WOCHENBLATT-Interview mit Bürgermeister Manfred Jüppner
Mühlingen ist Modellgemeinde
Mühlingen (sw). Klar, der größte Brocken sind natürlich die Ausgaben für DSL. Das schnelle Internet beschäftigt Mühlingen vorrangig. Doch, so beruhigt Bürgermeister Manfred Jüppner, es gibt auch noch andere Themen in der Kommune. Welche? Darüber äußerte er sich im WOCHENBLATT-Interview.
WOCHENBLATT: Warum sind denn DSL und das schnelle Internet die alles bestimmenden Themen in »Ihrer« Kommune?
Manfred Jüppner: Die Ausgaben sind nötig, weil die Telekom unsere Versorgung auf unabsehbare Zeit nicht verbessert. Viele haben praktisch kein Internet, obwohl im Ortsteil Mühlingen die Versorgung gar nicht so schlecht ist. Die Gemeinde Mühlingen investiert über vier Millionen Euro – das bindet Verwaltungs- und Finanzkraft. Und diese gewaltige Summe wird wohl zu einer Verschuldung führen. Es ist ein Riesenprojekt, für das wir uns der Breitbandgesellschaft Sigmaringen angeschlossen haben. Bis Ende 2017 wird alles komplett fertig gestellt sein und die ersten Nutzer an das Netz angeschlossen werden können. Ziel ist, alle Ortsteile und Höfe von Mühlingen in den Genuss des schnelleren Internets kommen zu lassen. Mit Blick auf die flächendeckende Breitbandversorgung sind die Gemeinden Mühlingen und Eigeltingen, die hier zusammenarbeiten, fast schon Modellgemeinden. Dieses Projekt stärkt die Infrastruktur und macht die Gemeinde zukunftsfähiger.
WOCHENBLATT: Und was gibt es in Mühlingen noch - außer DSL und dem schnellen Internet?
Manfred Jüppner: Einiges. Wir müssen Baugebiete in Mühlingen, Mainwangen, Gallmannsweil und Zoznegg erschließen und fertig stellen. Die Spielplätze an der Schloßbühlhalle und am Dorfgemeinschaftshaus Mainwangen werden auf Vordermann gebracht, Kanalsanierungen stehen an, die Straße Hintere Steige in Mainwangen wird für Kosten in Höhe von etwa 250.000 Euro ausgebaut, das Dorfgemeinschaftshaus in Gallmannsweil erhält ein neues Dach. Bald müssen wir den Haushaltsplan für das nächste Jahr aufstellen.
WOCHENBLATT: Am 28. Oktober 2014 waren vier junge Männer im Alter zwischen 13 und 15 Jahren in Gallmannsweil bei einer Explosion in einem als Jugendtreff genutzten Bauwagen schwer verletzt worden. Wie geht es den Brandopfern zwei Jahre nach dem Unglück?
Manfred Jüppner: Zwei der betroffenen Jugendlichen befinden sich derzeit in einer Ausbildung zum Straßenbauer und zum Landmaschinenmechaniker, einer besucht das Berufskolleg Wirtschaft in Stockach und einer geht auf die technische Schule in Tuttlingen. Die jungen Männer erhalten eine Ausbildungsförderung aus dem Spendentopf. Der Helferkreis hält zudem alle zwei Monate eine Sitzung ab, in der über die Ausreichung der Spendengelder entschieden wird. Auf dem Spendenkonto befinden sich noch immer mehr als 240.000 Euro; die Summe betrug ursprünglich 360.000 Euro. Das Geld wird auf einem Sonderkonto durch die Gemeinde verwaltet, und wir tätigen hier bedarfsgerecht die Auszahlungen.
WOCHENBLATT: 2015 waren Bürgermeisterwahlen – Sie werden Ende des Jahres 64 Jahre alt. Wie lange wollen, wie lange dürfen Sie Ihr Amt noch ausüben?
Manfred Jüppner: Da meine Wahl vor der entsprechenden Gesetzesänderung im Land durchgeführt wurde, endet meine Amtszeit mit dem 68. Lebensjahr. Theoretisch könnte ich 2020 noch einmal zur Wiederwahlwahl antreten und dann bis zum 73. Lebensjahr im Amt bleiben. Darüber habe ich innerlich noch keine Entscheidung getroffen. Für mich ist vor allem die Gegenwart wichtig. Was die Zukunft bringt, wird sich weisen.
WOCHENBLATT: Die »Weiherbachschule« in Mühlingen-Zoznegg wird ja seit dem laufenden Schuljahr als Privat- und Gemeinschaftsschule weiter geführt. Wie sind die Erfahrungen damit?
Manfred Jüppner: Soweit ich informiert bin, ist der Schulbetrieb gut angelaufen; sie sind mit 20 Schülern gestartet. Die Gemeinde Mühlingen stellt das Schulhaus zur Verfügung und gewährt einen finanziellen Zuschuss, doch die Leitung der Schule liegt beim Trägerverein. Die Damen der Schulvereins sind hochmotiviert und guter Dinge.
WOCHENBLATT: Ist Windkraft als ein Streitthema in der Region etwas, mit dem sich die Gemeinde Mühlingen beschäftigen muss?
Manfred Jüppner: Die Verwaltungsgemeinschaft Stockach hat die Ausweisung von Flächen für Windkraftanlagen mit Verweis auf die vorrangige Ausweisung von Wohn- und Gewerbegebieten ruhen lassen. Doch der Regionalverband Hochrhein-Bodensee plant weiter. Allerdings wird der anvisierte Standort Schnait-Salach am Rande unserer Gemarkung und Wolfsbühl wegen der dort nistenden Milane nicht weiter verfolgt. Meines Erachtens nach ist zu den Bedenken wegen des Artenschutzes wohl auch die benötigte Windhöffigkeit nicht gegeben.
WOCHENBLATT: Ist denn die Unterbringung von Flüchtlingen in Mühlingen schwierig und ein Problem?
Manfred Jüppner: In unserer Gemeinde leben etwa 35 Flüchtlinge in gemeindeeigenen und privaten Wohnungen. Hier läuft alles relativ reibungslos. Wir haben keine nennenswerten Probleme, auch durch den Einsatz unseres Helferkreises.
Interview: Simone Weiß
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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