Deutliche Zweifel am Gutachten des GLKN
Stockach sieht sich doppelt belastet durch die Klinikpläne

Landrat Zeno Danner in der Stockacher Gemeinderatsitzung. | Foto: Fiedler
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Stockach. Hohen Besuch gab es in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats in Stockach. Denn weil es dort um das Strukturgutachten des Kreistags zu den nötigen Strukturveränderungen des Gesundheitsverbunds und der Position Stockach dazu gehen sollte, war auch Landrat Zeno Danner in die Sitzung gekommen. Zugeschaltet waren in die Sitzung auch die beiden Gutachter des Unternehmens Lohfer & Lohfert, Jens Peukert und Philipp Letzgus, die dort noch einmal die Grundzüge des Gutachtens vorstellen, aber leider wieder nur dürftig zu verstehen waren,
Die Kritik aus Stockach war aus mehreren Gesichtspunkten von Bürgermeister Rainer Stolz und Krankenhaus-Geschäftsführer Hanke sehr scharf in Richtung Landrat wie den Gutachtern. Das Gutachten müsste nach der Meinung von Klinik Geschäftsführer Michael Hanke nicht durch ein gewinnorientiertes Unternehmen erstellt werden, sondern sollte nach raumplanerischen Gesichtspunkten sich aufbauend. „Wir sind kostendeckend, wir sind leistungsfähig. Und wir hatten während Corona sogar noch Fallzahlensteigerungen gehabt“, unterstrich Hanke in seinem Vortrag.
Hanke wehrte sich deutlich gegen die Ansicht der Gutachter, dass das Stockacher Krankenhaus keine Rolle in der Klinikstruktur des Landkreises spiele. Die spiele es sehr wohl in der Raumschaft Stockach und zudem könne man hier nicht an der Landkreisgrenze aufhören. Wegen der Nähe zählt das Stockacher Krangenhaus auch zum Beispiel Teile des Landkreises Sigmaringen zu seinem Einzugsbereich.
Handke sieht das Stockacher Krankenhaus keineswegs als „unbedeutend“ an, wie von den Gutachtern bezeichnet. Man sei mit den 45 Betten als Grundversorger durch das Land anerkannt. Und wenn man die Fahrzeiten zum Beispiel von Mühlingen oder Hohenfels nach Singen, Radolfzell oder gar Konstanz betrachte, zurecht. Und bei den orthopädischen Operationen liege in verschiedenen Bereichen gleichauf mit dem Vincentius-Klinikum des Gesundheitsverbunds in Konstanz. So was könne man nicht einfach übergehen.

Hanke betrachtete auch die Reduzierung der Patientenzahl in der Corona-Krise 2020, die mit über 5.600, was für ihn Mindereinnahmen von rund 20 Millionen Euro bedeute. Es stünden neue Regelungen der Krankenkassen an, nach denen mehr Fälle über die Notaufnahmen abgewickelt werden müssten, was für Singen wohl nochmals 3.000 Patienten weniger bedeute – und noch mehr Defizit. Wie man damit umgehen wolle, werde nicht erwähnt. “Wenn da bis 2030 alles beim Alten bleibe, würden auch die Ergebnisse hochgradig defizitär bleiben, so Hanke. Und dafür müssten alle Gemeinden mitzahlen. „Der Patient muss jetzt operiert werden, sonst ist er morgen tot“, wurde Hanke hier dramatisch.

Landrat Danner ließ die Kritik an sich abperlen: Sei sei ein interessanter Vortrag gewesen, aber er habe nicht applaudiert wie die Stockacher Gemeinderäte. Das Stockacher Krankenhaus sei aus der Warte ein Krankenhaus, um das es zentral gar nicht gehe“, wiederholte er seinen Standpunkt. Wie Bürgermeister Stolz anmerkte, ist dazu nach auch noch ein Rechtsstreit anhängig bezüglich eines Zuschusses für den aktuellen im Bau befindlichen erweiterten Bettentrakt, den der Landkreis mit dem Verweis nicht geben will, dass das für die Gesundheitsversorgung im Kreis nicht nötig sei.

Nachgehakt wurde in der Sitzung, was ein Neubau wie auch die aktuellen Defizite des Klinikverbunds für Auswirkungen auf die Kreisumlage hätten. „Für uns ist eines sicher: Wir zahlen 20 Millionen im Jahr, der Anteil der Stadt Stockach daran liegt bei über eine Million Euro, und das Geld ist weg.“
Die „schwierigen Strukturentscheidungen“ hätte man schon vor 20 Jahren treffen müssen, wurde zudem aus Stockacher Sicht bemerkt. L
Von Handke und Stolz wird zum Beispiel im Vorfeld noch eine regionale Planerkonferenz zur Klinikstruktur im Landkreis vorgeschlagen, an denen auch die anderen Träger, zum Beispiel die Kliniken Schmieder auch beteiligt seien.
Gefordert wurde zudem auch eine „faire“ Lastenverteilung. Singen wie Konstanz sollten das Defizit des Klinikverbunds in dem Maß mittragen, wie ihre Anteile an der Gesellschaft seien. Landrat Danner sagte dazu, dass die Anteile aber in etwa auch die Bevölkerung beziehungsweise Patientenzahl abdeckten und der Landkreis mit seinen 52 Prozent eben den Rest.

Gemeinderat Wolf-Dieter Karle wollte die Vorstöße gegen den Landkreis hier nicht als „Separatismus“ sehen, aber es müsse klar sein, dass man nun einen klaren Schnitt bräuchte. „Wir haben nicht die Möglichkeit, in ein sich ständig füllendes Rohr greifen. Wir haben das Geld nicht. Wir sind dann nicht mehr in der Lage, die Dinge zu machen, die wir machen müssen“ mahnte Karle angesichts von Gesamtkosten für die nächsten Jahre, die durchaus bei rund einer halben Milliarde Euro liegen würden.
Und ob eine neue Zentralklinik in acht Jahren auch profitabel arbeiten könnte, sei auch nicht vorhersagbar.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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