„Lehrer“ mit Fell und Schnauze
Wie Farkas den Unterricht am BSZ bereichert

- Lisa Somogyi und Border Collie Farkas arbeiten seit vergangenem September als Team am BSZ Stockach.
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Stockach. Farkas geht zur Schule, im BSZ in Stockach. Nicht regelmäßig – das würde für ihn wahrscheinlich sonst zu viel Stress bedeuten. Denn er ist weder Schüler noch Lehrer der Berufsschule: Farkas ist dort Schulhund.
Zusammen mit seinem Frauchen – Lisa Somogyi, Lehrerin für Deutsch und Englisch – ist er seit diesem Schuljahr in Stockach. Zuvor waren beide an der Zeppelin Gewerbeschule in Konstanz. Dort wurde Farkas auch ausgebildet. In Konstanz rannte sie mit ihrer Idee, einen Schulhund auszubilden, offene Türen ein, erinnert sich die Lehrerin.
Eine offizielle Ausbildung gebe es noch nicht, berichtet sie. Letztlich müsse die ja auch auf den Hund, den Lehrer und die Schulart angepasst werden. Lisa Somogyi und Farkas starteten die Ausbildung, als er vier Monate alt war, zusammen mit einer Trainerin. Sie begleitete die beiden auch zur Prüfung, um zu sehen, ob der gemeinsame Unterricht funktioniert. Je nach Schulart sehe die Arbeit eines Schulhunds sehr unterschiedlich aus. „In der Grundschule macht der natürlich ganz viele Tricks.“ Wenn er etwa aus zwei Aufgaben eine auswählt, machen die Kinder die Hausaufgaben vielleicht lieber – „weil es der Hund gesagt hat.“
Und wie läuft das dann am BSZ, der Unterricht mit Hund? „Wenn ich etwas erkläre oder wir eine Aufgabe besprechen, dann muss Farkas vorne liegen“, erklärt Lisa Somogyi. In eigenständigen Arbeitsphasen darf er im Klassenzimmer herumlaufen. „Dann geht er die einzelnen Schüler oder Schülergruppen besuchen, lässt sich mal streicheln und geht dann auch wieder weiter.“ Außerdem können die Schüler kurze Pausen einlegen, in denen sie Farkas streicheln: „Die sitzen dann da zwei oder drei Minuten und gehen dann wieder an ihren Platz.“ Wenn der Hund dann aber keine Lust mehr hat, ziehe er sich dann auch einfach zurück.
„Es gibt schon einige Regeln im Klassenzimmer“, so Lisa Somogyi. Nicht schreien, nicht nach dem Hund rufen, ihm nichts füttern, außer sie bekommen es von der Lehrerin: Auch das gehört dazu, damit es im Klassenzimmer mit Hund rund läuft. „Das klappt meistens ganz gut“, schildert Somogyi ihre Erfahrung. Sie selbst achte mehr auf regelmäßige, selbständige Arbeitsphasen, damit der Hund unterwegs sein kann. Andererseits müsse sie aber auch gleichzeitig auf Farkas und auf die Klasse achten, was die Stunden anstrengender mache.
Den Schülern tue die Gesellschaft des Schulhundes gut, berichtet die Lehrerin: „Man merkt: Wenn der Hund zu den Schülern geht, während sie frei arbeiten, lächeln sie sofort.“ Anders als man vermuten könnte, lenke Farkas die Schüler auch nicht ab. Viel eher tue er der Atmosphäre im Klassenzimmer gut. „Er bringt Ruhe in den Raum und die Schüler arbeiten nach meinem Erleben konzentrierter.“ Für ein Tier seien die Schüler eher bereit, ruhig zu sein. Umgekehrt bringe Farkas zurückgezogene Schüler dazu, mehr aus sich herauszukommen.
Lisa Somogyi macht den Schülerinnen und Schülern auch ihre Verantwortung bewusst: „Ein Tier ist irgendwo hilfloser, als wir Menschen. Farkas kann bellen, aber er kann nicht sagen: Mir ist es zu laut.“ Die Schüler, das mache sie ihnen klar, tragen Mitverantwortung, dass sich alle, auch Farkas, wohlfühlen und sie achten dann auch gegenseitig darauf, dass das eingehalten wird. „Die Schüler lernen so schnell, wie sie mit der Situation umgehen müssen. Da muss man sie loben.“
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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