Ansage des BLHV vor den Kommunalwahlen
Mehr Bauern müssen in die Politik

Der Vorsitzende des BLHV Kreisverbands Stockach, Andreas Deyer, mit dem Festredner der gemeinsamen Versammlung der Kreisverbände Stockach, Konstanz und Überlingen / Pfullendorf, Josef Moosbrugger (Präsident der Landwirtschaftskammer Vorarlberg). | Foto: Fiedler
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  • Der Vorsitzende des BLHV Kreisverbands Stockach, Andreas Deyer, mit dem Festredner der gemeinsamen Versammlung der Kreisverbände Stockach, Konstanz und Überlingen / Pfullendorf, Josef Moosbrugger (Präsident der Landwirtschaftskammer Vorarlberg).
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Stockach-Winterspüren. Viele Emotionen gab es bei der gemeinsamen Versammlung der drei Bezirksverbände des Badischen landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) kürzlich in der Halle Winterspüren, auch angesichts der im kommenden Jahr anstehenden Kommunalwahlen. Die Ansage des Festredners Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Vorarlberg, war auch klar: Mehr Bauern müssen sich in der Politik engagieren, denn sonst würden weiter Politiker über das Wohl der Bauern entscheiden. Und die Politiker hätten von der Landwirtschaft keine Ahnung.

Er selbst habe sich politisch in seiner Heimatstadt Dornbirn engagiert, obwohl das mit dem Hof und Forstbetrieb eine starke Doppelbelastung sei. Aber da auch in Europa immer mehr Politik gegen die Landwirte gemacht werde, müsse es einen Gegenpol geben. Auch im Hegau, wurde bemerkt, hätten Landwirte in den kommunalen Parlamenten eher Seltenheitswert, wo dies doch die Basis der demokratischen Strukturen sei. Meist wird aber die Belastung durch die Arbeit am Hof, wo man eben nie Feierabend hat, als Grund dafür aufgeführt.

Gerade jetzt zeigen die Politik und auch die europäischen Fachbehörden, wie wenig sie mit der Realität der Landwirte vor Ort zu tun haben, zum Beispiel mit neuen Regeln gegen Bodenerosion durch Pflügen. Stefan Leichenauer vom Konstanzer Verband sagte, dass er im August nach dem ersten Anruf in dieser Sache fast vom Heudrescher gefallen sei und fortan stand das Telefon nicht mehr still. Auch bei ihm würde das bedeuten, dass er fast keine Flächen mehr habe, die er tief pflügen könne, vorher war das nur in wenigen exponierten Lagen der Fall. "Wenn das so umgesetzt werden sollte, wird es bald keine Duchtlinger Kartoffeln mehr geben, wie bislang", warnte er vor gravierenden Einschränkungen. Denn für die "Bodensprenger" muss das Land halt tief umbrochen werden. Hier wollen die Bauern auch noch deutlich ihre Meinung vorbringen, denn das sei ein Beispiel dafür, wie den Bauern vom Schreibtisch weg Regeln auferlegt würden, die für starke Einschnitte sorgen, aber den gelebten Erfahrungen widersprächen.

Software bringt die Bauern um viel Geld

Damit der schlechten Nachrichten noch nicht genug. Wie BLHV-Geschäftsführer Holger Stich den Landwirten übermitteln musste, werde das Stichwort "Fiona" zum Jahreswechsel für leere Kassen in den Betrieben sorgen. Denn bei einer neuen Software für die Auszahlung der Flächenprämien an die Landwirte hake es derart, dass bis zum Jahresende nur ein ganz geringer Prozentsatz ausbezahlt werden könne. "Wenn man da 100 Hektar Fläche in dem Programm hat, und jeweils 300 Euro dafür aufs Jahr bekäme, dann sind das schon mal 30.000 Euro, die einem Betrieb da zum Jahreswechsel fehlen", sagte Stich auf Nachfrage zur Dimension des Malheurs. Jetzt werde es wohl Frühjahr, bis das Geld ankomme. Die Anträge zur Förderung mussten im Mai bereits gestellt werden.

Trotz allem mehr Nachwuchs

Trotz vieler weiterer Baustellen, die für die Bauernpräsidenten mit der Frage verbunden sind, ob die Sonderkulturen wie Obst überhaupt noch eine Zukunft hätten, gab es auch gute Nachrichten. Wie Andreas Deyer in der Runde der Bauernpräsidenten vermerken konnten, hat "Corona" dem Thema Ausbildung gutgetan. "Die Zahl der Auszubildenden steigt seit vier Jahren permanent an, die Berufsschulen sind voll und wir brauchen bald eine zusätzliche Klasse", freute er sich sichtbar. Das Beste für ihn: Viele der neuen Auszubildenden kämen nicht mal aus bäuerlichen Familien, sondern stiegen neu in dieses Berufsfeld ein.
Und Stefan Leichenauer konnte feststellen, dass man nun das Bibermanagement im Landkreis Konstanz seit Oktober verortet habe. Das hatte man dort lange abgelehnt und Richtung Regierungspräsidium geschoben. Leichenauer rief dazu auf, dass Betroffene nun ganz viele Fotos an die neue Biberbeauftragte des Landkreises schicken sollten, um damit deutlich zu machen, dass der Landkreis inzwischen sehr stark von der Problematik betroffen sei.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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