bürgermeisterkollegen im Landkreis anfangs auf Skepsis, erinnerte sich Engens Bürgermeister Johannes Moser: „Marian Schreier musste sich Anerkennung erst verdienen.“ Doch das gelang dem jungen Tengener Schultes mit viel Herzblut, Kreativität und einem unbefangenen Politikstil. In bester Erinnerung seien auch Schreiers pointiert-humorvolle Reden, die am Schätzelemarkt beeindruckten und so manchen Gastredner übertrafen. „Deine Dynamik und deine Leidenschaft für das Amt des Bürgermeisters werden wir vermissen“, betonte Moser als Vorsitzender des Gemeindetags Kreisverband Konstanz und kündigte für September ein Treffen an, um dann gemeinsam mit den Kollegen die traditionelle Bürgermeister-Eiche für den Schultes a.D. zu pflanzen.
Für Hans-Peter Storz war die Wahl des jungen Genossen in 2015 wie „ein Stern am trüben SPD-Himmel“. Ihn begeisterte Schreiers Mut ebenso wie sein Blick aufs Ganze. Und nicht erst im Stuttgarter OB-Wahlkampf 2020 bestätigte der Tengener Bürgermeister eindrucksvoll seinen damaligen Wahlslogan: „Der Junge kann das“.
Damit er es auch in Berlin kann, gab Dekan Matthias Zimmermann dem Schwaben Schreier den Schutzpatron Bernhard von Baden mit nach Berlin. „Möge er Ihnen Schutz, Kraft und Segen bringen“, wünschte Zimmermann. Diesen Wunsch könne nicht nur er, sondern auch die Stadt Berlin gut brauchen, ergänzte Schreier.
Für die örtlichen Vereine dankte Klaus Lohberger aus dem kleinen Ortsteil Talheim für „acht aufregende, tolle Jahre“, in denen der Bürgermeister an vielen Vereinsveranstaltungen dabei war, mit närrischen Vorträgen aus dem Stegreif glänzte und auch mal eine Kostprobe seines Könnens auf dem Tennisplatz zeigte. Eines allerdings habe man nicht geschafft: aus Marian Schreier einen begnadeten Sänger zu machen, schloss Lohberger, ehe die Gäste die Abschiedsfeier von ihrem „roten, schwäbischen Bürgermeister a.D.“ bei Häppchen und einem guten Tropfen ausklingen ließen.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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