Ein besonderes Meisterkonzert im Adler Post
Frauenpower im musikalischen Dialog
![Von links: Grace Kyung Eun Lee (Violine), Akiko Nikami (Klavier) und Haeree Yoo (Horn) euphorisierten beim Stockacher Meisterkonzert "Melodisches Echo" das Publikum mit geballter Frauenpower. Georg Mais nahm seine Aufgabe als Notenblattwender sehr gewissenhaft wahr. | Foto: Walter Tankred](https://media04.wochenblatt.net/article/2025/01/26/9/304249_L.jpg?1737980967)
- Von links: Grace Kyung Eun Lee (Violine), Akiko Nikami (Klavier) und Haeree Yoo (Horn) euphorisierten beim Stockacher Meisterkonzert "Melodisches Echo" das Publikum mit geballter Frauenpower. Georg Mais nahm seine Aufgabe als Notenblattwender sehr gewissenhaft wahr.
- Foto: Walter Tankred
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Stockach. Am vergangenen Freitagabend erfüllten die harmonischen Klänge von Violine, Horn und Klavier das fasnachtlich geschmückte Bürgerhaus Adler Post in Stockach, als das Trio um Grace Kyung Eun Lee, Haeree Yoo und Akiko Nikami mit ihrem Programm "Melodisches Echo" das Publikum verzauberte.
Georg Mais hatte in seiner Begrüßungsrede das Publikum auf einen Abend voller Frauenpower vorbereitet. Und diese Erwartung wurde in den kommenden rund eineinhalb Stunden von den drei temperamentvollen Musikerinnen zur Zufriedenheit aller erfüllt: Ein Programm, das zwar keinen direkten Bezug zur Fasnacht hatte, dennoch aber aufgrund vieler unerwarteter Momente und skurriler, musikalischer Wendungen beinahe närrisch daherkam, ließ die Zuhörer aufhorchen.
Die Musikerinnen Haeree Yoo (Horn), Grace Kyung Eun Lee (Violine) und Akiko Nikami (Klavier) sind Künstlerinnen, die sowohl solistisch als auch in verschiedensten Kammermusikensembles weltweit auftreten und begeistern. Haeree Yoo, geboren in Seoul, Südkorea, ist seit Mai 2022 als Solohornistin im WDR Sinfonieorchester Köln tätig. Neben ihrer Orchestertätigkeit ist sie Mitglied des Pacific Quintet. Die Südkoreanerin Grace Kyung Eun Lee ist eine international gefeierte Violinistin und Mitglied des HR-Sinfonieorchesters. Akiko Nikami, geboren in Japan, erhielt bereits im Alter von vier Jahren ihren ersten Klavierunterricht. Sie studierte an der Tokyo Universität der Künste, setzte ihre Ausbildung an der Universität der Künste Berlin fort, wo sie 2002 das Konzertexamen ablegte und ist seit 2009 als Korrepetitorin an eben dieser Universität tätig. Ferner arbeitet sie auch mit der Staatskapelle Berlin zusammen.
Mit dem von ihnen zusammengestellten Programm fesselten die Musikerinnen das Publikum und führten es, besonders mit einer Komposition von Ethel Mary Smith, dem Trio für Horn, Violine und Klavier in A-Dur jenseits der Grenze des Gewohnten: Es mag diese Komposition gewesen sein, die dem Konzertabend seinen Namen "Melodisches Echo" gab, denn das Werk ist ein Dialog zwischen den Instrumenten. Die melodische Struktur zeichnet sich durch ständige Wechsel und Dialoge zwischen den drei Instrumenten aus: So gibt es Momente, in denen Violine und Horn die Hauptmelodie übernehmen, während das Klavier die harmonische Basis liefert, um dann mit komplexeren, pianistischen Passagen im Vordergrund zu brillieren. So hatte nun jede der Musikerinnen die Gelegenheit, sowohl im Ensemble als auch solistisch ihr Weltklasse-Können zu zeigen.
Nach der Pause entzückten die Musikerinnen ihr Publikum mit dem Trio in Es-Dur für Horn, Violine und Klavier (op. 40) von Johannes Brahms. Dem Komponisten war die Idee zu dieser Komposition gekommen, als er 1864 in den Wäldern und der Natur rund um Darmstadt unterwegs war. Und so ist es kein Wunder, dass spätestens im dritten Satz dieses Trios, welches Brahms 1865 vollendet hatte, das Horn mit Jagdklängen so in den Vordergrund tritt, dass man beim Hören die Tannennadeln förmlich riechen und die Jagdhunde in der Ferne hinter dem Wild her preschen sehen kann. Auch hier konnten die Musikerinnen wieder ihr Können unter Beweis stellen: Harree hielt mit dem Horn eine präzise Intonation aufrecht, besonders in den höheren Registern, wo es technisch schwieriger wird, phrasierte und artikulierte brillant solistisch, fügte sich aber auch sanft in das Ensemblespiel ein. Lee zeigte mit ihrer Violine große und agile Ausdruckskraft. Es gelang ihr jedoch, in spielerisch-melodischer Balance mit Harree am Horn zu bleiben. Dies geschah alles, während Nikami das Klavier ebenfalls sowohl als Begleitinstrument als auch als Solostimme erklingen ließ, kreativ interpretiert, aufmerksam lauschend, aber auch kraftvoll dominierend.
Das Publikum in der Adler Post lauschte jedenfalls bereitwillig auf alle musikalischen Wendungen und Herausforderungen. Sein Echo auf die von den drei Weltklasse-Musikerinnen präsentierten Kammermusikwerke war euphorisierter Applaus, der sicherlich auch als Dank für die Organisatoren der Stockacher Meisterkonzerte, Georg Mais von der Südwestdeutschen Mozartgesellschaft und Corinna Bruggaier, Leiterin des Amts für Kultur und Tourismus, gemeint war. Für letztere dürfte dieses Konzert ein ganz besonderes Bonbon gewesen sein, schließlich hatte sie einst Horn studiert und hat dieses Instrument in ihr Herz geschlossen.
von Walter Tankred
![Von links: Grace Kyung Eun Lee (Violine), Akiko Nikami (Klavier) und Haeree Yoo (Horn) euphorisierten beim Stockacher Meisterkonzert "Melodisches Echo" das Publikum mit geballter Frauenpower. Georg Mais nahm seine Aufgabe als Notenblattwender sehr gewissenhaft wahr. | Foto: Walter Tankred](https://media04.wochenblatt.net/article/2025/01/26/9/304249_L.jpg?1737980967)
![Foto: Walter Tankred](https://media04.wochenblatt.net/article/2025/01/26/6/304246_L.jpg?1737922060)
Autor:Redaktion aus Singen |
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