Interview mit Roland Gocz von der Feuerwehr Bodman
»Wir haben Geburtstag - wir feiern«
Bodman-Ludwigshafen. 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Bodman - 150 Jahre Tradition. Ihr Riesenjubiläum begehen die Floriansjünger mit einem Riesenfest im Rahmen des »Blaulichtags« am Samstag, 15. September, beim »Seeum« direkt am Seeufer in Bodman. Vorab äußerte sich der Bodmaner Abteilungskommandant Roland Gocz im WOCHENBLATT-Interview zu Tradition und Moderne, Pflichten und Freuden, Ernst und Spaß.
WOCHENBLATT: Das wissen viele Gastgeber. Sie haben Anlass zu feiern, aber von der Feier selbst bekommen sie vor lauter Arbeit nichts mit. Wie hält es die Feuerwehr Bodman an ihrem Ehrentag?
Roland Gocz: Wir haben für den ,Blaulichttag‘ am Samstag, 15. September, das Motto gewählt: ,Wir haben Geburtstag - wir feiern‘. Wir möchten an diesem Tag also auch selbst unser 150-jähriges Bestehen mitfeiern. Und zum Glück werden wir von vielen Partnern unterstützt, die ihren Teil dem Gelingen dieses Tages beitragen werden. Die Bewirtung übernimmt zum Beispiel die DLRG. Aber Sie können mir glauben - die Vorarbeit und die Organisation im Vorfeld sind für uns alle bereits ein sehr hoher Aufwand.
WOCHENBLATT: Alarm - und nichts wie weg. Viele Arbeitgeber von Feuerwehrleuten sind darüber nicht erfreut.
Roland Gocz: Damit haben wir keine Probleme. Leider arbeiten nur wenige unserer Feuerwehrleute in Bodman, aber ihre Arbeitgeber haben zum Glück sehr viel Verständnis für ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Schließlich müssen wir innerhalb von zehn Minuten am Einsatzort sein.
WOCHENBLATT: Frauen bei der Feuerwehr. Ist das schwierig in einer bisherigen Männerdomäne?
Roland Gocz: Derzeit haben wir keine Damen in unserer Wehr. Früher waren drei Feuerwehrfrauen mit dabei - doch zwei sind weggezogen und die dritte hat wegen ihrer Familiengründung keine Zeit mehr. Grundsätzlich wäre weibliche Verstärkung aber kein Problem. Wir würden uns darüber freuen.
WOCHENBLATT: Die Feuerwehr ist aber längst nicht mehr nur vor Ort, wenn‘s brennt.
Roland Gocz: Nein. Unser Slogan lautet ,retten, bergen, löschen, schützen‘. Das Einsatzgebiet umfasst somit auch technische Hilfen wie das Wegräumen von Bäumen, das Auspumpen voll gelaufener Keller oder Hilfe bei Verkehrsunfällen. Aus den beiden Abteilungen Bodman und Ludwigshafen haben wir auch eine ,Notturöffnungsgruppe‘ gebildet, die Türen im Notfall öffnen darf. Das gilt aber wirklich nur im Notfall - wenn beispielsweise jemand in den Räumlichkeiten ist, sich aber nicht meldet. Wenn jemand seinen Schlüssel vergessen hat, sind nicht wir, sondern der Schlüsselnotdienst zuständig.
WOCHENBLATT: Die fast schon sprichwörtliche Katze auf dem Baum. Hat die Sie auch schon beschäftigt?
Roland Gocz: Zunächst einmal sind solche Einsätze völlig überflüssig, denn die Katze kommt auf jeden Fall von selbst wieder herunter. Spätestens dann, wenn sie Hunger hat. Und der Besitzer sollte wissen, dass er den Einsatz in diesem Fall aus eigener Tasche bezahlen muss. Wir wurden einmal zu einem solche Fall gerufen, aber als wir mit der Leiter kamen, kletterte die Katze nur noch höher auf den Baum. So hoch, dass sie für uns unerreichbar war. Der Besitzer wollte, dass wir die Kameraden aus Stockach mit der Drehleiter anrufen - die kamen dann auch und holten das Tier herunter. Aber das wurde sehr teuer für den Besitzer.
WOCHENBLATT: Hat sich durch die Pflicht zur Anbringung von Brandmeldeanlagen die Zahl Ihrer Einsätze erhöht?
Roland Gocz: Die Abteilung Bodman hatte 2016 insgesamt 30 Einsätze, im Vorjahr waren es 23, darunter fünf Brandeinsätze. Also kann man nicht von einem hohen Anstieg sprechen. Das pflichtgemäße Anbringen von Brandmeldern in Gebäuden war richtig, denn dadurch können viele Brände verhindert werden. Etwa wenn ein Topf auf dem eingeschalteten Herd vergessen wurde. Die Fehlalarme sind auch nicht auf die Geräte, sondern auf das Fehlverhalten von Personen zurückzuführen. Denn wenn beispielsweise jemand in der Wohnung in der Nähe des Brandmelders raucht, denn geht die Anlage los.
WOCHENBLATT: Bodman und Ludwigshafen - zwei Ortsteile mit einer wechselvollen Geschichte. Funktioniert die Zusammenarbeit innerhalb der Wehr?
Roland Gocz: 1975 wurden wir parallel zum Zusammenschluss der beiden bis dahin selbstständigen Gemeinden Bodman und Ludwigshafen durch die Gemeindereform zu einer Gesamtwehr. Die Feuerwehr Bodman-Ludwigshafen besteht aus vier Gruppen - den beiden Einsatzabteilungen Bodman und Ludwigshafen, der Abteilung Jugend und der Abteilung Senioren. Bis Mitte der 80er Jahre war die Abstimmung zwischen Bodman und Ludwigshafen nicht immer ganz einfach. Doch dann war bei einem Brand einmal nur eine Abteilung vor Ort und es kam zu personellen Engpässen. Darum rücken nun im Bedarfsfall immer beide Abteilungen aus.
WOCHENBLATT: Der Feuerwehrbedarfsplan war ein großes Thema im Gemeinderat der Seegemeinde.
Roland Gocz: Ja, und die Ergebnisse sind sehr gut für uns. 2019 erhalten wir ein neues MTW und LF 10, die unser in die Jahre gekommenes LF 8/6 ersetzen, das wir seit 1993 benutzen. Mit unserem Gerätehaus in der Bodanrückstraße sind wir auf der sicheren Seite, denn es bietet genügend Raum. Wir haben es 1993 als kompletten Neubau bezogen. Zuvor war das Feuerwehrgerätehaus im alten Rathaus untergebracht gewesen.
WOCHENBLATT: Ihre Einsätze können sehr gefährlich werden...
Roland Gocz: Ja, wir sind immer froh, wenn wir heil und gesund nach Hause kommen. Gerade Rettungseinsätze in der Marienschlucht oder während des Sturms Lothar waren sehr gefährlich. Daher sollte man sich immer der Gefahr bewusst sein, und die Erkundung, die Sondierung der Lage, bevor die Kameraden losgehen, ist das ,A‘ und ,O‘. Einsätze sind aber auch seelisch anstrengend, gerade wenn man mit Leichen oder Verletzten zu tun hat. Da ist es wichtig, miteinander zu reden, sich auszutauschen und im Bedarfsfall auf den Notfallseelsorger zurückzugreifen.
WOCHENBLATT: Zeitliche Beanspruchung, Gefahren, seelische Belastung, Einsatz während Arbeitszeit und Freizeit. Warum sind Sie dennoch bei der Feuerwehr?
Roland Gocz: Ja, der zeitliche Aufwand ist hoch. Ein Gerätewart ist etwa 630 Stunden pro Jahr im Einsatz für die Feuerwehr, bei mir sind es gute 400 Stunden. Aber es geht darum, anderen zu helfen und für seine Mitmenschen da zu sein. Aber die Feuerwehr bietet auch eine gute Kameradschaft, man lernt, mit Notfällen und schwierigen Situationen umzugehen. Und da ist auch die Faszination durch die vielen Geräte und eine neuere und bessere Technik. Andere haben ihre Zigaretten in der Tasche - ich habe meinen Notfallmelder.
WOCHENBLATT: Sie sprechen selbst die ständigen technischen Neuerungen an. Wie werden Sie damit fertig
Roland Gocz: Durch Schulungen, Schulungen, Schulungen. Es ist wichtig, immer am Ball zu bleiben und sich ständig auf den neuesten Stand zu bringen.
Mehr dazu steht in der dem WOCHENBLATT vom 12. September beigelegten Beilage zum 150-jährigen Jubiläum der Feuerwehrabteilung Bodman in den Ausgaben Stockach und Radolfzell.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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