"Was ist toll am THW?"
Helfen durch Zusammenhalt

Beim Technischen Hilfswerk lernen schon die Jüngsten, wie bedeutend eine gute Gemeinschaft ist. Wichtig wird das insbesondere, wenn sie sich im Einsatz voll aufeinander verlassen können müssen. Im Bild zeigt Lukas Frahm Linus Fichte einen Mastwurf. | Foto: Anja Kurz
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Stockach/Landkreis Konstanz. Auf dem Gelände des Technischen Hilfswerks (THW) Stockach war ganz schön was los am Samstag: Etwa 60 Jugendliche aus verschiedenen baden-württembergischen Ortsverbänden arbeiteten sich da durch die Stationen, um am Ende hoffentlich ihr Leistungsabzeichen in Händen zu halten. Eine der vier landesweiten Leistungsprüfungen pro Jahr in Stockach umzusetzen, ist ein lang gehegter Traum des Ortsjugendbeauftragten Michael Maser.

Noch vor rund sechs Jahren sah es in Stockach ganz anders aus. Wegen fehlendem Nachwuchs stand dabei sogar der Ortsverband an sich auf dem Spiel. 2018 sei man laut Michael Maser wieder in die Jugendarbeit eingestiegen, mit drei Kindern. Ein Jahr später waren es dann schon zehn. Noch ein Jahr später: Corona. "Da hatten wir Angst, dass sie gar nicht mehr kommen", blickte Maser auf diese unsichere Zeit zurück, "selbst wir Erwachsenen hatten Probleme, auf einem gewissen Ausbildungsstand zu bleiben." Als dann 2021 die Regeln gelockert wurden, sollte auch die Jugendarbeit wieder gestärkt werden: Mit viel Arbeit in der Öffentlichkeit, in den sozialen Medien und an Schulen konnten hier bisher die meisten Eintritte erreicht werden, die Zahl sei förmlich "explodiert" so der Ortsjugendbeauftragte.

Heute umfassen die Jugend- und die noch frisch gegründete Minigruppe zusammen 31 Personen im Alter zwischen sechs und 16 Jahren. Dass mit der Minigruppe schon Kinder ab sechs eintreten können, war beim Stockacher THW-Ortsverband ein Alleinstellungsmerkmal und habe sich positiv auf die Eintritte ausgewirkt. Bei der Feuerwehr sei das etwa zu dem Zeitpunkt noch nicht möglich gewesen.

Mit 14 Jugendlichen nahm beinahe die Hälfte der Jugendgruppe am 23. September am Leistungsabzeichen teil. Das hat sich auch eine kleine Gruppe der Stockacher Jugendfeuerwehr angeschaut. Um die Zusammenarbeit zu vertiefen, soll es eine gemeinsame Übung geben.

Einen Vorteil hat das Leistungsabzeichen im Vergleich zur Jugendflamme der Feuerwehr oder den Abzeichen der DLRG: Wer das Goldabzeichen des THW abschließt, kann mit 18 Jahren direkt in den aktiven Dienst übergehen. Das biete den Kindern eine Perspektive für ihre Zeit in der Jugendgruppe. Um das zu fördern, habe er auch die Prüfer-Ausbildung gemacht. Eine Grundausbildung, die für erwachsene Einsteiger und den Dienst bei der Feuerwehr vorausgesetzt wird, ist dann nicht mehr nötig. Das sehen auch einige der Jugendlichen selbst als Vorteil.

Herantasten an den aktiven Dienst

Wer alle Abzeichen aus der Jugend mitnehmen möchte, muss damit früh anfangen: Ab acht Jahren geht es los mit dem orangen Abzeichen, jeweils nach zwei Jahren geht es dann weiter mit Blau, Bronze, Silber und Gold. Ab zwölf Jahren ist der Einstieg beim Bronze-Abzeichen möglich. Orange beginnt dabei mit den Grundlagen, auf die schrittweise Inhalte aufgebaut werden. Im Vergleich zur etwa neunmonatigen Grundausbildung, bietet die Ausbildung über die Jugend hinweg mehr Tiefe. Das Leistungsabzeichen besteht jeweils aus einer kleinen theoretischen Prüfung, einem praktischen Teil und einer Gruppenaufgabe, bei der es auf die Zusammenarbeit der Gruppe ankommt. Für das Goldabzeichen muss zusätzlich vor dem Prüfungstag ein Projekt für die Allgemeinheit organisiert werden.

Neben dem Benennen der unterschiedlichen Werkzeuge geht es beim Leistungsabzeichen auch darum, diese einzusetzen. Das zeigt hier Isabella Puga-Reichle mit der Bügelsäge. | Foto: Anja Kurz
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Die Aufgaben ähneln sich zwischen den fünf Stufen, beispielsweise werden es mehr Stiche, Bunde und Knoten, die man kennen und können muss. Dass einige Werkzeuge erst von den Älteren angewendet werden dürfen, hänge laut Maser auch mit der "Statur" und dadurch der Belastbarkeit zusammen. Auch die Gefahren könnten dann besser erfasst werden, zum Beispiel wenn Strom im Spiel ist, ergänzte die JugendbetreuerinJessica Puga-Reichle.

Üblicherweise finden die Leistungsabzeichen im Landesverband eher im Norden statt, beispielsweise in Karlsruhe, Heidelberg oder Stuttgart, berichtete Michael Maser. Das liege auch daran, dass die dortigen Ortsverbände "immens größer" seien. Dadurch sei aber auch die Anfahrt für eher südliche Verbände entsprechend lang. "Mit 14 Kindern nach Heilbronn hochfahren, morgens um halb sechs, damit die um halb neun oben sind, ist natürlich auch eine Hausnummer. Deshalb habe ich auch gesagt, ich möchte es einmal selbst hier unten haben", führte er aus. Am liebsten würde er die Prüfungen aufteilen, sodass diese jeweils zweimal nördlich und südlich stattfinden. Er verstehe nicht, weshalb das Abzeichen selten hier unten stattfinde: "Es ist ein Aufwand, ganz klar. Aber ich denke, das macht so einen Verein auch aus."

Zusammenarbeit und Zusammenhalt

Katastrophen, wie das Hochwasser im Ahrtal, hätten zu einem spürbaren Zulauf geführt. Für solche Extremlagen sei die Feuerwehr nicht ausreichend ausgerüstet, dort fehle es etwa an passenden Pumpen. "Da stand das THW sehr lang im Fokus", findet Jessica Puga-Reichle. Dadurch habe es auch bei den Erwachsenen mehr Anfragen gegeben. Auch einige jüngere Kinder zwischen acht und zehn Jahren nannten die bessere Ausstattung im Fall eines Hochwassers als Grund, der sie zum THW geführt hat.

Die Aussicht, selbst einmal helfen zu können, wird schnell zum Ziel. Früh hören die Jugendlichen die Berichte aus dem aktiven Dienst und haben so das Ziel vor Augen, ab 18 Jahren selbst bei Einsätzen dabei zu sein. Anders als bei der Feuerwehr sind hier auch Einsätze in internationalen Krisengebieten möglich, wie beim Erdbeben in der Türkei oder aktuell in Libyen.

Einen Teil dessen, was die Jugendlichen beim THW lernen können, macht die namensgebende Technik aus. Ebenfalls maßgeblich sei das Miteinander, beides verschmelze laut Michael Maser gut miteinander. Obwohl die Einzelnen sehr unterschiedlich seien, funktioniere das Teamwork in der Jugendgruppe sehr gut. Egal welche Schule, welches Alter, welcher soziale Hintergrund, "du hast hier die blauen Klamotten an und bist gleich", sagte Maser.

Dazu gekommen sind viele über Familienmitglieder, teilweise war das THW auch die Alternative zu Feuerwehr oder Rotem Kreuz.
Geblieben sind viele und das oft schon seit ein paar Jahren. Aber warum?

Sehr vielen gefällt es, hier insbesondere im Bereich Technik viel Neues zu lernen. Im Gegensatz zur Schule werde das beim THW sehr oft praktisch und spaßig umgesetzt. So erzählen Jugendliche des THW in Singen, dass sie dort einmal einen Pool aus einer Plane und Sandsäcken gebaut haben.

Von einigen Jugendlichen aus Stockach wird der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe als sehr angenehm beschrieben, auch durch gemeinsame Ausflüge, Feste oder Zeltlager. Der Teamgeist beim THW unterscheide sich deutlich von dem in der Schule oder in einem Verein. Sie lernen sich dabei auch gegenseitig zu unterstützen und so ein Ziel zusammen zu erreichen.

Ein großes Ziel ist es, später den Menschen zu helfen. Dem sind die Jugendlichen in Stockach jetzt einen Schritt näher: Alle 14 TeilnehmerInnen haben am Samstag erfolgreich ihr Leistungsabzeichen geschafft.

Hier geht es zur Bildergalerie des Leistungsabzeichens:

Was man in der THW Jugend

Bilder des Übungstags eine Woche zuvor:

Der Übungstag in Bildern
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Autor:

Anja Kurz aus Engen

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