Große Versammlung der Pfarrgemeinderäte
Ein langes Ringen um die neue Kirchgemeinde

Sie waren am Schluss froh über die gelungenen Entscheidungen für die neue große Pfarrgemeinde "Bodensee-Hegau" im Stockacher Palottiheim. Hermann Schwörer als an diesem Abend gewählter Vorsitzender der Vollversammlung, sein auch an diesem Abend gewählter Stellvertreter Jürgen Brecht und Münsterpfarrer Heinz Vogel, der sich auch für die Leitung der künftigen großen Kirchgemeinde beworben hat, wie er informierte. | Foto: Oliver Fiedler
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  • Sie waren am Schluss froh über die gelungenen Entscheidungen für die neue große Pfarrgemeinde "Bodensee-Hegau" im Stockacher Palottiheim. Hermann Schwörer als an diesem Abend gewählter Vorsitzender der Vollversammlung, sein auch an diesem Abend gewählter Stellvertreter Jürgen Brecht und Münsterpfarrer Heinz Vogel, der sich auch für die Leitung der künftigen großen Kirchgemeinde beworben hat, wie er informierte.
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Stockach. Es war schon ein historisches Ereignis, die formale Begründung einer neuen großen Kirchgemeinde im östlichen Hegau und am See, die da aus den Vertretern der sechs Seelsorgeeinheiten Radolfzell, Stockach, Höri, See-End, Krebsbachtal und Hohenfels begründet werden soll und auf 2026 umgesetzt wird. Und dafür gab es in der von Münsterpfarrer Heinz Vogel anfangs geleiteten und von Christine Dreschka vom Bildungszentrum Singen moderierten Versammlung im Stockacher Palottiheim einige erste Weichen zu stellen, die auch bis zum August hätten gestellt werden sollen, so dass die vom Erzbistum aufgestellten Regeln. Und so bestand einigen an "Einigungsdruck" für die die Pfarrgemeinderäte, die sich nach emotional geführten Diskussionen darauf einigten, dass der Sitz der neuen Pfarrgemeinde in Radolfzell sein soll, dass die den Namen "Bodensee-Hegau" tragen wird und dass sie unter das Patronat von "Zeno" gestellt werden soll, als Dach für diese Gemeinde, mit der die katholische Kirche auf die vielen Veränderungen reagiert, die gerade am Laufen sind.

Nach der geistlichen Einstimmung durch Heinz Vogel für die rund 100 anwesenden und in Gruppen gesetzten Pfarrgemeinderäte, zu denen dich auch einige Gäste als Zuschauer gesellt hatten, ging es schon bald ans Eingemachte. Christina Dreschka wie Heinz Vogel machten deutlich, dass man schon unter dem Druck stehe, an diesem Abend zu den gesetzten Ergebnissen zu kommen, sonst müsse man sich vor August erneut treffen oder gar eine Mediation nutzen, die das Ordinariat für die Fälle setzen will, wenn die Vollversammlung keine Einigung fände. Zwar wurden die anstehenden Themen schon in den Pfarrgemeinderäten besprochen, spürbar wurde an diesem Abend schon, dass man auf diese Ebene das erste Mal zusammen kam und sich erst zusammen finden musste. Schon bei der Wahl des Versammlungsleiters gab es zwei Kandidaten, Hermann Schwörer von der Seelsorgeeinheit Höri und Jürgen Brecht aus Stockach. Beide nehmen eine durchaus kritische Haltung zur Reform der katholischen Kirche ein, wie sie vermittelten. Schwörer wurde gewählt und machte auch deutlich, dass er hier die Sitzungsleitung nicht der Moderation überlassen wolle. Jürgen Brecht wurde Stellvertreter der Vollversammlung, gegen ihn hatte Ute Teige kandidiert. Die Wahlen und Abstimmungen wurden allesamt geheim durchgeführt, mit öffentlichen Bekundungen per Farbkarte, ob man bereit für die Abstimmung sei, nach der in einigen Punkten weitere Diskussionen, beziehungsweise "Mauschelrunden" angesagt waren, um das Ziel zu erreichen.
Spannend wurde es schon zur ersten großen Frage, nämlich ob die Vollversammlung die weiteren Schritte an einen beschließenden Ausschuss delegieren solle, um den Aufwand einer Vollversammlung zu reduzieren. Die Diskussionen waren emotional, die Frage wurde durch das Veto der Seelsorgeeinheit See-End entschieden, weil in den Abstimmungen es immer eine Mehrheit in den Pfarrgemeinderäten wie in der Gesamtversammlung geben musste. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Günter Schmidt, sieht die Verantwortung für die Ausschussmitglieder als zu groß an, machte er sein Unbehagen deutlich. Das heißt, dass die weiteren Schritte erst mal in Vollversammlungen vollzogen werden müssten. Diese habe aber noch die Möglichkeit, doch noch einen Ausschuss zu setzen, wurde nach der Abstimmung informiert. "Die wichtigen Entscheidungen treffen immer die Pfarrgemeinderäte", warb Heinz Vogel um Vertrauen in den Ausschuss.

Sitz in Radolfzell und das Patronat von "Zeno"

Emotional und bewegt verlief auch der nächste Schritt. Wo soll diese neue Riesen-Pfarrgemeinde, die rund 30.000 Katholiken umfasst ihren Sitz haben? Es traten symbolisch Stockach gegen Radolfzell an, die Furcht der Stockacher, hier eine "Außenstelle" zu werden, war durchaus spürbar, obwohl auch die Stockacher Stadtpfarrer Thomas Huber für Radolfzell war, schon wegen des Münsters. Am Ende setzte sich Radolfzell durch, nach mehreren Probeabstimmungen. Mit dem Patronat war es dann schon etwas leichter: Christoph Stadler als Vertreter des Radolfzeller Pfarrgemeinderats habe sich alle Kirchen der künftigen Großgemeinde angeschaut, und fand dort einige Spuren des Radolfzeller Hausherren, der aus Afrika über St. Gallen hier gen Radolfzell kam. Er stehe besonders für Weltoffenheit, so Stadler. Die vorgelegte Alternative wäre "Unsere Liebe Frau" gewesen, als Dokument der Marienverehrung.
Und schon die nächste Frage zum Namen der neuen Gemeinde. Hegau-Bodensee oder Bodensee-Hegau galt des zu beantworten. Auch hier hatte sich Christoph Stadler kundig gemacht. Schließlich dieser Zuschnitt ja auch einmal schon das Dekanat "Östlicher Hegau" gewesen, nur die Höre wurde dann dem Dekanat Hegau zugeschlagen und kommt nun sozusagen "zurück". Sozusagen in die Schlussminute hinein, zu der es noch ein Geburtstagsständchen für ein Mitglied der Vollversammlung  gegeben hatte, das diesen Tag für diese neue Gemeinde opferte, wurde  "Bodensee Hegau" daraus.  Denn wen schon die Sparkassen, die Narrenvereinigung, der Blasmusikverband oder gar der Turngau "Hegau Bodensee" seien, dann wolle man doch etwas anders heißen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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