Förderprogramm Erasmus+
Das Plus für die internationale Berufsschule

Viele Stunden an Arbeit hat das „Team Erasmus“ (von links) Franziska Laqua, Andreas Maier, Caroline Locherer und Kathrin Dreher in die Bewerbung für eine Erasmus+ Akkreditierung gesteckt. Wenige Tage vor dem Karrieretag wurde die Mühe belohnt und die Lehrkräfte konnten die Sektkorken knallen lassen. | Foto: BSZ Stockach
  • Viele Stunden an Arbeit hat das „Team Erasmus“ (von links) Franziska Laqua, Andreas Maier, Caroline Locherer und Kathrin Dreher in die Bewerbung für eine Erasmus+ Akkreditierung gesteckt. Wenige Tage vor dem Karrieretag wurde die Mühe belohnt und die Lehrkräfte konnten die Sektkorken knallen lassen.
  • Foto: BSZ Stockach
  • hochgeladen von Anja Kurz

Stockach. Es ist offiziell: Das Berufsschulzentrum Stockach (BSZ) ist Teil des EU-Förderprgramms Erasmus+. Das bedeutet, es stehen bis 2027 Mittel und Möglichkeiten zur Verfügung, um internationale Projekte mit anderen Schulen auf die Beine zu stellen.

Im Zentrum steht dabei der Austausch, also die Möglichkeit für Schüler und Lehrer im Ausland internationale Erfahrungen zu sammeln. Ganz neu ist Erasmus+ für das BSZ nicht. Bereits zwischen 2019 und 2022 war man Partner einer polnischen Schule und konnte sich dabei auch mit je einer Schule aus Irland und Portugal austauschen. „Damals hat man reinschnuppern können und das hat einfach auch Geschmack auf mehr gemacht“, meint Kathrin Dreher. Denn als selbst akkreditierte Schule kann das BSZ nun selbst Projekte gestalten und ausführen.

„Erasmus+ ermöglicht uns jetzt bis 2027 jedes Jahr Schülergruppen und Lehrer ins Ausland zu schicken. Daher ist diese Akkreditierung natürlich ein echter Mehrwert für unser BSZ“, sagt Dreher. Zusammen mit Andreas Maier, Franziska Laqua und der Hauptverantwortlichen Caroline Locherer bildet sie das „Team Erasmus“. Das arbeitsintensive Projekt müsse aber auch vom restlichen Kollegium mitgetragen werden.

„Es ist nicht einfach, so eine Akkreditierung zu bekommen“, verdeutlich Kathrin Dreher. Die Plätze sind limitiert. Außerdem muss jede Schule unter anderem aufzeigen, wie sie die Organisation von Erasmus+ intern stemmen will und in ihrer Bewerbung konkrete Ziele und eine Vision definieren. „In den Sommerferien hat uns das einige Nachmittage gekostet und auch anschließend, als die Schule gestartet istDas BSZ hat drei Ziele: Inklusion und Migration, Nachhaltigkeit, sowie die Förderung interkultureller Kompetenzen. Diese Ziele werden schon jetzt an der Schule vorangetrieben, Erasmus+ soll das noch verstärken. Dennoch bezeichnet Andreas Maier den Weg zur Akkreditierung auch als „Selbstfindungsprozess“ für die Schule.

„Migration ist an unserer Schule ein tägliches Thema“, betont Dreher. Verschiedene kulturelle Hintergründe treffen in den Klassen aufeinander. „Wir wollen die Herausforderung dieser Diversität wahrnehmen.“ Erasmus+ helfe über die Austausche ein Verständnis für die unterschiedlichen Herkünfte und Kulturen zu schaffen. „Wir definieren Respekt und Achtung als Ziel dieses Erasmus-Programms.“

Gerade die Möglichkeit eines Perspektivwechsels wird von Lehrerin Franziska Laqua dabei hervorgehoben. Den Alltag in einer fremden Kultur meistern und dabei mit einer Sprache umgehen müssen, die nicht die Muttersprache ist: Diese Art von Erfahrung könne Schülern und Lehrern zumindest annähernd zeigen, wie sich ein Leben in einem fremden Land anfühlt und damit auch das Verständnis füreinander stärken.

Die Aufenthalte im Ausland werden bei Erasmus+ als „Mobilitäten“ bezeichnet. Hier können zwei verschiedene Formen unterschieden werden. Beim sogenannten „Jobshadowing“ gehen Lehrer alleine in ein anderes Land. Sie können dort zum Beispiel andere Unterrichtskonzepten und -ansätzen kennenlernen. Auch Impulse anderer Schulen im Umgang mit Migration bringt Kathrin Dreher an. „Das soll wirklich für alle Lehrkräfte sein, nicht nur die Sprachlehrer“, erklärt sie, denn es könne auch jeder Fachbereich von dieser Erfahrung profitieren. Im ersten Jahr soll das Jobshadowing für fünf bis sieben Lehrkräfte ermöglicht werden.

Zwei verschiedene Modelle gibt es für Projekte mit Schülern im Ausland. Einerseits betreffe das die Ausbildung für Industriekaufleute mit Zusatzqualifikation - dem internationalen oder europäischen Wirtschaftsmanagement - mit einem verpflichtenden, vierwöchigen Auslandspraktikum. Zwar hätten viele Unternehmen, bei denen die Auszubildenden beschäftigt sind, Kontakte ins Ausland, berichtet Kathrin Dreher. Erasmus+ ermögliche es der Schule, den Azubis, die diese Möglichkeiten nicht haben, finanziell unter die Arme zu greifen.

Andererseits können ganze Klassen oder Schülergruppen ins Ausland geschickt werden. Neben Werten wie Offenheit, Toleranz und interkulturellen Kompetenzen könne dabei laut Dreher auch das sprachliche Wissen abseits des Klassenzimmers vertieft werden: „Sprachunterricht an der Schule ist das eine, aber die Anwendung ist dann das andere.“ Diese Erfahrungen können die Schüler für einen heute weitgehend internationalen Berufsalltag vorbereiten.

Erste Ideen für Projekte müssen die Lehrkräfte jetzt ausarbeiten, denn im Februar müssen die Gelder für das erste Jahr beantragt werden. Ab Juni starten dann die Projekte, so Kathrin Dreher. Naheliegend sind Projekte mit Schulen in Spanien und Frankreich, da diese Sprachen am BSZ unterrichtet werden. Aber auch andere Länder kommen infrage, mit der gemeinsamen Sprache Englisch.

Immer wieder betonten Dreher, Laqua und Maier die Bedeutung der Akkreditierung für das BSZ. „Wir sind schon wieder in diesem Arbeitsmodus, deswegen kommt das vielleicht nicht so rüber“, sagt Andreas Maier zur Akkreditierung. „Aber wir haben uns riesig gefreut.“ Es sei ein Aushängeschild und biete der Schule viele Möglichkeiten.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

4 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.