Stadtmusik unter Helmut Hubov in der Carnegie Hall in New York
Trump-Bashing mitten in Manhattan

Stadtmusik Stockach  | Foto: Der Sound stimmt: Die Stadtmusik unter Helmut Hubov rüstet sich für ihre Reise in die USA.swb-Bild: Stadtmusik Stockach/Werner Gaiser
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Stockach. Klingt richtig nobel, diese Liste der Orchester: Yolo Community Band, Owensboro Symphony Youth Orchestra, The Grand Street Community Band, Stadtmusik Stockach. Unter den Auftretenden im Rahmen des »Sounds of Summer International Music Festival« am Dienstag, 13. Juni, ist als einzige nicht-europäische Formation Stockachs Vorzeigeensemble unter Helmut Hubov aufgeführt, um im Stern-Auditorium der Carnegie Hall, dem legendären Musentempel mitten in Manhattan zwischen siebter Avenue und 57. Straße, für den guten Ton zu sorgen. Am Samstag, 10. Juni, werden 70 Musiker mit Dirigent in Zürich in den Flieger steigen, am Samstag, 17. Juni, werden sie von New York zurückerwartet.

Die »Esta«, die elektronische Genehmigung für die visafreie Einreise in die USA, wurde en bloc für fast alle Mitreisenden gemacht, erklärt Helmut Hubov auf Nachfrage, und die Instrumente samt Schlagzeug werden mit an Bord des Fliegers sein. Der Kontrabass nicht - der wird vor Ort gestellt. Es sei seine erste Reise in die USA, so Helmut Hubov, der eine »gewisse Anspannung« fühlt und in den letzten Wochen in Stockach ausschließlich mit den Mitreisenden probte. Der Auftritt sei eine große Ehre, meint er, denn in der Carnegie Hall dürfen beim »Sounds of Summer«-Festival maximal vier ausgewählte Musikensembles auftreten, und die Stadtmusik hatte sich mit Tapes, Musikmitschnitten und weiteren Infos beworben. Nachdem das Orchester seit Jahren auf sehr hohem Niveau spiele, sei etwas Außergewöhnliches angestrebt worden, erläutert der Dirigent, der in der Carnegie Hall stilecht Smoking tragen wird. Das Ensemble spielt in festlichem Schwarz. Für weitere Auftritte, möglicherweise auch in der deutschen Botschaft, werden zudem die Uniformen im Handgepäck mitgenommen.

Und im ideellen Gepäck reist ein großes Maß an musikalischem Können mit. Die Stadtmusik wird in New York auch das Stück »Vox Populi«, »Volkes Stimme« also, des US-amerikanischen Komponisten Brett Abigana zu Gehör bringen. Eine Welturaufführung, modern, zeitgenössisch, temperamentvoll, mit Schwung und Aussagekraft. Das etwa fünf Minuten lange Werk ist nach Angaben von Helmut Hubov eine kritische Auseinandersetzung mit US-Präsident Donald Trump, und es sind Hymnen und Passagen eingearbeitet, die jenen Volksgruppen zugeordnet werden können, die sich durch die aktuelle Weltlage am stärksten bedroht fühlen können. Die Festivalleitung von »Sounds of Summer« hat das Stück, wie jedes Jahr im Vorfeld der Veranstaltung, in Auftrag gegeben und die Stadtmusik für die Präsentation ausgewählt.

Brett Abigana ist Dirigent, Dozent, Komponist, Lehrender an der Boston University Academy, hat einen Master-Titel der Juilliard School und einen Doktortitel von der Boston University. »Vox Populi« als Premiere ist das Herzstück des New Yorker Auftritts der Stadtmusik Stockach, der von »Also sprach Zarathustra«, bekannt aus Stanley Kubricks Streifen »2001: Odyssee im Weltraum«, und der »Ode an die Freude« von Friedrich Schiller und Ludwig von Beethoven als europäischer Hymne umrahmt wird. Als moderner Aufsatz wird »Der Traum des Oenghus« erklingen, das der deutsche Komponist Rolf Rudin geschaffen hat. Angeregt von einer irischen Sage, in der sich Oenghus, der Gott der Liebe, Jugend und Poesie, in ein Mädchen aus seinen Träumen verliebt und sie jahrelang voller Vertrauen auf sein Traumgesicht sucht.

Diese Stücke hat die Stadtmusik bereits bei ihrem Frühlingskonzert in der Jahnhalle zu Gehör gebracht. Außerdem werden die deutsche und die US-amerikanische Nationalhymne geübt und einstudiert, um für Nachfragen gerüstet zu sein. So lässt die Stadtmusik das sternenbesetzte Banner im Namen von Einigkeit und Recht und Freiheit wehen.

Für Helmut Hubov ist der Auftritt in New York ein »I-Tüpelchen« seiner Arbeit in Stockach. Weitere Auftritte auch im Central Park sind geplant, Proben und Workshops runden den Aufenthalt in den USA ab. Jeder Musiker des Orchesters sei zur Mitfahrt eingeladen worden, und es hätten sich genug Begeisterte gefunden, um ein spielfähiges Orchester zusammenzubekommen. Bezahlt wird der Trip ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten durch einen Beitrag des Musikvereins, Sponsoren, Spenden und die Stadt Stockach, doch jeder Musiker muss auch einen Eigenanteil stemmen.

Und die Stadtmusik Stockach kann mit einer weiteren Besonderheit mit Blick auf ihren Abstecher nach New York aufwarten: Zur Umsetzung von »Vox Populi« wird ein »Mahler-Hammer« benötigt - benannt nach dem Komponisten Gustav Mahler. Dieses Instrument kommt »im Repertoire eines sinfonischen Blasorchesters normalerweise nicht vor«, wird im Pressetext von Michael Schönberger mitgeteilt. Mit Hilfe von Schreiner Thomas Bruggner konnte das Instrument aber angefertigt werden.

So bekommt Stockach internationale Aufmerksamkeit: Laut Pressetext wurde der Auftritt im Newsletter des deutschen Konsulats in New York angekündigt und die Nachricht auf der Website der deutschen diplomatischen Vertretungen in den USA veröffentlicht.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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