Prof. Lauterbach: Ich bin unschuldig!
Wein gibts höchstens für Hans Kuony in den Ferien
Stockach. Die Verkündung des diesjährigen Beklagten vor dem Stockacher Narrengericht war ein richtiger Paukenschlag. Denn dass sich hier ausgerechnet, Prof. Dr. Karl Lauterbach, der Gesundheitsminister aus Berlin, dem Grobgünstigen Gericht stellen sollte, der gerade die Kliniklandschaft umkrempeln will, was gerade in Stockach mit größtem Argwohn beobachtet wird, sorgt für viel bundesweites Aufsehen. Wenn schon die diesjährige "Hans Kuony Post", das Edel-Narrenblatt in Stockach, einer Beilage bedurfte, weil die Zusage später kam als der Drucktermin, dann zeigt das, dass hier lang vorverhandelt werden musste - obwohl Karl Lauterbach ja eigentlich in Talkshows ganz viel Erfahrung hat. Aber was den Minister hier in der Jahnhalle erwartet, dürfte ein ganz anderes Format von Talkshow werden. Mit welchem Gefühl Lauterbach nach Stockach kommt, beantwortete er WOCHENBLATT-Chefredakteur Oliver Fiedler.
WOCHENBLATT: Sehr geehrter Herr. Prof. Lauterbach, wahrscheinlich hat sie die Ladung als Beklagter vor dem Stockacher Narrengericht genauso überrascht, wie alle der Beklagten zuvor. Und wahrscheinlich sind sie der überzeugten Meinung, dass Sie im närrischen Sinne unschuldig sind. Trotzdem werden Sie der Ladung vor das Grobgünstige Narrengericht nach Stockach folgen. Ist das vielleicht doch schon das erste Eingeständnis einer Schuld?
Prof. Karl Lauterbach: Überrascht war ich keinesfalls. Nachdem das Narrengericht in den vergangenen zwei Jahren einen Grünen und dann einen Liberalen für schuldig befunden hatte, muss nun mit mir die Wahrheit ans Licht: Als Sozialdemokrat in der Ampel vertrete ich die völlige Unschuld – und dies nicht nur närrisch. Das Stockacher Narrengericht wird dies genauso sehen.
WOCHENBLATT. Es gibt ja zur aktuellen Gesundheitspolitik viele Fragestellungen, was der richtige Weg in die Zukunft sein könnte. Haben Sie die Befürchtung, dass sie hier über einen Kuhhandel zu einer "Lex Stockach" genötigt werden könnten, um überhaupt wieder aus der Stadt heraus zu kommen?
Prof. Karl Lauterbach: Ich komme schon deswegen wieder gut aus der Stadt, weil ich wegen des Freispruchs nicht nochmals zurückkehren muss, um den Strafwein abzuliefern. Sollte ich doch mal Urlaub am Bodensee machen, kann ich aber als Kuhhandel anbieten, mit dem aktuellen Hans Kuony ein Glas Wein zu trinken. Aber nicht mehr…!
WOCHENBLATT: Nach der Erhebung zum Beklagten werden Sie sich sicher über die Schicksale früherer Beklagter informiert haben, die sich hier versuchten, einer Verurteilung zu erwehren. Mit welchen Waffen werden sie also kämpfen, sprich bereiten Sie sich mit einem Beistand auf ihre Verteidigung vor.
Prof. Karl Lauterbach: Zuerst einmal habe ich einen vorzüglichen Fürsprech. Ich gebe zwar zu, dass dessen Erfolge in den letzten Jahren eher selten gewesen sind. Aber umso mehr wird er sich anstrengen. Noch nie hat es ihm ein Klient so leicht gemacht, Argumente für den Freispruch vorzutragen.
WOCHENBLATT: Wie zu vernehmen war, ist die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht noch Neuland für Sie, der Sie aber den Rheinischen Karneval kennen. Kann man da mit "klüngeln" etwas ausrichten? Überhaupt: Was für Wein hätten sie denn zu bieten, falls Sie doch verurteilt würden? Oder würden Sie gar versuchen, die Narrenrichter mit einer Gabe Cannabis zu beehren, statt des Weins?
Prof. Karl Lauterbach: Als Politiker halte ich selbstverständlich nichts von Klüngelei. Und ich verspreche auch nur das, was ich halten kann. Für Cannabis ist es zu früh. Das Gesetz wird erst noch verabschiedet. Und auch beim Wein bin ich zurückhaltend mit großen Versprechungen. Als Gesundheitsminister und Arzt weiß ich: Es kommt auf die Dosis an. Aber die Frage stellt sich eh nicht. Ich rechne mit Freispruch.
WOCHENBLATT: Das Narrengericht in Stockach ist standhaft ein Männerclub, obwohl die Stadt seit Anfang des Jahres sogar von einer Bürgermeisterin regiert wird. Werden Sie dazu Position beziehen?
Prof. Karl Lauterbach: Die Führungsrolle im baden-württembergischen Gender-Drama überlasse ich gerne Herrn Kretschmann. Allerdings weiß ich auch, dass der Grat zwischen lokalem Brauchtum und Artenschutz sehr schmal sein kann. Aber das wissen die Mitglieder des Narrengerichts viel besser als ich.
Die Verhandlung vor dem Stockacher Narrengericht am Schmotzigen Donnerstag, 8. Februar, war in Rekordzeit ausverkauft, es gibt nur noch wenige Rückläuferkarten. Ob Lauterbach den Freispruch schafft, gibt es am Abend aktuell bei wochenblatt.net und ab 21.15 Uhr in einer Sondersendung im TV des SWR zu erfahren.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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