Narrengericht will 246 Liter Wein und verbrummt Strobl zusätzlich zum Flaschensammeln
Höchststrafe für Innenminister Thomas Strobl in Stockach
Stockach. Das Publikum hatte Innenminister Thomas Strobl bei der Verhandlung des Stockacher Narrengerichts gewiss auf seiner Seite, denn der Politprofi wusste sich mit seiner Verteidigung am Donnerstag glänzend in Szene zu setzen. Das gab sogar stehende Ovationen am Schluss seines Auftritts, denn er hatte das Narrengericht gar als älteste kriminelle Vereingung bezeichnet, weil es seit der Gründung mit dem falschen Eimermaß Urteile gesprochen hätte und auf diese Weise zu mindestens 50.000 Litern Wein gekommen seien, die ihnen eigentlich gar nicht zugestanden seien. Denn das Stockacher Eimermaß betrage 41 Liter, nicht die 60 Liter, mit denen das Gericht immer rechne. Strobl bezeichnet das Narrengericht gar noch als letzte Männerbastion, was eigentlich ins Mittelalter gehöre. Und er befand unter anderem. dass der scheidende Ankläger Thomas Warndorf ein bis die letzte Faser durchwirkter roter Socken sei und deshalb habe es hier in den letzten 19 Jahren seines Wirkens im Gericht nicht Rechts- sondern Linksbeugung gegeben. Warndorf sei für ihn ein »Shitstorm mit drei Zipfeln«, kommentierte er die Anklage. Angeklagt war Strobl der "Wahnvorstellungen und Allmachtsfantasien", "unkorrekter Verbrüderung" und "Ahnungslosigkeit und Faulheit".
Strobl selbst hielt sich gänzlich für Unschuld, sozusagen "Die Unschuld vom Lande". Durch seine Laufnarrenkappe sei er gewissermaßen sogar ein Bruder, um damit auf einen der Anklagepunkte anzuspielen. Der Mann, der noch bis Mittwochmorgen bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin dabei war, meinto, sogar der Grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann sei ein Bruder, denn Brüder könne man sich bekannterweise nicht aussuchen.
Fürsprech Michael Nadig zeigte sich ebenfalls überzeugt von der Unschuld Strobels, die Anklagepunkte betreffend: er sei der eigentliche Kretschmann im Land, der mit dem richtigen Parteibuch. Und er sei ein "Kerle" der einfacht überall gebraucht werde. Vorwürfe des Anklägers, die Menschen in Stuttgart dem Dieseltod auszusetzen, wischte Nadig damit weg, dass Strobl selbst am Nekartor säße und die Gase inhalieren müsse, da sei er einer, der sich aufopfere für Baden-Württemberg. Als der Gründe Verkehrsminister Winfreid Hermann als Zeuge in seiner grünen Schürze auf die Bühne gerufen wurde, schwenkte das Thema gleich auf das A81-Tempolimit ab Engen um. Dafür gabs auch beim Urteisspruch noch ein Rüffel vom rasenden Narrenrichter, der deutlich machte, dass das Tempolimit nach dem Aschermittwoch wieder rückgängig gemacht werden solle.
Auch Landrat Hämmerle michte sich mehrmals Lautstark in die Verhandlung ein, als es darum ginge, das Strobl die Landkreise in Armut stürzen würde, weil er die Kosten für anerkannte Flüchtlinge nicht übernehme. Und Hämmerle drohte auch dort mit Klage. Das fand dann Sympathie beim Ankläger Thomas Warndorf in seiner letzten Verhandlung, in der ihm den Gerichtsnarren "Altersmilde" bescheinigt wurde: Diesen Prozess könne man gewiss auch hier in diesem Rahmen führen, meinte er.
Die Gerichtsnarren zuckten zwar oft angesichts der furiosen Ausführungen Strobls, am Schluß blieben sie aber eiskalt. Sie nutzten sogar das Angebot Strobls die Weinstrafe zu verdoppeln aus und verurteilte ihn zu 6 Eimern Wein, nun allerdings Stockacher Maßes, also 246 Liter - und keinen Trollinger. Strobel hatte auch den Vorschlag gemacht, selbst bei einem Freispruch zwei Eimer Wein zu spendieren. Zudem müsse Strobl noch Dienst beim Flaschensammeln leisten, fügte Narrenrichter Jürgen Koterzyna in seinem Urteilsspruch hinzu.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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