18 Beiträge im Bürgerhaus Adler-Post vorgestellt
Hegau Jahrbuch zur Kunstlandschaft vorgestellt

Hans Sauerbruch, Selbstporträt, 1994  | Foto: Hans Sauerbruch, Selbstporträt, 1994 (Privatbesitz, Foto: Franz Hofmann, Landratsamt Konstanz).
  • Hans Sauerbruch, Selbstporträt, 1994
  • Foto: Hans Sauerbruch, Selbstporträt, 1994 (Privatbesitz, Foto: Franz Hofmann, Landratsamt Konstanz).
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Stockach. Der Saal im Stockacher Bürgerhaus Adler-Post war mit annähend 150 Personen gut gefüllt, als der Hegau-Geschichtsverein sein Jahrbuch 2016 mit dem Titel „Kunst- und Künstlerlandschaft Hegau“ vorstellte. Einen Coup landete der Verein mit der Beauftragung des erst elfjährigen Kenenisa Bernhard Kilchmann aus Meersburg mit der musikalischen Umrahmung. Der junge Pianist erhält schon Unterricht an der Musikhochschule Trossingen und begeisterte mit seinem Spiel anspruchsvoller Werke die Zuhörer.

Die Stockacher Museumsleiterin Yvonne Istas stellte in ihrem informativen Vortrag, der im Jahrbuch abgedruckt ist, den in Ludwigshafen lebenden Maler Werner Mollweide (1889-1978) vor, der über 60 Jahre die Landschaften am Überlingersee und im Hegau auf Leinwand und Papier bannte.

Es war dann die Aufgabe des Vereinsvorsitzenden Wolfgang Kramer „im Jahrbuch zu blättern“, wie er es bezeichnete und so den Veranstaltungsteilnehmern einen Eindruck von dem 320 Seiten starken Buch mit seinen 18 Beiträgen zu vermitteln. Auf besondere Beachtung in der Fachwelt dürfte der erste Aufsatz im Buch aus der Feder des Konstanzer Kunsthistorikers Franz Hofmann stoßen, der sich mit „Meister Heinrich aus Konstanz“ einen Bildhauer aus der Zeit der Mystik vorgenommen hat, dessen vollständiger Name und Lebensdaten unbekannt sind, doch der hervorragende Holzbildwerke geschaffen hat, die ihren Weg in die bekanntesten Museen der Welt gefunden haben.

Der Konstanzer Franz Zigan verfolgt die Spuren der Skulpturengruppe des „Hl. Michael im Kampf mit dem Satan“, die auf dem Giebel des ehemaligen Offizierskasinos der Konstanzer Klosterkaserne thront.

Der Worblinger Ortschronist Ottokar Graf steuert eine umfassende Beschreibung von Leben und Werk des aus seiner Heimatgemeinde stammenden Bildhauers Johann Georg Wieland bei, des Nachfolgers von Joseph Anton Feuchtmayers, der vor allem durch die Alabaster-Altäre im Salemer Münster bekannt geworden ist. Graf bezeichnet ihn als „Wegbereiter des Klassizismus im Bodenseeraum“.

Der Stuttgarter Kunsthistoriker Andreas Vetter widmet sich dem Kirchenarchitekten der Zwischenkriegszeit Otto Linder, der die Stockacher Stadtkirche St. Oswald im Stil des Expressionismus baute. Michael Kicherer aus Aach porträtiert den Arzt und Kunstsammler Hans Koch, der Otto Dix nach 1933 Unterschlupf auf Schloss Randegg bot, und Reinhold Panter aus Singen den Arzt, Schriftsteller und Maler Traugott von Stackelberg, der in vielen Büchern aus einem reichen Leben berichtete. Helmut Fluck erinnert an den aus Heilbronn stammenden Kirchenmaler Carolus Vocke, der Kirchen im Hegau und Linzgau mit seinen monumentalen Wandmalereien ausstattete. Der Konstanzer Historiker Helmut Fidler beschreibt in seinem Aufsatz „Die Frau mit dem Feuermal“ das nicht immer einfache Leben von Gertrud Ostermayer, die mit dem Maler Max Ackermann verheiratet war und mit Musikunterricht und Ferienkursen sich und viele Hilfesuchende in ihrem anthroposophischen Haus in Horn auf der Höri durch die NS-Zeit und den Krieg zu bringen versuchte.

Einen großen Raum im Jahrbuch nehmen die „Erinnerungen, Begegnungen und Erlebnisse eines Malers“ nämlich von Hans Sauerbruch ein, der in diesem Vortrag von 1973 seine Erfahrungen mit den bekanntesten deutschen bildenden Künstlern von Ernst ludwig Kirchner über Max Liebermann bis zu den Höri-Malern spannend schildert – eine wahre Kunstgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jh. Inga Pohlmann erinnert an den Schriftsteller Werner Dürrson, der in Kattenhorn lebte, wo „Deutschland am schönsten dämmert“, wie er schrieb.

Das Buch bietet in der Rubrik „Miszellen“ Platz für den Aufsatz von Helmut Arnold über die Genfer Schriftstellerin Noelle Roger, die den Verwundeten- und Interniertenaustausch zwischen den verfeindeten Seiten im Ersten Weltkrieg schilderte, der über den Konstanzer Bahnhof lief.

„The Singen Route“ hat Reiner Ruft aus Rielasingen seinen Bericht über die Flucht alliierter Offiziere vom sächsischen Colditz quer durch Deutschland nach Singen geschildert, wo sie hofften, unbemerkt über die Grenze in die neutrale Schweiz entkommen zu können. Das Jahrbuch schließt mit drei Vorträgen von Wolfgang Kramer, von denen einer auf die schwankende Haltung der Büsinger im Verlauf des 20. Jh. eingeht, ob sie bei Deutschland bleiben oder versuchen sollten, sich der Schweiz anzuschließen.

Das professionell und ansprechend gestaltete Jahrbuch ist im Buchhandel zum oder über die Geschäftsstelle des Hegau-Geschichtsvereins in Singen (07731/85-239) erhältlich.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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