Skulptur von Miriam Lenk findet in Ludwigshafen ein neues Zuhause / Spektakuläre Überfahrt
»Unser Mädchen ist zuhause angekommen!«
Ludwigshafen (rab). An ihrem großen Tag wurde sie tatsächlich von einer anderen Frau überstrahlt. Eigentlich war es ihr Auftritt, alle Augen richteten sich auf sie. Das Make-up saß perfekt, sie wurde von ihren Helfern ins rechte Licht gerückt. Um die Kleiderfrage musste sie sich keine Gedanken machen – denn sie hatte ja, wie immer, rein gar nichts an. Rund 450 Kilogramm nackte Epoxidharz-Haut glitzerte in der Abendsonne. Die Show konnte beginnen: Yolanda war bereit. Doch dann zog plötzlich eine andere Frau die Zuschauer in ihren Bann: Miriam Lenk. Die Schöpferin der 3,50 Meter großen Skulptur überstrahlte einfach alles und jeden. Doch wie sich zeigte, war die Bühne groß genug für zwei starke Frauen.
Und so lächelte Yolanda weiter ihr tiefgründiges Lächeln, während um sie herum ein großer Bahnhof veranstaltet wurde: Auf der MS Großherzog Ludwig kehrte sie, einer Gallionsfigur gleich, Bodman den Rücken. Noch ein kurzer Gruß mit der Schiffshupe – dann wendete sie ihren Blick neuen Ufern zu. Gewollt oder Zufall: Die Art, wie Yolanda da so auf Deck stand, erinnerte stark an eine Szene aus dem Film »Titanic«, in der die ebenfalls gut gebaute US-Schauspielerin Kate Winslet in ähnlicher Pose am Bug des berühmten Schiffes stand, ihren Liebhaber im Rücken. Nicht nur einen, sondern gleich mehrere Liebhaber hatte Yolanda im Rücken, wenn auch nicht Haut an Haut: An Bord des Schiffes, das sie zu ihrem neuen Standort in Ludwigshafen brachte, befanden sich zahlreiche Fans. Kunstliebhaber, Sponsoren, Freunde der Familie Lenk und Bürgermeister Matthias Weckbach mit seiner Frau Elke. Und natürlich Mitglieder des Vereins der Kunstfreunde Bodman-Ludwigshafen, die sich auf Initiative des verstorbenen Bernd Weber unermüdlich für den Verbleib von Yolanda in der Gemeinde eingesetzt hatten.
Geschafft haben sie es letztlich dank der Hilfe von Sponsoren sowie Winfried Kountz, der sein Grundstück auf dem Gebiet des »Hotels Seeadler« vor dem Restaurant »Aquarama« in Ludwigshafen als neues Zuhause für die stolze Dame zur Verfügung stellte. 25.000 Euro sind für den Kauf der 30.000 Euro kostbaren Yolanda schon zusammengekommen – »und die restlichen fünf werden wir jetzt in Angriff nehmen«, erzählte Vereinsmitglied Simone Bickel-Rettich. All diese Menschen und der wunderschön anzuschauende Schiffskorso aus zahlreichen privaten Motorbooten, Segelschiffen und Yachten, die die MS Großherzog Ludwig in einem großen Korso flankierten, gaben Yolanda auf ihrer Fahrt Rückenwind. Ein besonderer Blickfang waren dabei Fleurine Bihler und Annabelle Eitz, die Yolanda auf Wasserskiern eine akrobatische Huldigung zukommen ließen.»Hallo, Yolanda!«Yolanda reckte sich derweil in anmutiger Pose und mit erhobenem Haupt ihrem neuen Zuhause entgegen.
Und die Menschen am anderen Ufer nahmen sie mit offenen Armen auf. Jubel, Klatschen, Schiffshupen. Vier entzückende Mädchen – Marie Stratmann, Luisa Störkle, Sienna Reiz und Elisa Heine-, riefen im Chor »Hallo, Yolanda!« Freudig tanzten sie anschließend, als Yolanda mit einem Kran vom Schiff gehoben und an ihren Bestimmungsort gebracht wurde, um den Schwertransport für die mächtige Dame herum. »Jetzt ist sie auf der Sonnenseite des Sees«, verleiht Dirk Stratmann seiner Freude Ausdruck. Gleiches denkt Bernd Kaiser, Sprecher der Kunstfreunde: »Hier lächelt sie der Morgensonne entgegen.« Und fügte liebevoll hinzu: »Unser Mädchen ist zuhause angekommen!«
Und auch Matthias Weckbach kann wieder lachen, auch wenn ihn die räumliche Entfernung von Yolanda immer noch schmerzt: »Das hier soll auch ein kleines Zeichen sein, dass der Wille des Bürgers doch über allem steht!« Mütterliche Züge sieht Graf Wilderich von Bodman in Yolandas Antlitz - und betonte, dass sie eine Statue sei, »die die Würde der Frau wahren kann«, wie er in seiner Rede zur Einweihung am Sonntagmorgen betonte. Und Gastrednerin Gertrud Ohling von Haken aus Heidelberg brachte es auf den Punkt: »Hier präsentiert sich ohne Zweifel ein Weib!« Yolanda habe von Anfang an polarisiert, so Matthias Weckbach. Und irgendwie sieht ihr Lächeln auch aus, als wäre ihr das nur allzu bewusst. Doch auch in diesem Punkt ist es wie mit der Kunst an sich: Jeder interpretiert es anders. Genau wie die Frage, ob die kurvige Dame nun Bodman ihren Allerwertesten entgegenstreckt oder ob sie sich einfach nur in Richtung des Wandreliefs »Ludwigs Erbe« am Ludwigshafener Rathaus, das ihr »Großvater« Peter Lenk schuf, dreht. Yolanda lächelt dazu – und schweigt.
Stimmen aus der Bevölkerung zu Yolanda sowie ein Interview mit der Künstlerin Miriam Lenkgibt es im Internet unter www.wochenblatt.net.
Bilder von dem Ereignis gibt es unter: bilder.wochenblatt.net.
«
- Nicole Rabanser
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare