Stockach wird zur Kunst-Hochburg
Freiluftgalerie lockt die Besucher in die Oberstadt
Stockach. Mit großer Freude begrüßte Bürgermeister Rainer Stolz am Samstagabend die vielen Gäste, die zur Stockacher Kulturnacht gekommen waren. Im Alten Forstamt eröffnete er sowohl die Museumsnacht Hegau-Schaffhausen, die zum zweiten Mal in Stockach stattfand, als auch die neue erfundene Kunstmeile, die bis zum 1. Oktober die Innenstadt mit Kunstwerken verschiedener Künstlerinnen und Künstler schmückt.
»Wir werden etwas erleben, was wir in dieser Konzentration und in dieser Dichte noch nie erlebt haben«, sagte er begeistert in seiner kurzen Ansprache. »Heute sehen wir entlang der Kunstmeile nicht nur die Bilder, sondern auch die Künstlerinnen und Künstler, die uns direkt zeigen, was sie drauf haben«, fügte er hinzu.
Die Besucher konnten sich davon selbst überzeugen, als sie bei einem Rundgang durch die Hauptstraße die fast vollständig anwesenden Künstler trafen, die ihnen lebhaft etwas über ihre Werke erzählten, die in den Schaufenstern und zum Teil auch in den Geschäftsräumen ausgestellt waren. Auch Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier war stolz auf das Erreichte. »Im Februar begannen wir, die Künstler anzusprechen. Kultur heißt, Menschen zusammenzubringen«, erklärte sie und die Besucher spürten an diesem Abend, dass das gelungen war.
Die Kulturmeile in Stockach bot den Besuchern am Samstagabend eine vielfältige und spannende Kunstschau. Die Künstlerin Sybille Trefflich eröffnete den Rundgang, der an der Stadtbücherei begann, und erklärte ihre abstrakten Bilder, die mit Farben und Formen spielen. Die nächste Station war das Kaufhaus Jährling, wo Cornelia Pfitzer-Lorenz ihre Werke präsentierte, die sie harmonisch mit den Schaufensterpuppen arrangiert hatte. Sie war somit die erste sich vorstellende Künstlerin, die ihre Werke in einem Schaufensterladen ausgestellt hatte.
Insgesamt hatten die 25 Künstlerinnen und Künstler ihre Werke an 20 verschiedenen Orten ausgestellt. Die meisten waren persönlich da und berichteten über ihre Kunst. Karl Rudigier, der seine Landschaftsaquarelle bei Moser Herrenmoden zeigte, sagte, dass von den 25 Teilnehmenden, die meisten abstrakt malen würden. Nur drei Künstler würden gegenständliche oder figurative Malerei zeigen. Seine Bilder seien leicht verständlich.
Die Besucher sahen eine große Bandbreite an Kunstwerken, von Epoxidharzgemälden bis zu Acryl. Einige Künstler überraschten mit besonderen Projekten oder Geschichten. Zum Beispiel Martin Schubert (Bücher am Markt), der sich mit Lyrik beschäftigte. Oder Ester Wenger (Tanzschule La Danse), die erzählte, dass sie 1990 das Tangotanzen erlernte und dann später ein »Tango«-Projekt startete, bei dem sie ein Jahr lang jeden Tag ein Bild zum Thema »Tango« malte.
Oder Waltraud Kuhn, die mit ihren Aquarellmalereien eine klare Sprache sprach. »Das Bild muss im Kopf sein, die Farben müssen gemischt sein. Sobald das Papier nass ist, muss das Gemälde fertiggestellt sein. Wenn das nicht klappt, war’s das«, sagte sie.
Die Kulturmeile bot zusätzliche Highlights. Im Bürgerhaus Adler Post bewunderten die Besucher die Arbeiten von Ursula Haupenthal, die mit Aluminium-Vergussplatten experimentierte, wie sie sie auch für ihr Kunstwerk »Das Tor zum Bodensee« verwendet hatte. Außerdem zeigte sie Ausschnitte aus dem Film »No Beginning No Ending«, den sie zusammen mit Tilmann Bögel drehte. Der Abschluss des Rundgangs war die Ausstellung »Millefiori« des Mosaik-Künstlers Armin Grathwohl in der VHS, der an diesem Abend ebenfalls seine Vernissage feierte. Die Ausstellung zeigt farbenfrohe und detailreiche Mosaikbilder. Die Kunstmeile ist noch bis zum 1. Oktober zu sehen und lädt zum Staunen und Entdecken ein. Und für die Finissage an diesem Tag gibt dann der verkaufsoffene Sonntag in Stockach und das Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen der Partnerstadt mit der französischen Stadt La Roche sur Foron einen ganz besonderen Rahmen.
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Autor:Uwe Johnen aus Singen |
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