Auftakt der Meisterkonzerte mit Sonaten
Eine schöne Entführung nach Wien
Stockach. Der Auftakt der aktuellen Saison der Meisterkonzerte begann mit einem "Geständnis". Denn für die Reise ins Wied des 18. Jahrhunderts, als man dort Größen wie Mozart, Beethoven oder Brahms zu feiern verstand und in der feinen Gesellschaft, spielten Hans-Peter Hoffmann, Professor für Geige in Saarbrücken, und die aus Armenien stammende Pianistin Tatevik Mokatsian das erste mal nur zu zweit ein Konzert gemeinsam. Warum aber Hoffmann das erwähnte, war die Frage. Denn die beiden spielten die doch sehr anspruchsvollen Stücke dieses Abends so souverän im "Einklang", dass das eigentlich niemand vermutet hätte.
Und die Stücke, die sich die beiden hier unter dem Titel "Musikstadt Wien" ausgesucht hatten, waren äußerst "tricky": Schon der Auftakt mit Mozarts Sonate für Violine und Klavier in B-Dur und in drei sehr temperamentvollen Sätzen aus dem Jahr 1784 war eine wirkliche Herausforderung. Das seinerzeit so schnell geschriebene Stück steckte voller Brüche und Unterbrechungen, ein "Flow" wollte da kaum aufkommen. Und doch blitzten eben immer wieder diese Momente auf, wenn sich Violine und Klavier "fanden" in brutal schnellen gemeinsamen Passagen und dann sich doch wieder in einen Dialog trennten. Das ging oft so schnell, dass es da aus dem Publikum schon Laute des Staunens gab. Und Beethovens Sonate in Es-Dur hatte sich durchaus an Mozarts Sonate orientiert, war eigentlich ein genauso unruhiges Stück, das aus dem Wechselspiel der beiden Akteure hier auf der Bühne lebte und die her den musikalischen Parforce-Ritt in spielerischer Leichtigkeit bewältigten. Eine wirkliche Offenbarung im positiven Sonne.
Nach der Pause war dann Brahms 3. Violinsonate das Sahnehäubchen dieses Abends und eine weitere Steigerung in Sachen Herausforderung in den vier so konträren Sätzen, aus denen die beiden hier wahre musikalische Explosionen zu produzieren wussten. Und mit der Zugabe und einem Ausflug in Spanische Gefilde wurde eigentlich in Sachen Spielkunst und einem ungeheuren Tempo sogar noch mal war zur Begeisterung des Publikums drauf gesetzt. Und dann hatte Hans-Peter Hoffmann auch noch seine Noten auf der Bühne vergessen. Als er kam, um sie zu holen, war das Publikum der Meinung, dass dafür noch eine zweite Zugabe fällig wäre. Und die bekamen die wirklich beeindruckt begeisterten Zuhörer denn auch. Und damit ist die Latte für die weiteren Meisterkonzerte schon mal ganz schön hoch gehängt.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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