Premiere in Stockach
"Luft nach oben" bei der Nacht der Demokratie

Bei der Menschenkette zur ersten "Langen Nacht der Demokratie" in Stockach nahmen rund 100 Personen teil. | Foto: Tobias Lange
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  • Bei der Menschenkette zur ersten "Langen Nacht der Demokratie" in Stockach nahmen rund 100 Personen teil.
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Stockach. Zum ersten Mal hat die Stadt Stockach zur "Langen Nacht der Demokratie" eingeladen. Am Vorabend des Tags der deutschen Einheit erwartete die Gäste im Kulturzentrum "Altes Forstamt" interessante Kurzvorträge der Schriftstellerin Christa Ludwig und Beiträge von Schülerinnen und Schülern des Schulverbunds Nellenburg darüber, was sie mit Demokratie verbinden.

Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier betonte zu Beginn des Abends, worum es gehe: "Der Abend lebt wie die Demokratie vom Austausch", meinte sie. Es sollten Räume geschaffen werden, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Denn: "Demokratie gehört uns allen." Sie wies auch auf die Malaktion in der Hauptstraße hin, die Bürgermeisterin Susen Katter mit ihrem Hintergrund in den Bildenden Künsten am Herzen gelegen habe. Und tatsächlich wurde im Laufe des Abends die Hauptstraße mit dem einen oder anderen Kreidekunstwerk ergänzt.

Mit Archivleiter Julian Windmöller gab es einen Rückblick in die Geschichte Stockachs. So beschrieb er etwa, wie 1933 die Nationalsozialisten von Berlin aus die Kontrolle über die Kommunalpolitik erlangen konnten, obwohl zu diesem Zeitpunkt nicht ein Mitglied der NSDAP im Gemeinderat saß. Nach der Reichstagswahl 1933, bei der die NSDAP als stärkste Kraft hervorging, wurde erlassen, dass die Gemeinderäte nach der Zusammensetzung des Reichstags umzuformen seien. Durch Zusammenlegung verschiedener Listen bestand der sechsköpfige Stockacher Gemeinderat anschließend aus vier NSDAP-Mitgliedern und zwei der Zentrumspartei. Zudem wurde festgeschrieben, dass Bürgermeister nicht mehr direkt gewählt wurden, sondern vom Gemeinderat. So wurde dann auch Bürgermeister Max Land vom NS-Mann August Hermann abgelöst.

An diesem Abend hatte der evangelische Pfarrer Ulf Weber seinen ersten offiziellen Auftritt: Zusammen mit seinem katholischen KollegenThomas Huber lud er die am Ende knapp unter 100 Besucherinnen und Besucher zum Abschluss des Abends zur Bildung einer Menschenkette entlang der Hauptstraße ein. "Demokratie ist mehr als ein bloßes politisches System", sagte Pfarrer Huber. Sie sei eine Lebensweise und eine Haltung. Er zitierte den Papst: "Gemeinsam ist besser, weil allein schlechter ist." Die aktuellen Herausforderungen könnten nur gemeinsam gelöst werden.

Pfarrer Weber warnte davor, dass ohne Engagement die Demokratie gefährdet sei. Es entstünden Räume für Populismus, Extremismus und autoritäre Kräfte. Man müsse "Brückenbauer" sein in einer Zeit, in der die Spaltung zunehme. Es sei großartig, dass die Stadt diese Nacht der Demokratie organisiert hat und dass sich verschiedene Akteure beteiligten, meinte er. Und: "Diese Menschenkette steht für Zusammenhalt und Solidarität."

Bürgermeisterin Susen Katter zog am Ende ein positives Fazit: Sie sei glücklich darüber, dass die Menschen zusammengekommen sind und für das erste Mal auch recht zufrieden mit der Zahl der Teilnehmer. Sie betonte aber auch: "Es gibt noch Luft nach oben."

Autor:

Tobias Lange aus Singen

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