Igelhilfe als zentrales Auffangbecken für kleine Insektenfresser
Ganz schön viel los in (E)Igeltingen
Eigeltingen. Es fing alles ganz harmlos vor drei Jahren an. Manuela Martin hörte tapsende Geräusche im Hinterhof ihres Geschäftes in der Goethestraße in Stockach, schaute nach und stieß dort auf einen Igel, der sich an Abfallresten im Gelben Sack zu schaffen machte. Das kleine Tier war viel zu mager und wirkte krank.
Also brachte Manuela Martin es zu ›Bio-Top‹, der Wildtierhilfe in Volkertshausen mit denen sie inzwischen auch kooperiert. Dort stellte man fest, dass der Igel von Parasiten befallen war und dringend Erste Hilfe und medizinische Versorgung brauchte. Doch in der Einrichtung überwinterten bereits ein Duzend Igel und Manuela Martin entschloss sich, zur Entlastung der Tierfreunde, eines der stachligen Säugetiere mit nach Hause zu nehmen.
»Nachdem das Tier bereits nach zwei Tagen in den Winterschlaf fiel, holte ich mir noch weitere Igel mit heim«, erinnert sie sich zurück. Nach überstandenem Winterschlaf half sie beim Auswildern. Am besten sei es die stachligen Säugetiere wieder an den Fundort, also das angestammte Revier, zurückzubringen. Ist der Igel noch zu schwach oder hat zu wenig Gewicht, muss er langsam wieder mit dem Leben in der freien Natur vertraut gemacht werden. Das hat sie damals getan – und dabei einige Igel erfolgreich ausgewildert.
Der Beginn einer großen Liebe
Seitdem ist viel passiert. Manuela Martin betreibt mittlerweile einen kleinen Igelhort in ihrem Haus in Eigeltingen. Hier päppelt sie bis zu 40 Igel auf einmal auf. Von überall und zu jeder Tages- und Nachtzeit wird sie angerufen, wenn irgendwo ein Igel aufgefunden wird, denn »wir haben hier in der Region keine Anlaufstelle für Igel«, sagt sie im Gespräch mit dem Wochenblatt. Das bewältigt die Unternehmerin nebenher in ihrer Freizeit. Unterstützt wird sie von ihrer Familie und freiwilligen Helfern, allein könne sie die Aufgabe in diesem Umfang kaum bewältigen.
So hat die Lehrlingswerkstatt der Firma Aptar auch in diesem Jahr wieder 20 Winterhäuschen zum ersten Advent gespendet. Eine willkommene Spende, denn jährlich bis zu 200 Igel, die alle einen Namen bekommen, versorgt Manuela Martin - und zahlt alles aus eigener Tasche. Nahrung und Medizin seien sehr teuer. Daher freut sich die Eigeltingerin über Sach- und Geldspenden. Ein weiterer Sponsor ist die Firma Riester in Radolfzell, die Manuela Martin bei der Entsorgung des anfallenden Abfalls unterstützt. Inzwischen erhält sie auch Unterstützung und ein offenes Ohr bei der Gemeinde.
Der Erhalt der Igel sei wichtig, denn der Bestand schwindet rasant: Bis zu einer Million Tiere werden in Deutschland im Straßenverkehr überfahren, viele verletzen sich an Zäunen oder werden durch Mähroboter und Sensenmäher stark verletzt. Schwindende Lebensräume, Pestizide und Veränderungen der Landschaft machen dem Igel zu schaffen und auch die Nahrungssuche wird immer schwieriger. Dies ist auch der Grund, dass sie sich der Regiogruppe der NI Naturschutzinitiative angeschlossen hat. Ihr Ziel ist es irgendwann ein Igelzentrum zu gründen zur Pflege und Auswilderung der Wildtiere. Dabei soll es aber auch um Aufklärungsarbeit gehen, etwa wie man den heimischen Garten igelfreundlicher gestalten könne und wie Gefahren im Vorfeld zu vermeiden sind.
Weitere Infos gibt es auf Instagram/Facebook unter igelhilfe_e.igeltingen. Kontakt und Paypalspendenkonto: igeltingen(at)outlook.de
- Graziella Verchio
Autor:Redaktion aus Singen |
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