Freiday
Schülerprojekte für eine bessere Zukunft

- Matthias Schalk und Andrea Gihr im Foyer des BSZ Stockach, der im Zuge des Freiday von Schülern neugestaltet worden ist.
- Foto: Tobias Lange
- hochgeladen von Anja Kurz
Stockach. Für Außenstehende klingt „Freiday“ erst einmal nach einem schulfreien Tag. Wer sich aber näher mit dem Thema beschäftigt, der erfährt, dass sich dahinter eine zukunftsorientierte Initiative befindet, mit der die Welt nachhaltig zum Besseren verändert werden soll. So auch am Berufsschulzentrum Stockach, wo der Freiday sich bereits in der dritten Runde befindet.
„Das Grundprinzip des Ganzen ist die Frage: Wie werden wir in einer Zukunft leben, die wir uns heute noch nicht vorstellen können“, erklärt Andrea Gihr. „Alles ist unsicher, alles ist komplex. Was brauchen die Schüler, um sich in dieser Zukunft zurechtzufinden?“ Sie beantwortet diese Frage folgendermaßen: Kreativität, kritisches Denken und Kollaboration.
Vor Ort Lösungen finden
„Ziel von Freiday ist es, in diesem Zusammenhang Lösungen für Zukunftsfragen zu finden, indem wir Schülerprojekte vor Ort umsetzen.“ Diese Schülerprojekte haben das Kriterium, regional zu sein oder einen Bezug zur eigenen Lebenswelt zu haben. „Und es soll die Welt verändern.“ Es soll etwas sein, dass Bestand hat.
Benotet werden die Ergebnisse des Freiday nicht. Dennoch: „Es ist gleichwertig mit anderen Stunden wie Mathe und Deutsch“, betont Matthias Schalk. „Es geht grundsätzlich darum, die Schüler ins Handeln zu bekommen – und zwar möglichst ohne diese extrinsischen Motivatoren wie Noten, Lehrpläne oder Prüfungen.“ Trotzdem ist der Freiday fest im Stundenplan verankert: jeden Freitag, dritte bis sechste Stunde. „Es muss gezeigt werden, dass das eine gewisse Wertschätzung und Relevanz hat“, sagt Matthias Schalk. „Das lässt sich manchmal auch durch so formale Dinge wie einen Stundenplan transportieren.“
Nachhaltige Ergebnisse
Bei den Schülerprojekten bleibt es natürlich nicht bei der Theorie. Viele Projekte haben ein sichtbares Ergebnis erzielen können. „Es ist ein Oberstufenraum entstanden aus einem Abstellraum im Keller“, berichtet Schalk. Den hätten Schülerinnen und Schüler aus zwei Projektgruppen quasi aus dem Boden gestampft. „Darin können sie sich jetzt auf Prüfungen vorbereiten.“
Daneben gab es Projekte zur Verwirklichung von Insektenhotels, einen Schulbasar, bei dem gebrauchte Artikel an den Mann gebracht wurden und auch das Foyer wurde durch die Initiative von Schülerinnen und Schülern umgestaltet mit neuen Möbeln, mehr Pflanzen und Farbe. Andere Projekte sind langwieriger – wie beispielsweise der Wunsch eines Zebrastreifens über die Tuttlinger Straße. Dafür wurden auch die Stadt und Bürgermeisterin Susen Katter mit ins Boot geholt. Mit der Umsetzung geklappt hat es aber noch nicht. „Es ist aber nicht endgültig vom Tisch“ versichert Matthias Schalk.
Für dieses Jahr haben sich Andrea Gihr und Lena Lerner, die beide die Verantwortung für den Freiday neu übernommen haben, vorgenommen, das Thema „Geschlechtergerechtigkeit“ stärker zu fokusieren. „Wir glauben, dass die Schüler da ein bisschen Hemmungen haben, sich darauf einzulassen“, sagt Andrea Gihr.
Experten vor Ort am BSZ
Deswegen habe man Pro Familia Singen als Experten eingeladen. „Dadurch erhoffen wir uns, dass die Schüler sehen, dass das gar nicht so wild ist. Dass das etwas ist, worauf man sich einlassen kann.“ In der Hoffnung, dass daraus Projekte entstehen, „oder dass sie verstehen, dass Geschlechtergleichheit keine Einbahnstraße ist und auch Jungen benachteiligt werden können“. Ob sich daraus dann tatsächlich etwas entwickelt, wird sich zeigen müssen. „Die Projekte suchen sich die Schüler letzten Endes selber aus.“
BU
Bild 1: Matthias Schalk und Andrea Gihr im Foyer des BSZ Stockach, der im Zuge des Freiday von Schülern neugestaltet worden ist. swb-Bild: Tobias Lange



Autor:Tobias Lange aus Singen |
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