WOCHENBLATT-Interview mit Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz
Pläne, Perspektiven und Visionen
Stockach. Der Gemeinderat ist in der Sommerpause. Doch die Kommunalpolitik macht keinen Urlaub. Das WOCHENBLATT sprach mit Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz über wichtige Anliegen.
WOCHENBLATT: Für das lange geplante Ärztehaus am Krankenhaus konnte mit Bernd Schuler ein Investor gefunden werden. Wann ist mit dem Baubeginn zu rechnen?
Rainer Stolz: Der Investor ist gerade dabei, den Bauantrag zu stellen, der im September eingereicht wird, und ich gehe davon aus, dass er im Herbst noch genehmigt werden kann. Also wird mit einem Baubeginn im Frühjahr 2018 zu rechnen sein. Das Ärztehaus ist bereits an Ärzte, Apotheker und medizinnahe Dienstleister vermietet, die ihre Praxen dorthin verlagern werden. Der Standort ist sehr attraktiv und nachhaltig.
WOCHENBLATT: Wie sehen die Fallzahlen, die finanzielle Entwicklung und die Auslastung des Stockacher Krankenhauses zur Jahresmitte aus?
Rainer Stolz: Wir sind auf Kurs. Im vergangenen Jahr hatten wir eine Steigerung der Fallzahlen um knapp sieben Prozent und eine Zunahme der Leistungen um fast zehn Prozent. Mit dem Anbau des neuen Bettentraktes werden wir voraussichtlich 2018 starten. Wir rechnen mit einer Bauzeit von mindestens anderthalb Jahren. Das Defizit unseres Hauses pendelt sich derzeit bei etwa einer halben Million Euro ein. Und solange wir in diesem Bereich sind, habe ich keine Sorge, dass wir das Haus nicht halten könnten. Aber die Gefahr droht vor allem von den Krankenkassen, welche die Krankenhäuser über die Entgelte zwingen, die Behandlung in immer kürzeren Zeiträumen durchzuführen und immer mehr, bislang stationär durchgeführte Behandlungen nun nur noch ambulant durchführen zu dürfen. Diese ambulanten Leistungen sind sehr schlecht vergütet. Meines Erachtens nach schadet das den Patienten. Es nimmt ihnen die notwendige Zeit der Gesundung.
WOCHENBLATT: Ist mit dem Ärztehaus das Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) endgültig Geschichte?
Rainer Stolz: Sage niemals nie. Aber an der ursprünglich angedachten Stelle beim Krankenhaus lässt es sich wahrscheinlich nicht verwirklichen. Doch es gibt auch einige andere schöne Plätze in Stockach.
WOCHENBLATT: Der Gemeinderat hat für die Obdachlosenunterbringung 200.000 Euro für den Ankauf von Containern bereit gestellt. Wie weit ist diese Maßnahme gediehen?
Rainer Stolz: Auch die Container der Stadt müssen erst baurechtlich genehmigt werden. Und wenn die Stadt sie beantragt, ist nicht sie selbst die Genehmigungsbehörde, sondern das Landratsamt Konstanz. Dort wird die Materie aufgearbeitet. Wenn die Genehmigung erteilt wird, kann die Aufstellung sehr schnell gehen. Bisher sind die betroffenen Mieter in drei Mehrfamilienhäusern in der Albert-Schweitzer- und der Robert-Koch-Straße untergebracht. Wir haben ihnen inzwischen alternative Angebote für die Bauzeit unterbreitet. Für diese Ersatzwohnräume müssen wir, mangels anderer Alternativen, auch auf die zu erstellenden Container hinter dem Bauhof im Stegwiesen zurückgreifen. Dann können die stark sanierungsbedürftigen Häuser abgebrochen werden und neue Wohngebäude entstehen.
WOCHENBLATT: Wann ist die Baumaßnahme des »Schulverbunds Nellenburg« fertig?
Rainer Stolz: Das Gebäude wird zu Schuljahresbeginn 2017/18 fertig sein. Für den Außenbereich brauchen wir etwas mehr Zeit. Denn für dessen Gestaltung wollte ich die Schüler der dortigen Schulen mit ins Boot holen, und das wird erst im Herbst möglich sein. Über die Freiräume, die wir nicht für Feuerwehr, behindertengerechte Erschließung oder technische Einheiten vorhalten müssen, können die Schüler in Arbeitsgruppen ihre Gedanken einbringen. Die Schülerarbeiten müssen wir dann auf ihre Realisierbarkeit prüfen, und der Gemeinderat wird die letzte Entscheidung über die Gestaltung und den Kostenrahmen haben.
WOCHENBLATT: Danach kommt dann die Grundschule?
Rainer Stolz: Ja, so ist es vereinbart. Wir sind schon einige Zeit an den vorbereitenden Planungen. Da wir für die Schulsanierung auch auf Zuschüsse von Bund und Land angewiesen sind, müssen wir noch die angekündigten Ausführungsverordnungen abwarten. Jedenfalls werden wir baldmöglichst die Planungen auf die Zuschussfähigkeit abklopfen und dann diese im Gemeinderat vorstellen und die notwendigen Anträge stellen.
WOCHENBLATT: Zu Verkehrsfragen. Wie geht es mit der B14 weiter?
Rainer Stolz: Das Land hat hier den Auftrag, eine Priorisierung ihrer Anliegen vorzulegen, die im vordringlichen Bedarf sind. Da versuchen wir, uns vorne zu platzieren. Dafür brauchen wir die Unterstützung aller Abgeordneten, um diese notwendige Verkehrsentlastung zu bekommen.
WOCHENBLATT: Die Feuerwehr Stockach wünscht sich ein Feuerwehrgerätehaus?
Rainer Stolz: Es gibt noch keine Pläne, aber Perspektiven. Wir müssen sehen, wo in der Innenstadt noch ausreichend große freie Flächen zur Verfügung stehen. Wir haben derzeit zwei mögliche Flächen, die wir bewerten. Besonders wichtig ist dabei die notwendige Eintreffzeit und Ausrückefrist.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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