"Uffwirmkaffee" auch zur "Frauenfrage"
Salonfastnacht mit vielen närrischen Spitzfindigkeiten

Im Jahr 1963, also vor 60 Jahren, wurden 109 neue Laufnarren geschlagen, drei von ihnen konnten mit Uwe Eckhardt, Manfred Engelmann und Günter Krötzer ihre Urkunde beim Uffwirmkaffe persönlich abholen, an Kurt Christmann wird sie zu einer anderen Gelegenheit übergeben. Mit im Bild Narrenrichter Jürgen Koterzyna und Ordensmeister Markus Vollmer. | Foto: Fiedler
3Bilder
  • Im Jahr 1963, also vor 60 Jahren, wurden 109 neue Laufnarren geschlagen, drei von ihnen konnten mit Uwe Eckhardt, Manfred Engelmann und Günter Krötzer ihre Urkunde beim Uffwirmkaffe persönlich abholen, an Kurt Christmann wird sie zu einer anderen Gelegenheit übergeben. Mit im Bild Narrenrichter Jürgen Koterzyna und Ordensmeister Markus Vollmer.
  • Foto: Fiedler
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Stockach. Das Thema hat in dieser Saison nochmals Fahrt aufgenommen, zumal es ja auch bei der Verhandlung des Stockacher Narrengerichts nicht nur in den Spitzfindigkeiten des Beklagten Wolfgang Kunicki immer wieder aufgegriffen wurde, aber Narrenrichter Jürgen Koterzyna nahm hier einer möglichen Überraschung zum Beginn des traditionellen Uffwirmkaffee für den Fasnetmäntig gleich den Wind aus den Segeln: Man habe nämlich am Wochenende nochmals abgestimmt.

Uffwirmkaffe über Frauen und Abschied beim Narrengericht

"Eine verfassungsgebende Mehrheit von 66 Prozent hat dabei dafür gestimmt, dass es so bleiben soll, wie es ist", sagte Koterzyna. Doch das Thema wurde immer wieder aufgegriffen: Narrenschreiber Marcel Reiser klebte sich gar symbolisch an die Theke, denn das Narrengericht solle so bleiben wie seit 672 Jahren. Als weiteren Schritt rief der gar dazu auf, das Bild von Hans Kuony mit Ravioli zu attackieren, hatte aber den Dosenöffner vergessen. Und auch Vera und Lea Ossola von den "Alt StockacherInnen" meldeten sich dazu zu Wort. Mit Frauenquote ändere man nichts und "Wir sind eigentlich ganz zufrieden, wie es ist", verdeutlichten sie in ihren Reimen auch mit dem Hinweis, dass Fastnacht eben schon eine ernste Sache sei und der Hermelin des Narrenrichter Kostüms sei nicht ihr Ding. Und auch Siegfried Endres als scheidender Gerichtsnarr machte sich zu den Frauen im Gericht viele Gedanken, das habe ihm sogar manch schlaflose Nacht bereitet. Früher hätten die Frauen daheim gewusst, dass man einfach nur gesoffen habe auf den Sitzungen, wenn man dann so spät nach Hause käme, stellten sich dann ganz andere Fragen, bemerkte er. "Wenn ich Frau wär, wär ich hinter mir her", lachte er.

Und auch Mario Lovecchio widmete sich in einem Beitrag dem Unterschied zwischen Mann und Frau, weil Männer eben eine Nichts-Box im Kopf hätten und gerne schon mal eine halbe Stunde mit nichts denken verbringen können, während Frauen meistens mehrere Dinge zugleich im Kopf haben müssten.

Schmaler Grat

Bürgermeister Rainer Stolz ging auch darauf ein, dass der Grat für die Narren immer schmaler werde und das Thema Narrengericht ohne Frauen auf den Index kommen könne, so wie er auch befürchte, dass die "Alt Stockerinnen" als "kulturelle Aneignung" von den Österreicher auf den Index kämen und der Stockacher Narrenmarsch geschwärzt werden müsste, weil der auch deutbare Worte enthalte. "Die Welt bewegt sich ja gerade dahin, wo sie das Stockacher Narrengericht haben will", meinte Stolz mit Augenzwinkern.

Bürgermeister Stolz singt zum Abschied von den Narren

Und weil für ihn, auch bestärkt durch die Predigt des zuvor von Stadtpfarrer Huber gehaltenen Gedenkgottesdienstes, die Fastnacht genauso endlich sei wie seine Amtszeit, intonierte er mit Werner Gaiser als sicherem Begleiter und Taktführer zwei Songs zu seinem Abschied vom Narrengericht nach dem Motto "Mit 66 ist noch lang noch nicht Schluss".
Das würdigte die sogenannte "HANA AG" mit Helmut Hengster, Jens Apitz und Bernhard Schink von der Uni Konstanz, mit denen das Narrengericht Stockach seit vielen Jahren eine Weinpartnerschaft pflegt. Mit einem "Nachwuchsorden" für beide musikalischen Akteure, die durch Karl Bosch am Akkordeon für die närrischen Lieder kraftvoll ergänzt wurden.
In ein ganz anderes Horn stießen die Bänkelsänger, die von Gerichtsnarr Rainer Vollmer ein Liedchen komponiert und getextet bekommen hatten, nachdem die schönsten Mädle von Zizenhausen kommen sollten. Sie kündigten zudem an, dass der Montags-Hemdglonker im nächsten Jahr den 50. Geburtstag feiern wird.
Orden und Urkunden.

Was wäre eine Sitzung des Narrengerichts ohne Ehrungen: für ganze 60 Jahre seit ihrem Laufnarrenschlag konnten Uwe Eckhardt, Manfred Engelmann, Günter Krötzer und (in Abwesenheit) Kurt Christmann mit Urkunde durch Ordensmeister Markus Vollmer und Narrenrichter Jürgen Koterzyna geehrt werden. In der damaligen Saison seien 109 Laufnarren geschlagen worden, gab es zur Erinnerung dazu,  und mit dem Mögginger Ortsvorsteher und  "Teufel" Ralf Mayer gab es einen weiteren neuen Laufnarren in dieser Saison, der sich mit dem in Möggingen erfundenen "Schwartenmagenorden" herzlich bedankte.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

8 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.