»Tom Sawyer«: ein Klassiker klassisch gut aufbereitet am Stockacher »Nellenburg-Gymnasium«
Hallodris, Humor und manche Härte

Tom Sawyer Nellenburg-Gymnasium  | Foto: Mit präzise getimten Massenszenen wird das Leben in der Kleinstadt St. Petersburg als Schauplatz der Abenteuer von Tom Sawyer lebendig gemacht. swb-Bild: sw
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Stockach. Der Weg ist versperrt, der Ausgang nicht zu finden. Die Füße schmerzen, die Angst ist da. Unruhe und Panik machen sich breit. Und dann stürzt der Mörder Indianer-Joe mit einem riesigen Messer hervor. Dramatisch ist es. Und gut umgesetzt. Die Höhle als Schauplatz des Geschehens wird auf der Bühne des »Nellenburg-Gymnasiums« in Stockach mit Hilfe von modellierten Gesteinsformationen und einem riesigen projizieren Fotobild mit Felsen und Steinen dargestellt. Becky und Tom irren ziellos umher. Und der Zuschauer zittert mit ihnen. Einen Kinderbuch-Klassiker, der auch Erwachsene erreicht, haben sich Lisa Hartmann, Lisa Binder und Michael Koger als Regisseure vorgenommen und mit ihren Schülern einstudiert: »Die Abenteuer von Tom Sawyer« aus der Feder von Mark Twain werden in der Musical-Version noch vier Mal in der Schule gezeigt. Konzept und Buch stammen von Ken Ludwig, Musik und Songtexte von Don Schlitz, die sich beide eng an die Romanvorlage von Mark Twain halten.

Die Geschichte hat Charme. Tom Sawyer im Konkurrenzkampf mit seinem braven Bruder Sidney. Tom Sawyer im Kampf um das Herz der klugen Becky Thatcher. Tom Sawyer im Kampf gegen die Angst und den Bösewicht Indianer-Joe. Eine große Herausforderung für die jungen Darsteller, die schauspielern, singen und dabei noch mimisch überzeugen müssen. Im letzten Jahr hatte die Schule »Fame« mit vorwiegend älteren Darstellern auf die Bühne gebracht - nun erlaubte das breit angelegte Sujet von »Tom Sawyer« die Besetzung der Rollen mit jüngeren und älteren Schülern. Etwa 74 Mitwirkende sind in das Projekt eingebunden - von der hervorragenden Band unter Stefan Gräsle über das Bühnenbild bis hin zu Technik, Kulissenaufbau und Maske.

Dabei hat die Darbietung ihre Finessen. Indianer-Joe mit dem langen Ledermantel wurde erfolgreich auf böse getrimmt, Beckys Vater, Richter Thatcher, wird die Autorität durch den zu engen Frack genommen, und Tante Pollys nicht immer ganz so heile Welt wird auf der Nebenbühne mit soliden Kaffeetassen und biederer Blümchen-Tapete dargestellt. Humor gibt es noch dazu: Tom Sawyer soll auf Geheiß der Lehrerin »Jeden Einwohner der USA« buchstabieren. Das macht er: »J-e-d-e-n E-i-n-w-o-h-n-e-r.« Das reicht schon. Die Lehrerin muss dem Lausbub und seinen Mitschülern wie versprochen schulfrei geben. Dass er trotz allerlei Flausen im Kopf und liebenswürdiger Schelmerei ein Herz aus Gold hat, zeigt sich, als er die Schuld für einen Streich Beckys auf sich nimmt.

Das Zuschauen macht Spaß, die Melodien sind schwungvoll und mitreißend, der Plot spannend und humorvoll. Erwachsene werden sich an Helden ihrer Kindheit erinnert fühlen, junge Zuschauer können hier streitbare Protagonisten finden. Die Umsetzung der Story von Mark Twain überzeugt durch Detailliebe, das gelungene Bühnenbild, die gute Auswahl der Darsteller und diese kleinen Finessen, die der Aufführung einen besonderen Kick geben: Auf einem der Gräber während der Friedhof-Szene steht »Jesse James«, die quirlige Kleinstadt St. Petersburg am Mississippi wird durch Massenszenen visualisiert, die Umgebung durch das großflächige Bühnenbild in den Saal hereingeholt. Dabei werden auch schwierige Darstellungen nicht gescheut: Der Alptraum von Tom Sawyer und seine Heimsuchung durch Indianer-Joe wird in schaurig-düsterer Klarheit präsentiert. Fazit: Zuschauen lohnt sich!

Die »Abenteuer von Tom Sawyer« aus der Feder von Mark Twain in der Musical-Version werden noch vier Mal auf der Bühne im »Nellenburg-Gymnasium« in Stockach gezeigt. Termine sind am Mittwoch, 29. März, um 19 Uhr, Freitag, 31. März, um 16 Uhr, Samstag, 1. April, um 15 Uhr sowie am Sonntag, 2. April, um 17 Uhr. Karten gibt es nur an der Abendkasse, ein Vorverkauf wird nicht angeboten.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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